Geschichtenwerkstatt So spannend ist eine Buchstein-Kita

Monheim · Die evangelische Kita Grunewaldstraße veranstaltet mit dem Ulla-Hahn-Haus eine Geschichtenwerkstatt.

 Jana Standop arbeitet mit Elias und Falk an einer Geschichte.

Jana Standop arbeitet mit Elias und Falk an einer Geschichte.

Foto: Schmidt-Elmendorff

In der Kita der evangelischen Gemeinde an der Grunewaldstraße sind pantomimische Fähigkeiten gefragt: Elias, Falk, Ibrahim, Hanna und die anderen Kinder sollen ihr Lieblingstier vorführen, und die anderen sollen raten, was es ist. Elias wirft sich auf den Boden, krabbelt zielstrebig los – unter den Tisch und windet sich geschickt durch das Labyrinth aus Stuhlbeinen. „Du darfst auch Geräusche machen“, fordert Jana Standop ihn auf. Elias schweigt beharrlich, ist mucksmäuschenstill. Die Kinder erkennen richtig, dass es sich um ein Tier handelt, das im Untergrund Gänge gräbt: eine Maus. Dann schwingt Chiara ihre Schmetterlings-Flügelarme, hüpft Ibrahim im roten Spiderman-Outfit durch den Raum, stampft Falk mit lautem Gebrüll auf.

Die Kinder spüren ihren Lieblingsdingen nach: der Lieblingsfarbe, dem Lieblingstier. Die Anregung dazu gab das Buch „Oscar liebt“ von Britta Teckentrup, in dem der kleine Rabe beschreibt, was er liebt: das Rascheln der Herbstblätter, den Geschmack von roten Kirschen und die glatte Oberfläche von Kieselsteinen. In der Geschichtenwerkstatt sollen die Kinder auf Grundlage dieser Lektüre selber Geschichten erfinden, die dann in einem Buch festgehalten werden. Jetzt stehen sie aber noch ganz am Anfang des Entstehungsprozesses und sollen erst einmal aus Knetgummi ihr Lieblingstier in der Lieblingsfarbe formen und anschließend das Ergebnis zu Papier bringen. Elias malt zu seiner Maus auch gleich einen Käfig, Falk mag es minimalistisch, seinen Dinosaurier hat er auf die Dornen seines Rückenpanzers reduziert. Das Kneten und Malen, die haptische Erfahrung eröffne den Kindern einen Zugang zu dem Buch, wenn die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten noch nicht ausgeprägt sind, sagt Jana Standop, Mitarbeiterin des Ulla-Hahn-Hauses. „Inhaltlich geht es in der Geschichte ja auch darum, seinen Ideen zu vertrauen und ihnen nachzugehen.“ Wer sich zu einer Vorliebe bekennt, hat schon ein Stück Persönlichkeit entwickelt.

Für  Zwei-  und Dreijährige wurde ein anderer Ansatz gewählt, die Welt der Bilderbücher zu entdecken. Sie nähern sich ihr mit den Mitteln des Theaters. Indem sie die vorgelesene Geschichte nachspielen und auch fortspinnen. Im Märchengarten für Kinder zwischen vier und sechs erleben Kinder verschiedene Märchen mit allen Sinnen. Dabei steht das Thema Natur im Mittelpunkt. Auch die Eltern der Buchstein-Kitas werden einbezogen. Beim Bücherfrühstück werden Eltern über die Bedeutung der Leseförderung informiert, können in Bilderbüchern stöbern. „Viele haben Scheu vor dem Vorlesen, weil sie alles richtig machen wollen“, sagt Julia Gerhard, Projektleiterin Kinder im Ulla-Hahn-Haus. Man müsse sie ermutigen, dass sie den Text nicht wortgetreu wiedergeben müssen, sondern ausschmücken können. „Wir wollen ja nicht, dass die Eltern an ihren hohen Ansprüchen scheitern und dann gar nichts machen“, sagt Gerhard.

Die Buchstein-Kitas unternehmen mit den Kindern auch Ausflüge ins Ulla-Hahn-Haus, wo sie sich mit dem Roman „Das verborgene Wort“ und der Namensgeberin der Einrichtung befassen. Mit Hilla und ihrem Großvater begeben sie sich auf einen imaginären Ausflug zum Rhein. Wenn so immer wieder Berührungspunkte der Kinder mit dem Haus geknüpft werden, werden diese auch irgendwann ihre Eltern in Schlepptau nehmen, so die Hoffnung.

Bisher kooperiert das Ulla-Hahn-Haus mit acht Monheimer Einrichtungen. Um den Titel „Buchstein-Kita“ zu erhalten, müssen die Kitas jährlich vier der sechs verfügbaren Module in Anspruch nehmen. Finanziert werden die Projekte über die gesonderte Entwicklungs- und Bildungsförderung, die die Stadt jeder Gruppe jährlich zur Verfügung stellt.

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