Gedenken in Monheim Stadt ruft zur Reinigung der Stolpersteine auf

Monheim · 74 Stolpersteine und eine Stolperschwelle erinnern inzwischen in Monheim an die Opfer der nationalsozialistischen Willkürherrschaft.

 Schüler der Peter-Ustinov-Gesamtschule reinigen Stolpersteine in Monheim.

Schüler der Peter-Ustinov-Gesamtschule reinigen Stolpersteine in Monheim.

Foto: RP/Stadt Monheim

Vom 7. bis zum 13. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen, Geschäfte und Wohnungen geplündert, verwüstet und in Brand gesteckt und mehr als 800 Juden ermordet. Trauriger Höhepunkt der Novemberpogrome war die Nacht vom 9. auf den 10. November. Jüdische Bürger wurden von Nationalsozialisten und Mitläufer verfolgt, misshandelt und ermordet. Millionenfach sei in Deutschland weggesehen worden, auch in Monheim, sagt Stadtsprecherin Birte Hauke.

In Erinnerung an die Opfer der Pogrome organisiert die Stadtverwaltung Monheim eine offene Gedenkveranstaltung am Dienstag, 9. November, 18 Uhr. Rund um den Gedenktag lädt die Stadtverwaltung unter dem Motto „Erinnern statt Vergessen“ von Freitag, 5. November, bis Sonntag, 14. November, zum Reinigen der verlegten Stolpersteine ein.

„Die Reinigung der Stolpersteine ist eine Form des individuellen Gedenkens und der Auseinandersetzung mit Diskriminierung und Antisemitismus“, sagt Dafna Graf, städtische Koordinatorin für das Stolperstein-Projekt. „Zusammen mit der offenen Gedenkstunde setzen wir uns dafür ein, vergangenen und gegenwärtigen Ausdrücken von Antisemitismus entschieden entgegen zu wirken.“

Insgesamt 74 Stolpersteine und eine Stolperschwelle erinnerten in Monheim an die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft von 1933 bis 1945. Die ersten Stolpersteine ließ die Stadt im Jahr 2003 durch den Kölner Künstler Gunter Demnig verlegen, erinnert Birte Hauke. In Monheim sei zunächst der Menschen jüdischen Glaubens gedacht worden, die entrechtet, verfolgt, deportiert und ermordet worden sind. Zudem gelte einer der ersten Stolpersteine dem katholischen Pfarrer Franz Boehm, der in Predigten Kritik an staatlicher Willkür geäußert und sich davon auch nicht durch Drohungen hatte abbringen lassen, so die Sprecherin. Boehm sei im Konzentrationslager Dachau inhaftiert worden und starb dort im Februar 1945.

Weitere Stolpersteine tragen die Namen von verstorbenen Zwangsarbeitskräften. berichtet Birte Hauke. Während des Zweiten Weltkriegs mussten in Monheim, Baumberg und Hitdorf über 1400 Menschen aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, dem Handwerk und der Industrie leisten.

Zusätzlich zu den Stolpersteinen verlegte Gunter Demnig an der Klappertorstraße eine Stolperschwelle für mindestens 44 französische Kriegsgefangene, die dort von 1940 bis 1945 interniert gewesen sind und entgegen der Genfer Konvention Zwangsarbeit leisten mussten. Während die Stolpersteine Einzelpersonen gewidmet sind, dienten die Stolperschwellen dem Gedenken an Opfergruppen, erläutert die Sprecherin.

Wo die Steine liegen und welche Schicksale hinter den in die Messingplatten geschlagen Namen stehen, zeigt auf der städtischen Internetseite unter www.monheim.de/stolpersteine eine interaktive Karte. Hellgelbe Quadrate zeigten in der Karte Stolpersteine und Stolperschwelle an. Beim Klick auf einen Stein gebe es eine kurze Information zu dem Menschen, für den der Stein verlegt worden sei. Ein weiterer Klick auf „mehr Informationen“ führe den Leser zu einer längeren Erläuterung mit Bildern, so Birte Hauke.

Auf den Stolpersteinen werden die Namen und Schicksale der Opfer in eine Messingplatte geschlagen. Die Platten entwickeln schnell eine Patina, die die Steine dunkel erscheinen lassen. Wenn sie zweimal im Jahr poliert werden, bleiben sie gut lesbar und die Erinnerung an die Opfer wach. „Natürlich könnten wir die Steine auch reinigen lassen. Aber das ist nicht die Idee des Projekts. Die Erinnerung an die Opfer bleibt nur wach, wenn wir selbst uns mit den Schicksalen auseinandersetzen“, sagt Dafna Graf.

Für die Reinigung werde lediglich ein rauer Schwamm, ein Putzmittel für Messingoberflächen, Küchenpapier oder ein Wischtuch und eine Flasche Wasser benötigt. Bei besonders dunklen Stolpersteinen helfe Essigessenz. Eine Putzanleitung gibt es unter http://www.monheim.de/stolpersteine. Wer das Projekt darüber hinaus unterstützen möchte, kann Putzpatin oder Putzpate für einen Stein werden. Informationen gibt es bei Dafna Graf unter Telefon 02173 951 640 oder per E-Mail an: dgraf@monheim.de.

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