Nacht der Technik Tolle Technik: Turbolader aus dem Drucker

MONHEIM/LANGENFELD/LEVERKUSEN · Die Nacht der Technik lockte 1000 Neugierige an. 30 Unternehmen öffneten in Monheim, Langenfeld und Leverkusen ihre Türen.

Ein Sportwagen für 16 Millionen Euro, vier Turbolader und 16 Zylinder unter der schwarzen Haube und 1500 PS stark – ohne die Technik der Langenfelder Firma Innocast an der Haus Gravener Straße würde „La Voiture Noire“ von Bugatti nicht fahren. Am Freitagabend zur ersten „Nacht der Technik Rhein-Wupper“ öffnete unter anderen der Experte für Motoren- und Anlagenentwicklung seine Türen und ließ die Besucher das Wunder der neuen 3D-Drucker sehen. Auch das Monheimer Wasserwerk am Schleiderweg war zu besichtigen.

Bei Innocast waren auch 16 Schüler des Informatikkurses und zwei Lehrer vom Konrad-Adenauer-Gymnasium. „Wir haben uns gedacht, dass das für die Schüler hier sehr interessant sein könnte“, sagt Lehrerin Nicola von Gehlen. „Später einmal“, erklärt Schülerin Julia, „werden wir selbst etwas im 3 D-Druckverfahren herstellen, eventuell einen Einkaufschip mit dem Namen der Schule.“

Der schnittige Bugatti entlockt der Besuchergruppe einige Bewunderungsrufe. Gekonnt und charmant erklärt Firmenchef Dr. Thomas Bettermann den Besuchern, wie sein Unternehmen per modernster Technik Formen für Gussteile – meist für die Autoindustrie – herstellt. Und zwar erheblich schneller als im konventionellen Verfahren in nur wenigen Tagen, statt, wie früher, in mehreren Wochen. Erst einmal demonstriert Bettermann den neugierigen Besuchern was so ein Drucker in feinster Ausprägung perfekt schafft – von Master-Yoda-Figürchen aus den legendären Star-Wars-Filmen über die Frauenkirche in Dresden bis zum alten Turnschuh. „Man muss den Computer nur mit den richtigen Daten füttern“, sagt Bettermann. Der Spezialdrucker arbeitet über Nacht, indem er unzählige Male ein superfeines Kunststoffgranulat übereinanderschichtet, bis das gewünschte Model gewachsen ist. Dieses wird dann in Wachs getaucht. Mehrfach beschichtet geht es in den Brennofen, in dem das Ursprungsmodell ausgelöst wird. Und fertig ist die Hülle, die nebenan in der Gießerei Schmees mit Stahl ausgegossen wird. Letztlich kommen die fertigen Komponenten für den Turbolader zurück zu Innocast, wo sie nachgeschliffen und behandelt und schließlich per Hand zusammen gebaut werden.

Verblüfft schauen sich die Besucher ein Video an, in dem ein filigranes Falkenmodell per Sanddruck entsteht. Und letztlich als poliertes glänzendes Kunstwerk aus Edelstahl die Firma verlässt. Laut Bettermann hilft sein 60-Mann-Betrieb der Industrie weltweit zur schnellen Fertigung von Motoren- und anderen Teilen.

Von den mehr als 1000 Besuchern der Technik-Nacht in Langenfeld, Monheim und Leverkusen machen sich auch viele Bürger per Pendelbus in die Trinkwasseraufbereitungsanlage am Schleiderweg in Monheim auf. Auch dort öffnen sich die Tore dem Normalbürger nur selten und geben Einblick in Halle mit Pumpen, Rohren und Wassertanks. Die alle interessierende Frage, beantwortet der Technische Leiter Rudolf Gärtner: „Ja, unsere Trinkwasser ist so gut wie jedes Mineralwasser. Vergleichen sie unsere Inhaltsstoffe mit denen der Haaner Felsenquelle, werden sie nicht viele Unterschiede finden“, erklärte Gärtner. Und: Nein, wir kriegen kein Rheinuferfiltrat, wie viele glauben, und auch kein Talsperrenwasser. Fast ganz Langenfeld ist eine große Trinkwasserschutzzone, in der aus sechs Brunnen das kostbare Nass gezapft wird. 30 Meter geht es in die Tiefe.

 Master Yoda wurde im 3-D-Drucker der Firma Innocast hergestellt.

Master Yoda wurde im 3-D-Drucker der Firma Innocast hergestellt.

Foto: Rheinische Post/Isabel Klaas (isa)
 Dosieranlagen im Monheimer Wasserwerk.

Dosieranlagen im Monheimer Wasserwerk.

Foto: Rheinische Post/Stephan Meisel (mei)
 In Leverkusen durften Besucher auf den  EVL-Turm.

In Leverkusen durften Besucher auf den  EVL-Turm.

Foto: Miserius, Uwe (umi)
 Firma Innocast in Langenfeld: Techniker Martin Linke am 3-D-Drucker.

Firma Innocast in Langenfeld: Techniker Martin Linke am 3-D-Drucker.

Foto: Rheinische Post/Isabel Klaas (isa)

Auch in Leverkusen gab es viel zu entdecken. So etwa bei der Sicherheitszentrale und der Werkfeuerwehr des Chemparks. Oder beim im Chempark ansässigen Unternehmen NKT; mit gigantischen Kabeltrommeln für Wind- und Offshoreparks. Bei Entsorger Avea ging es im Müllheizkraftwerk auf eine Reise zu moderner Abfallbehandlung. Die Energieversorgung Leverkusen (EVL) lud ins Wasserpumpwerk Bürrig ein und zu einem Stadt-Überblick im Wasserturm – dem höchsten Punkt der „Nacht der Technik“. Im Probierwerk der Wirtschaftsförderung in Opladen ließen sich Besucher mit Hilfe eines 3D-Druckers einen Einkaufschip erstellen, im CNC-Labor des Berufskollegs Opladen einen eigenen Pokal fertigen.

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