Andreas Brandt (fhdw) Und Clemens Urbanek (ihk) Nach verborgenen Schätzen suchen

Langenfeld · IHK-Geschäftsführer Clemens Urbanek, Leiter der Abteilung Berufsbildung, und der Leiter des Campus Mettmann der Fachhochschule der Wirtschaft, Prof. Andreas Brandt, diskutieren die Chancen der berufsbegleitenden Weiterbildung.

 FHDW-Leiter Andreas Brandt und IHK-Geschäftsführer Clemens Urbanek in Düsseldorf.

FHDW-Leiter Andreas Brandt und IHK-Geschäftsführer Clemens Urbanek in Düsseldorf.

Foto: ralph matzerath

Die Wege der Ausbildung und des Studiums hatten früherer starre Leitplanken, die kaum Wechsel und Verzahnungen boten. Das ist anders geworden.

Urbanek Das stimmt. Heute gibt es Wege von der Ausbildung ins Studium und umgekehrt. Doch durch das große Angebot und die vielen neuen Möglichkeiten im Studienbereich müssen sich junge Menschen oft auch erst zurechtfinden. Das ist nicht einfach. Da vergeht eine Zeit. In Düsseldorf gab es vor einigen Jahren gerade mal vier Hochschulen. Heute sind es schon 13. BRANDT Die jungen Menschen haben heute ungeahnte Möglichkeiten. Ob ein Duales Studium oder später ein berufsbegleitendes Studium nach einer IHK-Ausbildung, all dies bietet Frauen und Männern die Möglichkeit, in Führungsebenen zu kommen.

Wer sich früh für Branchen und Berufe entscheidet, findet diese Möglichkeiten. Doch manche, die eine Ausbildung machen, orientieren sich erst im Berufsleben an weiteren Karriereschritten.

Urbanek Dabei ist ein Studium nicht der einzige Weg zur Weiterqualifizierung. Diese kann beispielsweise auch über die IHK-Fortbildungsabschlüsse erfolgen. Dabei sollte man die verschiedenen Ausbildungs- und Studienwege aber nicht gegeneinander ausspielen. Wichtig ist immer, dass sich der junge Mensch für ein Ziel entscheidet. BRANDT Ein wichtiger Punkt, auch wegen der demografischen Entwicklung, ist das Unternehmen selbst. Vor allem im eigenen Unternehmen sollte man nach den "verborgenen Schätzen" suchen. Dort gibt es viele Mitarbeiter, die mit ihren fachlichen Kenntnissen dann noch ein berufsbegleitendes Studium absolvieren können.

URBANEK Das ist wichtig, aber auch sehr schwer. Wer bereits eine Familie hat, muss schon eine hohe Disziplin haben, und darf die Freizeit nicht wichtiger nehmen als die Weiterbildung. BRANDT Ja, aber diese Wege bieten ebenso große Chancen für die jungen Leute wie für die Unternehmen. Mehr Bildung, vor allem in den digitalen Branchen, wird in Zukunft nötig sein.

Ist es angesichts von immer spärlicherem Nachwuchs nicht umso wichtiger, dass Unternehmen ihre eigenen Mitarbeiter bestmöglich aus- und weiterbilden?

Urbanek Ganz klar. Die Firmen tun dort auch viel, aber vor allem kleinere Unternehmen haben natürlich Probleme, dies für ihre Mitarbeiter zu schaffen. Größere Unternehmen haben da weniger Probleme, sich auf dem Gebiet um ihre bestehenden Mitarbeiter zu kümmern. BRANDT Gute Mitarbeiter zu finden wird generell immer wichtiger werden, und wir als Hochschulen können dort in Kooperationen solche Weiterbildung leisten. Das setzt die Unternehmen dann auch nicht unter Druck, sich die nötigen Fachkräfte immer nur von außen holen zu müssen.

Fachkräfte von außen überdenken manche Strukturen. Das ist ihr Vorteil. Welchen Vorteil haben die eigenen Mitarbeiter im Betrieb, die nach einer Ausbildung noch studieren?

Brandt Einen ganz entscheidenden: Sie kennen ihre Firma meist ganz genau und vor allem über einen längeren Zeitraum. Sie wissen um die Eigenheiten und die Abläufe. Nicht von ungefähr gilt der Spruch: Wer eine Branche verstehen will, braucht mindestens zwei Jahre. Da haben es die Insider eines Unternehmens bedeutend leichter. URBANEK Denken wir mal an die vielen, die als junge Azubis im Unternehmen lernen und allein in der Zeit durch viele Abteilungen oder Ebenen gehen und sie anschließend kennen. Dieses Know-how ist unbezahlbar.

UWE REIMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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