Gelände am Greisbachsee Stadtspitze will großes Braas-Grundstück bebauen

Monheim · Wohnen auf dem jetzigen Gelände des Einkaufszentrums an der Sandstraße, ein Yachthafen im Greisbachsee, Gewerbe auf der Henkel-Deponie und ein Mischgebiet Wohnen und Gewerbe auf dem ehemaligen Produktionsstandort von Braas-Monier: Die Stadtspitze plant den großen Wurf für das Areal zwischen den beiden Monheimer Ortsteilen, zwischen Sandstraße und Am Kielsgraben.

 Die Stadt will das Gelände zwischen Kielsgraben und Sandstraße in Monheim entwickeln - für Wohnen, Gewerbe, Freizeit und Sport.

Die Stadt will das Gelände zwischen Kielsgraben und Sandstraße in Monheim entwickeln - für Wohnen, Gewerbe, Freizeit und Sport.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Einkaufszentrum-Eigentümer Dennis Hüttenbügel und BMI (Braas)  wollen ihre Standorte beibehalten. Dessen ungeachtet will die Verwaltungsspitze eine städtebauliche Entwicklung für das fast 80 Hektar große Areal initiieren. „Durch die Verlagerung von Betrieben innerhalb des restlichen Stadtgebietes lassen sich …bestehende Immissions- und Nutzungskonflikte beseitigen“, heißt es  in einer Verwaltungsvorlage für die nächste Ratssitzung. Zur Arrondierung von Baumberg böte der Produktions- und Verkaufsstandort der Firma Braas/Monier „einen idealen Standort“.

Für die oben genannten Ziele will Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto) mit seinem Planerteam vorbereitende Untersuchungen in Auftrag geben, um die Notwendigkeit für eine städtebauliche Entwicklung nach Paragraph 165 Baugesetzbuch und die Mitwirkungsbereitschaft der betroffenen Eigentümer zu ergründen. Die Anlage eines Sportzentrums mit zweieinhalb Fußballfeldern wurde bereits 2013 beschlossen. Nun  soll das Grundstück der Familie Hüttenbügel dahingehend untersucht werden, ob es sich für das „langfristige Entwicklungsziel“ Wohnungsbau eignet.

Laut Stadtverwaltung soll die Firma Henkel bereit sein, alle Deponien auf Monheimer Gebiet zu veräußern. Unter anderem der Hundeübungsplatz könne etwa für eine Gewerbeansiedlung genutzt werden. Ob weitere Deponiestandorte dafür in Frage kommen, solle eine Machbarkeitsstudie ermitteln. Eine solche existiert schon für den Greisbachsee: Demnach käme der Baggersee für einen  „Marina“ genannten Yachthafen in Frage. Diese Idee hatten bereits Zimmermanns Amtsvorgänger Dr. Thomas Dünchheim (CDU) geäußert. Da hierfür eine Hafeneinfahrt, also ein Durchstich zum Rhein erforderlich wäre, bedürfte dies der Zustimmung des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Köln und der Bezirksregierung.

Die  Monheimer Verwaltungsspitze will für ihre Pläne das Instrument der „städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme“ (siehe Infobox) nutzen. In der Regel würden diese Paragraphen des „besonderen Städtebaurechts“ auf größere Gebiete, wie einen ganzen Ortsteil angewandt, erklärt der Langenfelder Stadtplaner Stephan Anhalt. „Wenn dieses Verfahren eingeleitet wird, steht der Gemeinde ein besonderes Vorkaufsrecht zu. Dann ist die Gemeinde sogar zum Erwerb der Grundstücke verpflichtet, um sie in ihrem Sinne zu entwickeln“. Während eine Kommune mit einem Bebauungsplan ein Angebot an Eigentümer eröffne, stelle dieses besondere Verfahren ein strengeres Instrument dar, mit dem sie durchgreifen könne. Er als Stadtplaner habe bisher auf solche rigiden Mittel verzichtet.

Manfred Poell (Grüne) findet es zwar grundsätzlich sinnvoll, das gesamte Gebiet einmal zu beplanen, aber er fragt sich, warum dazu diese Zwangsmittel angewandt werden müssen. Er argwöhnt gar, dass der Aufstellungsbeschluss für das Areal zwischen Sportplatz und Sandstraße schon vor dem Hintergrund dieser weitreichenden Pläne geschehen sei. Im September hatte Monheims Stadtplaner Thomas Waters behauptet, dies habe „rein strategische Bedeutung“. Vier Monat zuvor hatte Dennis Hüttenbügel der Stadtspitze seine Umbaupläne für sein Einkaufszentrum offenbart. Eine Frage Poells nach „konkreten Planungen“ blieb unbeantwortet. Ohne der CDU-Fraktionssitzung  vorgreifen zu wollen, erklärte Markus Gronauer (CDU), dass die Grünschneise Kielsgraben erhalten bleiben solle. Die CDU wünsche keine weiteren Baugebiete. Alexander Schumacher (SPD) ist ein wenig pikiert: Im Dezember verspottete ihn die Peto-Fraktion noch wegen seiner Idee für ein Schwimmschiff, jetzt plane deren Bürgermeister einen Yachthafen. Ihm sei bekannt, dass die Stadt Grundstücksanteile an dem See erworben habe, der ansonsten in Privatbesitz sei. Schumacher zufolge wären Seeanlieger an der Sandstraße wenig begeistert, demnächst von Dieselmotorenlärm belästigt zu werden.

Hüttenbügel mutmaßt, dass „der Kuchen wohl schon verteilt war“, als er seine Bauvoranfrage stellte. Der Bürgermeister habe ihn vor einigen Wochen dringend mit einem Bauunternehmer ins Gespräch bringen wollen.

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