Monheim „Ich bringe die Dinge gerne auf den Punkt“

Monheim · Werner Goller (75) ist nach 41 Jahren im Monheimer Stadtrat bei der Kommunalwahl nicht mehr angetreten. Er ärgert sich, dass heute keine Kompromisse mehr geschlossen werden. Das sei zu Dünchheims Zeiten anders gewesen.

 Werner Goller zieht sich aus der Kommunalpolitik zurück.

Werner Goller zieht sich aus der Kommunalpolitik zurück.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Sie haben den Geysir mal als „bekloppt“ dargestellt: Haben Sie sich die Premiere angesehen?

Goller: Nein, das war etwas für die Claqueure. Eine schöne Fontäne am rechten Standort ist ja ’was schönes.  Aber mir gefällt weder der Standort noch die künstlerische Überhöhung dieses Springbrunnens. Der Bürgermeister will die Monheimer Kunst lehren, das Ei hält er aber nicht für Kunst, weil es ein Architekt designt hat. Wenn Neureiche mit Geld protzen, gibt es immer Leute, die das toll finden.

Sie sind für Ihre bissigen Bonmots gefürchtet: Haben Sie Ihre Rhetorik an den antiken Rednern geschärft?

Goller: Das kann ich gar nicht sagen. Mein eher verschlossener böhmischer Großvater konnte mit unserer rheinischen Natur auch nichts anfangen. Zu mir sagte er: Du hast ein genauso freches Mundwerk wie Deine Mutter. Es ist wohl erblich. Vielleicht ist ja auch was von Platon hängen geblieben. Ich bringe die Dinge gerne auf den Punkt.

Sie haben gegen den jungen Dünchheim gleich schwere Geschütze in Stellung gebracht, wie eine  Dienstaufsichtsbeschwerde in der Angelegenheit Marienburgpark War das der Ärger über die überraschende Wahlschlappe?

Goller: SPD und CDU standen sich damals in einer harten Konfrontation gegenüber. Die SPD hatte ihre absolute Mehrheit verloren. Auch von Seiten des in seiner vollen Manneskraft stehenden Herrn Dünchheim blieb kein Auge trocken. Die Geschichte mit dem Marienburgpark war heftig. Zur Euroga sollte ein gläsernes zylindrisches Gebäude errichtet werden, wo nicht klar war, was danach daraus werden sollte. Die Diskussion führte dahin, dass man drauf verzichtet. Da habe ich gewonnen, das hat aber die Fronten verhärtet. Dünchheim hatte aber auch bis 2004 die absolute Mehrheit im Rat. Als er diese verlor, ging es besser. Man lernt einen Charakter erst dann richtig kennen, wenn er viel Macht hat.  Dünchheim hat trotz allem mit jeder Fraktion vorher verhandelt. Auch unter Ingeborg Friebe hatten sogar CDU-Leute  einen Aufsichtsratssitz bei den städtischen Töchtern.

War Ursula Schlößers Bekenntnis zur Bayer CO-Pipeline eine Belastung? Sie haben sich auch erst spät, im Oktober 2008, als Gegner geoutet?

Goller: Als uns die CO-Pipeline erstmals vorgelegen hat,  hat sich keine Fraktion dabei etwas Schlimmer gedacht. Erst allmählich sind uns die Risiken und Gefahren bewusst geworden. Als ich dann Frau Schlößer, unsere Bürgermeisterkandidatin, bei einer Podiumsdiskussion vertrat, habe ich gesagt, was für mich persönlich gilt:  Ich will sie auch nicht. Dünchheim hat das dann als Wahlkampftaktik dargestellt. Ich ärgere mich heute, dass wir die Gefahren nicht früher erkannt haben.

 Als Peto in den Jahren 2010-2013: keine Mehrheit im Rat hatte, gelang es Ihnen, wichtige Kompromisse zu Sportstättenkonzept und Rheinbogen  herbeiführen...

Goller: Wir haben uns damals von der Prämisse leiten lassen, dass wir Lösungen für die Stadt finden müssen.  Für den Rheinbogen hatte Dünchheim eine völlig übertriebene Hügellandschaft konzipiert. Dann hat mir Zimmermann in einem Vier-Augen Gespräch gesagt, er wolle die Hügel auch nicht. Dann haben wir das Planungsbüro und den Stadtplaner hinzugezogen und das heute realisierte Konzept entwickelt. Das Sportstättenkonzept war ohne die Bebauung von Baumberg-Ost nicht zu lösen. Allerdings hatten sowohl wir als auch Peto im Wahlprogramm stehen, dass wir diese Bebauung nicht wollten. Wir haben uns dann in einem Vier-Augen-Gespräch geeinigt. Wir mussten beide unseren Standpunkt ändern, aber das ist bei Kompromissen so. Deshalb ärgert es mich, dass Zimmermann  seit 2015 keine Kompromisse mehr eingeht.

Sie hatten  sich nach der Wahl 2014  erst für eine „konstruktive Mitarbeit“ ausgesprochen, aber dann gemerkt, dass Peto keinen Wert auf Zusammenarbeit legt.

Goller: Ende 2014 habe ich auch für den Haushalt gestimmt. Der Knackpunkt war dann die Sache mit dem Wäldchen am Mona Mare. 2011 hatte Peto versprochen, das Wäldchen regelmäßig pflegen zu lassen. Dann kam 2015 wieder eine Bebauung auf den Tisch. Ich habe gefordert, die Kita zweigeschossig zu bauen, um Fläche zu sparen. Frau Pientak meinte damals, das sei nicht zumutbar. Vor drei Jahren wurde das Wäldchen abgeholzt, aber die Reihenhausbebauung steht noch nicht da. Damals musste ich feststellen, dass Peto und Zimmermann machen, was sie wollen.

2016 eskalierte der Streit, als Zimmermann die Grundstücksschenkung an die Moscheevereine  im Hauruck-Verfahren durchsetzen wollte. Er rückte SPD und CDU damals in die rechtspopulistische Ecke.

Goller: Das war böse, das ging unter die Gürtellinie. Die Frage selbst war ja da schon entschieden, darüber durfte man gar nicht mehr diskutieren. Wir konnten dann nur noch über den Standort der Ditib-Moschee sprechen. Wir wollten, dass hierbei ein  normales Grundstücksgeschäft getätigt wird und man dafür die Arbeit in den Räumen subventioniert. In die rechte Ecke gestellt zu werden, tat mir persönlich weh. Ich habe schon Ende der 70er Jahre in den türkischen Vorbereitungsklassen Deutsch gelehrt. Ich habe damals viel über die türkische Kultur und die sehr unterschiedlichen  Lebensverhältnisse gelernt. Ich war auch 2014 mit Zimmermann in Atashehir, um die Städtepartnerschaft vorzubereiten.

Warum haben Sie jetzt aufgehört?

Goller: Weil es an der Zeit war, den Jüngeren Platz zu machen. Aber wir haben den Fehler begangen, in der Erwartung besser abzuschneiden, die jüngeren auf Platz 4 und 5 zu setzen. Die kamen jetzt nicht zum Zuge. Ich habe seit zwei Jahren  meinen Vertreter Abdelmalek im Planungsausschuss agieren lassen und Lorenz im Schulausschuss.

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