Monheim Monheimer Altstadt ist im Umbruch

Monheim · Der "Alte Markt" ist geschlossen, das Lokal wird in eine Wohnung umgebaut. Poells planen neuen Gastronomiebetrieb.

 Edda Poell vor dem Zollhäuschen auf der Turmstraße. Nach ihrem Wunsch soll wieder ein Restaurant der mittleren Kategorie einziehen.

Edda Poell vor dem Zollhäuschen auf der Turmstraße. Nach ihrem Wunsch soll wieder ein Restaurant der mittleren Kategorie einziehen.

Foto: Staschik, Olaf

Mindestens seit 1869, als Inhaber Heinrich Rüphan zum Schützenfest für seine "Gastwirthschaft im Norddeutschen Bunde", mit einer Zeitungsannonce warb, wird an der Turmstraße 17 eine Schankwirtschaft betrieben.

Seit Ende 2012 ist dieser "Alte Markt" jedoch geschlossen. Dieses Alt-Monheimer Kapitel ist nun endgültig Geschichte, denn die Eigentümer werden die Räume in eine Wohnung umwandeln. Auch an anderen Stellen der Altstadt wird es Veränderungen geben, Ziel: Sie soll wieder mehr Touristen locken.

"Wir haben uns vergeblich um einen Nachmieter für die Gastwirtschaft bemüht, aber keiner der Bewerber blieb bei der Stange", erklärt Cornelia Bender vom Alten Markt. "Ihr Fortbestand hatte für uns erste Priorität", beteuert sie. Inzwischen habe sie aber eingesehen, dass diese Lokale, die zu ihrer Jugendzeit "in" waren, heute nicht mehr zeitgemäß sind.

Die jungen Leute zieht es ins "Virginia" oder auf den Monberg, während die alten Kneipen schwer flott zu kriegen seien. "Man hätte sehr viel in eine moderne Inneneinrichtung investieren müssen, aber dazu war keiner der potenziellen Mieter bereit", sagt die Apothekerin. Jetzt müsse sie zwar für den Umbau auch viel Geld in die Hand nehmen, aber eine Wohnungsmiete verspreche wenigstens langfristig sichere Einnahmen.

Eine der Interessentinnen war Claudia Korkut, die die Gaststätte Zaunswinkel betreibt. "Ich wäre da gerne reingegangen", erklärt die gelernte Krankenschwester, die seit 17 Jahren Wirtin ist. Sie scheue keine Investitionen und hätte mit Hilfe ihres Lebensgefährten auch eine neue Kegelbahn eingebaut. Schließlich habe sie im Lauf der Zeit 35 Kegelclubs an ihr Lokal gebunden, das sei ein "super Startkapital". Sie glaubt, dass viele Wirte mit einer zu ausgeprägten Arbeitnehmermentalität an den Job herangehen und deshalb scheitern: "Man braucht viel Idealismus, und reich wird man dabei nicht", sagt die 45-Jährige.

Einen Bei trag zur Wiederbelebung der Altstadt versucht zumindest die Architektin Edda Poell als Eigentümerin diverser markanter Immobilien zu leisten: Der Zollhof steht weiterhin als Veranstaltungsraum für private Feiern zur Verfügung. In dem Gebäude Zollstraße, worin sich einst ein Chinese befand, möchte das Architektenehepaar Poell wieder einen Gastronomiebetrieb ansiedeln. "Gemäß der von uns beauftragten Marktanalyse fehlt hier ein Speiserestaurant der mittleren Kategorie," sagt Manfred Poell. Aber da der Umbau aufwändig wird, plane man lieber sorgfältig, die Anmutung soll modern sein. "Also selbst wenn es ein Grieche wird, werden wir das Lokal nicht auf Tempel trimmen."

Definitiv der Kneipenlandschaft verloren gegangen ist die Immobilie Turmstraße 28 (Pub), dort haben die Poells ihr Architekturbüro eingerichtet. Das Zollhäuschen, das Pascal Lütz im November von Edith Jenschewski übernommen hat, laufe dank der treuen Stammkundschaft gut, so der Pächter. Am Ostersonntag werde er den Biergarten "Zur Altstadt", im Rücken der Turmstraße 28 und somit ebenfalls Poellscher Besitz, eröffnen. Schade findet er, dass mit dem "Alten Markt" wieder ein Traditionslokal geschlossen hat.

Ein Antrag auf Nutzungsänderung für den "Alten Markt" liegt Michael Kraus von der Bauaufsicht noch nicht vor. "Eine Handhabe gegen die Umwandlung haben wir ohnehin nicht." Wenn man die heutige Jugend für die Altstadt gewinnen wolle, müsse man sich mit Interieur, Musik und Speisekarte auch auf deren Geschmack einstellen. "Dazu muss man nicht nur Geld in die Hand nehmen, sondern kontinuierlich Programm bieten — nicht nur einmal im Monat."

(RP/rl/ila)
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