Stadtgeschichte Monheim Stadthistoriker will NS-Zeit aufarbeiten

Monheim  · Zusätzlich zum dezentralen Museumskonzept in Monheim soll es ein Museum geben, das die Zeit des Dritten Reichs beleuchtet. Ein Standort dafür wird noch gesucht.

 Der neue Stadthistoriker Alexander Berner hat eine  schwierige Aufgabe vor sich.

Der neue Stadthistoriker Alexander Berner hat eine  schwierige Aufgabe vor sich.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Seit August 2020 ist Dr. Alexander Berner bei der Stadt Monheim als Stadthistoriker angestellt. Abgesehen von Beiträgen in Radio Rakete, Beiträgen auf der Homepage der Stadt Monheim ist er bislang wenig öffentlich in Erscheinung getreten. Corona geschuldet. Im jüngsten Kulturausschuss der Stadt vor der Sommerpause hat er sich der Politik und den Bürgern vorgestellt und erst einmal großen Zuspruch erfahren. Denn eins steht fest. Alexander Berner hat Entertainer-Qualitäten. Dass er Geschichte unterhaltsam vermitteln kann, glaubt man ihm sofort. „„Man konnte super zuhören“, sagt Stephanie Rohm (SPD). Dr. Jörg Schwenzfeier-Brohm (Grüne) will gleich in den Austausch treten und Radojka Kamps (CDU) findet es „sehr, sehr wichtig, Geschichte zu vertiefen, zu erklären und zu bewahren“, damit Orientierung möglich sei.

Dass dies im Rahmen wissenschaftlicher Absicherung passiert, dafür steht Berner. Er hat promoviert, an Universitäten gelehrt, geforscht, hat eine museale Ausbildung und historische Ausstellungen kuratiert. Für Monheim denkt er öffentlich über ein neues Museum nach, das vor allem das Dritte Reich in den Mittelpunkt stellt. Diese Epoche gelte es aufzuarbeiten. „Mit der Zeit, die davor wichtig war, zur Herleitung, und auch mit der Zeit danach und der Aufarbeitung“, so Berner im Gespräch mit der Rheinischen Post. Andere Städte seien dabei schon viel weiter. Auch die Geschichte der Juden in Monheim, die Themen Verfolgung und Denunziation will er in einem Museum permanent zugänglich machen. „Ich bin kein Geschichtsonkel, der alles erklärt“, sagt er. Stattdessen setzt er auf das gemeinsame Erarbeiten, auf kritische Auseinandersetzung.

Das hat dem Stadthistoriker gleich Kritik eingebracht. Der Heimatbund als Betreiber des Deusser-Hauses fürchtet bereits um sein Domizil, das als Standort eines neuen Museums allerdings nicht in Frage kommt, wie nicht nur Berner, sondern auch Bürgermeister Daniel Zimmermann ausschließen. „Der Heimatbund ist davon nicht betroffen“, sagt Berner.

Grundsätzlich arbeitet Berner transepochal, was bedeutet, das klassische Einteilungen wie Altertum, Mittelalter, Neuzeit für ihn keine statischen Grenzen sind. Denn Geschichte entwickelt sich. Auch will er den Blick nicht starr auf die historische Wissenschaft lenken, sondern auch andere Disziplinen einbeziehen.

Als Stadthistoriker will er Geschichte so auf- und erarbeiten, dass sie den Monheimern als Orientierungshilfe dienen kann. Ziel ist es, „die Stadtgesellschaft als soziale Gemeinschaft zu stärken“.  Zu Berners Aufgaben gehört das Erforschen der Stadtgeschichte – von der Römerzeit (Haus Bürgel) über das Mittelalter (Schelmenturm) bis heute. Dabei, so formuliert er den Anspruch, könne man sich nur an die jeweilige Zeit annähern und „so nah wie möglich herankommen“.

Vermitteln will er seine Erkenntnisse über verschiedene Kanäle, etwa als gedrucktes Erzeugnis oder online, mit Vorträgen bei der Volkshochschule, mit Ausstellungen und eben auch bei dem Monheimer Sender Radio Rakete. Den dritten  Band der Monheimer Stadtgeschichte  will Berner redaktionell betreuen. Für den Schelmenturm arbeitet er an einer Baugeschichte.  In Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Malbork (Polen) ist ein Projekt zur Zwangsarbeit entstanden, das ab 20. August in Malbork zu sehen ist. Das neue Monheimer Museum, über dessen Standort gerade verhandelt werde, soll sich  auch mit Pfarrer Franz Boehm und dessen Widerstand im Dritten Reich beschäftigen.

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