Monheim Mutter rettet vierjährige Tochter aus Würgegriff

Monheim · Ein 42-Jähriger hat im Wohnheim für Süchtige der Gemeinde Victory Outreach die Tochter des Pastors leicht verletzt und einen 65-Jährigen angegriffen. Wegen zweifachen versuchten Totschlags wird ermittelt.

 Cindy Punt-Zuurmond (Bild) und ihr Mann Gertjan betreiben das Wohnheim an der Niederstraße, wohnen mit ihren Kindern selber in dem Haus.

Cindy Punt-Zuurmond (Bild) und ihr Mann Gertjan betreiben das Wohnheim an der Niederstraße, wohnen mit ihren Kindern selber in dem Haus.

Foto: Rm-

In dem Haus an der Niederstraße, in dem Pastor Gertjan Punt von der internationalen christlichen Gemeinde Victory Outreach mit Frau und vier Kindern wohnt, finden Suchtkranke eine Bleibe. Auch ein 42 Jahre alter, stark alkoholabhängiger Mann hatte dort fünf Monate lang gewohnt. Als er am vergangenen Freitag dorthin zurückkehrte, rastete er aus. Wie die Polizei erst gestern bekannt gab, würgte der 42-jährige Pole die vierjährige Tochter der Pastorenfamilie und einen 65-jährigen Mann, der gerade erst in das Haus eingezogen war. Mit vereinten Kräften überwältigten die Bewohner den Angreifer. Der 65-Jährige blieb unverletzt, das Kind erlitt leichte Blessuren. Gegen den 42-Jährigen wird nun wegen zweifachen versuchten Totschlags ermittelt. Nach einer psychiatrischen Untersuchung schickte ein Haftrichter ihn in die Langenfelder LVR-Klinik.

Nach Angaben von Staatsanwalt Martin Stücker ist noch unklar, warum der als friedlich und zurückhaltend beschriebene 42-Jährige ausgerastet war. Es gebe keine Anhaltspunkte für eine Beziehungstat. "Möglicherweise spielten die Alkoholabhängigkeit und Entzugserscheinungen eine Rolle."

Das vermutet auch Cindy Punt-Zuurmond, die Frau des in Düsseldorf-Garath predigenden Pastors. Fünf Monate lang habe der 42-Jährige bis März im Obergeschoss des Hauses an der Niederstraße gewohnt, dann sei er ausgezogen. "Er war in dieser Zeit immer vollkommen friedlich gewesen. Da sieht man, was der Alkohol aus einem Menschen machen kann."

Seit etwa anderthalb Jahren unterhält Victory Outreach das Wohnheim an der Niederstraße, in dessen oberer Etage zurzeit acht Drogen- oder Alkoholsüchtige wohnen. Erst vor drei Monaten zog die sechsköpfige Pastorenfamilie in die Erdgeschosswohnung ein. Als der 42-Jährige zwei Monate nach seinem Auszug am Freitag wieder klingelte, sei ihm sogleich ein Zimmer für eine Ruhepause angeboten worden. "Doch dann kam er mit einem Messer in der Hand wieder runter", berichtete Punt-Zuurmond. Vor der Haustür stürzte er sich nach Polizeiangaben auf den 65 Jahre alten Mann, der aber in Kampftechniken geübt ist und sowohl den Messerangriff als auch einen Würgeversuch abwehren konnte.

Darauf stürmte der 42-Jährige in die nicht verschlossene Erdgeschosswohnung der Pastorenfamilie und versuchte laut Polizei, die vierjährige Tochter zu erwürgen. Als die Mutter den Eindringling bemerkte, riss sie ihn nach eigenen Angaben von dem Mädchen herunter. Gemeinsam mit dem 65-Jährigen und einem weiteren Hausbewohner gelang es ihr dann, den 42-Jährigen zu überwältigen und so lange festzuhalten, bis die alarmierte Polizei am Tatort eintraf. Doch der Pole blieb weiter aggressiv, versuchte sich durch Schläge und Tritte seiner Festnahme zu widersetzen und biss einer Polizistin dabei in die Hand.

Die äußerliche Verletzung habe ihre Tochter gut überstanden, sagt Punt-Zuurmond. "Aber seelisch leidet sie schon." Auch an den Geschwistern nage das schlimme Erlebnis. Dessen ungeachtet setzen der Pastor und seine als Seelsorgerin ebenfalls bei Victory Outreach aktive Frau ihr Engagement fort. "Wenn wir Leute auf der Straße sehen, die offensichtlich Hilfe benötigen, dann sprechen wir sie an."

(RP)
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