Monheim Nach der Lesung gibt's persönliche Widmungen

Monheim · Knapp 500 Zuhörer sind in die Aula am Berliner Ring gekommen, um Ulla Hahn bei ihrer Lesung aus "Spiel der Zeit" zu lauschen.

Im Publikum erkennt sich offenbar so mancher wieder, als es um den spartanischen Lebensstil der Nachkriegsjahre geht. Für Lacher sorgen Hahns Schilderungen großer Demos der Studentenbewegung. Zur Häme gerät die Beschreibung indes nicht - im Gegenteil: Die ironische Distanz wirkt liebevoll.

Das liegt auch an der Perspektive, die Hahn im dritten Band nach Belieben zwischen Ich-Form und Erzähler zu wechseln scheint. Dabei handele es sich um ein Verfahren, das sie in ihrem Gedichtband "Wiederworte" angewendet habe, erklärt die Autorin. "Damals habe ich mir selbst poetische Antworten auf Gedichte der 1980er Jahre gegeben. Das Verfahren wollte ich auch in dem Roman probieren - quasi als Zwiegespräch zwischen zwei Lebensaltern."

Gerade die Schilderungen des Lebensgefühls der 1960er Jahre kommen bei vielen in der Aula an. Sie werden zu Zeitzeugen "Es ist reich erzählt, trifft sehr präzise den Kern und ich hatte beim Lesen oft eine Gänsehaut, weil ich mich an vielen Stellen wiedererkennen konnte", meint Dorothee Lehmann (65). Harriet Kämper schätzt Hahns reiche Sprache und die ganze Breite der Geschichte. "Hilla lebt immer zwischen zwei Welten und entwickelt sich stetig weiter. Im Grunde beschreiben die Romane exakt, warum Bildung so wichtig ist."

Besonders erfreut war Gerhard Montag über die Lesung. Der 69-Jährige ist ein ehemaliger Klassenkamerad aus Zeiten, in denen Ulla Hahn noch die Langenfelder Realschule besuchte. "Es sind drei sehr schöne Bücher", sagt er, "aber das dritte gefällt mir am besten." Dann erhielt er noch persönliche Widmungen. Per "Bibelstechen", wie Hahn es nennt, wenn wahllos eine Seite aufgeschlagen und ein Satz punktiert wird, kam folgender Eintrag zustande: "Ich brauchte Luft."

(dora)
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