Prozessauftakt in Düsseldorf Monheimer sollen Koks wie bei Netflix-Serie verkauft haben

Monheim · Fast wie im Fernsehen: Zwei junge Männer sollen ab 2016 im Darknet mit Kokain gehandelt haben. Auch unerlaubter Waffenbesitz spielt in dem Prozess vor dem Düsseldorfer Landgericht am Dienstag eine Rolle. Der Fall erinnert an eine populäre Netflix-Serie.

 Szene aus der Netflix-Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“: Dorf-Gangster Buba, eigentlich Jakob Otto (Bjarne Mädel, l.) bedroht Lenny (Danilo Kamperidis, r.) – Darknet-Drogendealer Moritz Zimmermann (Maximilian Mundt) sitzt zwischen den beiden.

Szene aus der Netflix-Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“: Dorf-Gangster Buba, eigentlich Jakob Otto (Bjarne Mädel, l.) bedroht Lenny (Danilo Kamperidis, r.) – Darknet-Drogendealer Moritz Zimmermann (Maximilian Mundt) sitzt zwischen den beiden.

Foto: dpa/-

Es klingt wie die Handlung einer international populären Serie des Streaming-Portals Netflix: Zwei Monheimer sollen mehrere Jahre lang Drogen im Darknet verkauft haben. Den Umsatz gibt das Landgericht Düsseldorf mit 2,6 Millionen Euro an. Zum Vergleich: Bei Netflix läuft seit kurzem die finale Staffel von „How to Sell Drugs Online (Fast)“ – eine Geschichte über den Leipziger Maximilian S., der im Darknet Drogen im Wert von 4 Millionen Euro verkauft hat und 2015 verhaftet worden ist.

Vor dem Landgericht Düsseldorf müssen sich ab 12. Oktober die beiden Monheimer im Alter von 32 und 33 Jahren verantworten. Ihnen werden in sechs einzelnen Handlungen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz vorgeworfen, in einem weiteren Fall erfolgte der Handel „mit einem Gegenstand, der geeignet ist, Menschen zu verletzen“, wie es in der Anklageschrift heißt. In einer weiteren eigenständigen Handlung wurde der Handel mit einer Waffe betrieben. Einem der Beschuldigten wird vorgeworfen, in 239 Fällen versucht zu haben, mit den illegal erworbenen Mitteln (Bitcoins) zu handeln.

Gemeinsam hätten die beiden Angeklagten den Tatplan und -beschluss gefasst und dann ab Mai 2016 auf mindestens 13 Plattformen im Darknet Kokain verkauft, so steht es in der Anklageschrift. Der 32-Jährige sei für die Administration der Verkaufsplattform zuständig gewesen. Auch habe er die Mittelsmänner angeworben, die die fertig abgepackten Kokainpäckchen zur Post brachten. Im Darknet habe das Dealerduo mit der hohen Qualität des Stoffes geworben, der zu 90 Prozent aus reinem Kokain bestanden haben soll, zitiert die stellvertretende Sprecherin des Landgerichts, Bianca Walther aus der Anklageschrift. Die Monheimer verkauften ihre Ware in ein- bis zehn-Gramm-Portionen und ließen sich dafür in Kryptowährung bezahlen. Da sie sich über den Versandhandel ihren Lebensunterhalt verdienen wollten, liege eine gewerbsmäßige Tätigkeit vor.

Der 33-jährige Monheimer soll die Betäubungsmittel von einem Händler in Bremen beschafft und sich um die Portionierung und Verpackung der Ware gekümmert haben. Seit 2016 sollen die beiden 6639 einzelne Verkäufe getätigt haben. Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis um die 80 Euro habe das Duo insgesamt 2.655.600 Euro erwirtschaftet. Aber auch unerlaubter Waffenbesitz wird vor Gericht eine Rolle spielen: Der 33-jährige Monheimer habe über eine griffbereite, scharfe und geladene Waffe der Marke Glock verfügt, die im Nachttisch auf den Verkaufsquittungen gelegen habe, teilt Walther auf Grundlage der Anklageschrift mit. Im Hausflur habe sich auf einem Schuhschrank ein Schießkugelschreiber mit 22 Kaliber Patronen befunden.

Die Parallelen zu der erfolgreichen Netflix-Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ sind unverkennbar. Dort bauen die beiden 17-jährigen Protagonisten aus ihrer Kleinstadt heraus einen internationalen Drogen-Onlinehandel auf, verkaufen Ecstasy via Darknet an ihre Mitschüler und verschicken die Ware per Post. Die preisgekrönte Serie gilt als eine der erfolgreichsten deutschen Netflix-Produktionen und wurde international bekannt.

Die Handlung der Serie beruht auf dem wahren Fall des Leipzigers Maximilian S. 2013 betrieb der damals 18-Jährige einen Drogenhandel im Darknet, den er von seinem Kinderzimmer aus steuerte. Unter dem Namen „Shiny Flakes“ vertrieb er mehr als ein Jahr lang Drogen wie Haschisch, Kokain, Ecstasy und LSD. Der Wert der Waren betrug rund 4 Millionen Euro. Seit der Festnahme 2015 saß Maximilian S. im Jugendstrafvollzug. 2019 erfolgte die frühzeitige Entlassung. Im Sommer wurden erneute Ermittlungen gegen ihn bekannt.

Die beiden Monheimer Dealer sollen ab November 2020 ihren Handel auf Cannabis haben ausweiten wollen und haben dafür eine weitere Verkaufsplattform im Darknet geschaffen. Laut Anklageschrift haben sie diesmal die Rauschmittel selber produziert, so haben die Ermittler am 18. März 2021 in ihren Räumen in Monheim eine Plantage entdeckt. Außerdem fiel den Beamten ein beachtliches Waffenarsenal in die Hände: 23 Lang- und 14 Kurzwaffen nebst passender Munition horteten die Rauschgifthändler.

Bisher hätten sich die Parteien zu den Tatvorwürfen nicht eingelassen, so Walther. Den Ermittlungsbehörden seien die beiden durch ein Monitoring des Darknet ins Netz gegangen. Der Verhandlungsauftakt ist am 12. Oktober, 10 Uhr, vor der zwölften Strafkammer des Landgerichts in Raum E 137. Weitere Termine sind für den 14., 22. und 27. Oktober anberaumt.

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