Beagle aus dem Tierheim Chance auf ein neues Leben für Laborhunde

Monheim/Wermelskirchen · Sitz und Platz ist Neuland für die Beagle aus dem BayerLabor, die ein neues Zuhause suchen. Von den 14 Laborhunden, die gerade für ihren Start ins neue Leben im Tierheim angekommen sind, sind bereits zwölf zu ihren neuen „Adoptiveltern“ gezogen.

 △ Kuscheln mit Tierpflegerin Larissa Heimchen: Die Beagle aus dem Versuchslabor, die im Tierheim Wermelskirchen auf ihre neuen Besitzer warten, sind sehr anhänglich.

△ Kuscheln mit Tierpflegerin Larissa Heimchen: Die Beagle aus dem Versuchslabor, die im Tierheim Wermelskirchen auf ihre neuen Besitzer warten, sind sehr anhänglich.

Foto: Kathrin Kellermann

Zocker kommt als erstes auf die Besucherin im Zwinger zugestürzt. Schwanz wedelnd springt er an ihren Beinen hoch und bettelt um Streicheleinheiten. Völlig unerschrocken sind auch Peppi und Drops, die ihrem Kumpel auf den Pfötchen folgen, um sich ebenfalls hinter den Ohren kraulen zu lassen und zu schmusen. Mit dem Kommando „Sitz !“ können alle drei Beagle noch nichts anfangen. Trotzdem legen sie aufmerksam die Köpfchen schräg und beobachten ihren zweibeinigen Besuch mit wachen, braunen Augen, bevor sie entscheiden, dass es doch schöner ist, sich an die Beine zu schmiegen.

Erst seit wenigen Tagen sind die drei zweijährigen Rüden in Freiheit. Bis sie zusammen mit elf weiteren Artgenossen ins Tierheim nach Wermelskirchen gekommen sind, haben sie als Testtiere für Tiermedizin-Produkte im Versuchslabor der Bayer AG in Monheim gelebt. „Tierversuche sind gesetzlich vorgeschrieben. Damit die Medikamente zugelassen werden können, müssen sie vorher getestet werden“, sagt Günter Leuerer, Leiter des Tierheims in Wermelskirchen, der gleich versichert: „Unseren Hunden hier ist nichts Schlimmes passiert. Denen wird mal Blut abgenommen, oder sie bekommen vielleicht mal eine Zecke ans Ohr gesetzt. Wir haben engen Kontakt mit dem Labor, weil uns sehr wichtig ist, wie mit den Hunden umgegangen wird.“

Auch ein Bayer-Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will, betont: „Die Beagle werden bei uns sehr liebevoll von den Tierpflegern betreut. Sie leben in Gruppen, haben Innen- und Außenbereiche, bekommen Namen von ihren Pflegern und nehmen an Trainingsprogrammen teil.“ Bei dem Training werden die Hunde an Menschen gewöhnt, damit sie keine Scheu haben. Später üben die Pfleger mit den Vierbeiner auch, an der Leine zu gehen, damit sie für eine Adoption vorbereitet werden.

 ◁ Fotos und Namensschilder an den gepflegten Zwingern geben gleich einen Hinweis, welcher Beagle an den Zaun kommt, um gestreichelt zu werden.   Fotos (2): Kellermann 

◁ Fotos und Namensschilder an den gepflegten Zwingern geben gleich einen Hinweis, welcher Beagle an den Zaun kommt, um gestreichelt zu werden.   Fotos (2): Kellermann 

Foto: Kathrin Kellermann

Organisationen wie die Laborbeaglehilfe, die Initiative Hilfe für Laborhunde e.V. und das Tierheim in Wermelskirchen vermitteln die niedlichen Marshall-Beagle, die speziell für Versuchslabore in den USA von den Marshall BioResources im Bundesstaat New York gezüchtet werden, an liebevolle Besitzer, die sich viel Zeit für die Vierbeiner nehmen. Denn: Die Hunde sind etwa acht Monate alt, wenn sie ins Labor kommen und je nach Versuchsreihe zwei oder drei Jahre alt, wenn sie ein neues Zuhause suchen. Sie sind anhänglich wie Welpen und müssen auch alles lernen, was kleine Hunde schon von klein auf kennenlernen.

Das Leben in einer Familie ist für die Beagle völlig neu. Die Tiere müssen sich an die neue Umgebung gewöhnen, neue Geräusche, Autos und Hunde, die anders aussehen als die Beagle, mit denen sie bisher zusammengelebt haben. „Der Unterschied zwischen Labor und Haushalt ist ungefähr so, als würde man uns im Schlaf entführen und wir würden auf einem fremden Planeten aufwachen“, heißt es von der Laborbeaglehilfe. Stubenrein sind die Laborhunde auch nicht. „Aber sie lernen das sehr schnell“, weiß Günter Leuerer, der für die Beagle, die nach Wermelskirchen ins Tierheim kommen, eine Warteliste aus ganz Europa hat.

Dass viele Menschen weit reisen, um einem Laborhund ein neues Leben zu ermöglichen, hat gute Gründe: „Beagle sind sehr nette, freundliche Hunde, die sehr sozial sind und sich gut integrieren“, erklärt er. „Sie passen zu einer Familie und auch zu älteren Menschen, die sich gerne um einen Hund kümmern“. Regeln für die Adoption, für die 400 Euro Schutzgebühr fällig werden, kann er nicht konkret nennen. Außer, dass die Menschen Platz und Zeit genug für das neue Familienmitglied haben müssen. Und: „Die Herzenswärme muss spürbar sein“, sagt Leuerer, für den wichtig ist, „dass die Leute nicht niedlichkeitsgesteuert sind und dass sie frei von Modeallüren sind. Der Hund soll ins Leben und nicht zum Handtäschchen passen.“

Von den 14 Laborhunden, die gerade für ihren Start ins neue Leben im Tierheim angekommen sind, sind bereits zwölf zu ihren neuen „Adoptiveltern“ gezogen. Drops und Peppi können auch bald umziehen. Und die nächsten Beagle warten schon: „Am 23. Juli kommen weitere acht Beagle zu uns, für die wir ein Zuhause suchen“, kündigt Günter Leuerer an.

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