Monheim Drei Wohntürme für ein neues Stadtbild

Monheim · Das Büro RKW plus hat einen gänzlich neuen Entwurf für das Postgelände ausgearbeitet, der eine Bebauung in zwei Abschnitten ermöglicht.

 Wie Glieder einer Kette fügen sich die Fenster leicht versetzt in die Fassade ein. Mit diesem belebenden Element will sich diese Architektur bewusst von der der Bestandsbebauung aus den 70er Jahren abheben.

Wie Glieder einer Kette fügen sich die Fenster leicht versetzt in die Fassade ein. Mit diesem belebenden Element will sich diese Architektur bewusst von der der Bestandsbebauung aus den 70er Jahren abheben.

Foto: RKW plus

Nicht nur die Bürger in der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung stießen sich an Form und Dimension des ursprünglichen Entwurfes für den Neubau auf dem Postgelände an der Friedrichstraße. Das Modell Elbphilharmonie ist jetzt erst einmal vom Tisch. Der Investor, die S.A.N. Investments GmbH, hat das renommierte Düsseldorfer Architekturbüro RKW + beauftragt, einen neuen Entwurf zu erarbeiten: Ziel ist, „ein städtebauliches Zeichen zu schaffen, ohne stark in die Großform zu gehen“, wie Dieter Beele vom Büro H+P Stadtplanung im Planungsausschuss erklärte. Außerdem stand dem ersten kompakten Entwurf ein längerfristiger Mietvertrag von Kik entgegen. Der Entwurf ermöglicht dem Investor, das Projekt in zwei Bauabschnitten zu entwickeln.

Kernstück der Bebauung ist ein zweigeschossiger Sockelbau, der innenstadt-typischen Einzelhandel und Dienstleistungen, Büros und Gastronomie beherbergen soll. Darüber sollen sich zwei acht- und ein zehn- bis 15-geschossiges Hochhaus mit insgesamt 120 Wohnungen erheben. Um die nötigen 195 Stellplätze nachweisen zu können, muss eine Tiefgarage mit drei versetzt angeordneten Parkebenen gebaut werden. Die gläserne Fassade ähnelt einem Baukasten, in das leicht versetzt Schachteln eingefügt werden. Um den „hohen Überbauungsgrad“ zu kompensieren, sollen „zeitgemäße Konzepte einer Dach- und Fassadenbegrünung umgesetzt werden“, so Beele. Obwohl der höchste Wohnturm das benachbarte Bestandsgebäude um ein Stockwerk überragen werde, habe ein Belichtungsgutachten ergeben, dass „die natürliche Belichtung der Nachbarn nicht in einem problematischem Maße beeinträchtigt“ werde. Außerdem soll noch eine Mobilitätskonzept erstellt werden, weil das neuen Gebäude einigen zusätzlichen Verkehr erzeugen wird. Es sollen Anreize geschaffen werden, das Auto möglichst wenig zu nutzen.

Manfred Poell (Grüne) lobte zwar „die aufgelockerte Situation mit prägnanten Einzelgebäuden“, sieht aber das Nachbargebäude „erheblich beeinträchtigt“ und schlägt daher eine Reduzierung der Höhe des Hochhauses an der Friedrichstraße um drei Stockwerke vor. Die SPD will sich mit der Zusage des Investors, einen Teil der Wohnungen „preisgedämpft“ zu vermieten, nicht zufriedengeben, zumal der Begriff schwer zu fassen sei und fordert, dass 30 Prozent des Wohnraums als Sozialwohnungen ausgewiesen werden. Das wäre der Toplage am Rande des Berliner Viertels, dem Viertel für Sozialwohnungen, angemessen. „Wohnungsdruck herrscht auch für Menschen mit kleinem Budget“, sagte Abdelmalek Bouzahra.

Dem widersprach Bürgermeister Daniel Zimmermann energisch: Solche Vorgaben könne man nur bei städtischen Grundstücken machen. Er wolle dem Investor angesichts der schon bestehenden Risiken keine zusätzlichen Steine in den Weg legen. Zudem: „Hohe architektonische Qualität hat ihren Preis“, sagte er. Schließlich wünscht sich die Stadt an dieser exponierten Stelle eine „städtebauliche Dominante“, wie es in der Beschlussvorlage heißt.

Dass der grandiose Fassadenentwurf nicht mehr als „Blendwerk“ sei, behauptete Michael Nagy (CDU). „Das hat kein Tragwerk, alles ist verglast und es gibt keine Öffnungsflügel – das kann man gar nicht bauen. Hier wird uns eine Architekturqualität vorgegaukelt, die so nicht kommen wird“, erklärte er. Auch die geplanten Gebäudehöhen finde seine Partei „untragbar“. Mit diesem Entwurf werde das Ortsbild „bis zur Unkenntlichkeit umgekrempelt“.

 Wenn man dem Investor „mit der Brechstange“ Preise diktieren wolle, riskiere man dessen Absage, widersprach Ingo Elsner (Peto). Eine Frechheit sei, einem renommierten Büro vorzuwerfen, dem Rat eine „Mogelpackung“ vorzulegen. Man könne davon ausgehen, dass einem Fachgremium nur das vorgetragen werde, was später auch gebaut werde. Seiner Ansicht nach habe das Projekt die richtige Größe und Qualität für diesen Standort, aber die Entscheidung dafür erfordere eben auch Mut.

Er wünsche sich dennoch eine Lösung, die „kleiner und filigraner ist“, sagte Poell. Der Entwurf sei „überdimensioniert“, fügte CDU-Fraktionschef Markus Gronauer hinzu. Um den dahinter gelegenen Altbestand abzudecken, reichten deutlich niedrigere Gebäude, weil der normale Betrachter ja nicht aus der Vogelperspektive schaue,

Dass die Opposition den neuen Entwurf so in Bausch und Bogen ablehnte, verstimmte Bürgermeister Zimmermann sehr: Die Diskussion sei unwürdig für einen Fachausschuss, es mangele „an Substanz und Expertise“. Eine Spitze, die offenkundig gegen die beiden Architekten Poell und Nagy gerichtet war.

Die Finanzierung des Projektes sei allein Sache des privaten Investors. Es sei völlig unrealistisch, angesichts der allein durch die Tiefgarage verursachten erheblichen Baukosten Mieten von 5,50 Euro zu erwarten. Sowohl der Bürgermeister als auch Stadtplaner Thomas Waters versicherten, dass die Fassade genau so in dieser Animation gebaut werden würde, „davon gehe ich 100 Prozent aus“, betonte Waters. Allerdings würden sich im Zuge der Durcharbeitung des Entwurfes noch im Detail Änderungen ergeben, räumte er ein. Allein die Peto-Fraktion stimmte schließlich der Beschlussvorlage zu, wonach der Bebauungsplan 146M „Postgebäude Friedrichstraße“ als Angebotsbebauungsplan weitergeführt werde. Die Grünen enthielten sich.

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