Monheim Handyfilm-Festival feiert Premiere

Monheim · Nach Hollywood, Cannes und Berlin kann sich nun auch Monheim mit einem internationalen Festival für bewegte Smartphone-Bilder brüsten.

 Die Düsseldorfer Schauspielerin Julia Beerhold (Mitte) – umringt von ihrer Jury – hat das Handyfilm-Festival organisiert, gemeinsam mit Carsten Linder.

Die Düsseldorfer Schauspielerin Julia Beerhold (Mitte) – umringt von ihrer Jury – hat das Handyfilm-Festival organisiert, gemeinsam mit Carsten Linder.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Ein wenig aufgeregt saß Anika Potthoff am Gala-Abend im Saal des Sojus in einer der ersten Reihen vor der großen Leinwand: Die 17-jährige Schülerin des Otto-Hahn-Gymnasiums hatte nicht lange gezögert, als die Bewerbungsphase für Monheims erstes Handyfilm-Festival ausgerufen wurde. „Ich fand die Idee sehr interessant und wollte einfach mitmachen.“ Es galt einen maximal dreiminütigen Clip zu drehen, der sich mit dem vorgegebenen Thema „Geheimnis“ auseinandersetzen sollte.

Weil sich Potthoff zeitgleich im Schulunterricht mit dem Thema Film beschäftigte, nutzte sie die Schulstunden, um an ihrem Projekt zu arbeiten: „Ich habe als Erstes ein Screenplay (Drehbuch) entworfen und dann nach Darstellern für meinen Film gesucht.“ Sie castete Schwester Nele (12) und Freundin Sohna. In ihrem Film dreht sich alles um die Geheimnisse des Lebens und des Todes. „In meiner Geschichte läuft ein Mädchen durch den Wald und trifft plötzlich auf ein anderes Mädchen mit Maske.“ Ein abrupter Schnitt schreckt den Zuschauer kurz auf. Dann erscheint eine neue Szene: Das Mädchen, dass zuvor in den Wald gelaufen war, liegt nun regungslos auf dem Boden, auf ihrem Gesicht die Maske. Das andere Mädchen, demaskiert, läuft lächelnd aus dem Wald.

Der Clip lässt Raum für Interpretationen und bleibt geheimnisvoll. „Schwierig fand ich beim Dreh die Kameraführung. Ich musste hinterherlaufen und gleichzeitig darauf achten, dass das Bild nicht zu sehr verwackelt“, erklärte Potthoff. Für die Nachproduktion holte sie sich Tipps von ihrer Lehrerin.

Spaß habe ihr die Teilnahme gemacht. „Ich würde auch ein weiteres Mal mitmachen“, erklärt sich die 17-Jährige. Im Vorfeld wusste sie nicht, welche Chancen sie sich für den Abend der Preisverleihung ausrechnen konnte. Im Gegensatz zu den Gala-Gästen, die die Kurzfilme am Abend erstmals zu sehen bekamen, „habe ich mir schon Filme von einigen Mitbewerbern anschauen können, wo man intimsten Dinge von seinen Mitmenschen erfährt“, verrät sie.

Genau darum ging es den Initiatoren Carsten Linder und Julia Beerhold: Der Monheimer Fernsehjournalist und die Schauspielerin aus Düsseldorf hatten das Festival ins Leben gerufen, zum einen, „um Menschen aus verschiedenen Lebenswelten, wie es sie auch in Monheim gibt, in ihrer Kreativität zusammenzubringen“, sagte Beerhold. Zum anderen sollte das Thema „Geheimnis“ zum Nachdenken anregen: „In unserer heutigen Zeit verschwindet die Privatsphäre immer mehr, weil wir alles posten. Was früher intime Tagebücher waren, ist heute Instagram.“ Da es sich bei „mo.Bile“ explizit um ein Handyfilm-Festival handelt, wollten die Initiatoren die Zielgruppe bewusst offenhalten. „Wir wollten keinen ausschließen. Jeder sollte die Möglichkeit bekommen, mitzumachen. Eine Handykamera hat heute doch eigentlich jeder“, sagte Linder, der sich mit der Resonanz der Teilnehmer und des Galaabends zufrieden zeigte. Als Kooperationspartner hat neben dem Sojus auch die Kunstschule Monheim mitgewirkt, die passend zum Festival vorab neue Filmkurse anbot. „Bislang hatten wir den Bereich Film nicht besetzt“, gab Schulleiterin Katharina Braun zu. Das habe die Institution nun nachgeholt. „Wir haben uns neues Equipment angeschafft, Workshops in Schnitt und Technik angeboten, die unsere Schüler nutzen konnten.“

Künftig soll der Filmbereich in der Kunstschule weiter verstärkt werden. „Uns ist in erster Linie die kulturelle Teilhabe wichtig“, sagte Braun. „Aber vielleicht ist das für den ein oder anderen auch beruflich interessant.“

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