RP-Aktion Debattenkultur in Monheim Schüler debattieren über die Marina
Monheim · Auf Initiative der Rheinischen Post haben Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums an der Reihe #mitreden teilgenommen und in der Aula am Berliner Ring das Thema „Braucht Monheim eine Marina“ diskutiert. Insgesamt nehmen acht Schulen an dem Projekt teil, das Evonik sponsert.
Besser hätte das Thema nicht gewählt werden können. Die von Stadt und der Partei Peto geplante Marina im Greisbachsee sorgt in Monheim aktuell für heiße Diskussionen. Und die Schüler der Jahrgangsstufen Q1 und Q 2 haben sich im sozialwissenschaftlichen Unterricht jetzt reingefuchst. Zwei Wochen Zeit hatten die Klassen, um das Thema für die RP-Debatte #mitreden am Montagmorgen in der Aula des Gymnasiums vorzubereiten. Anschließend haben sie je zwei Sprecher bestimmt, die auf die Bühne gehen, berichtet Sowi-Lehrerin Anke Lemmer (Leistungskurse).
Jan Scheitza und Tobias van de Sandt haben den Part der Befürworter einer Marina übernommen, Nomi Kurth und Simon Kellermann (Q2) die Kontra-Position. Die Diskutanten, die vor der Jury und den 140 Mitschülern bestehen wollen, sind aufgeregt, greifen aber beherzt zum Mikrofon. Sie behalten einen kühlen Kopf, lassen einander ausreden. Keiner hält Monologe – anders als etwa die Besucher der jüngsten Infoveranstaltung zu dem Thema im Bürgerhaus Baumberg.
„Eine gepflegte Debattenkultur ist essentiell für eine Demokratie“, beschreibt Evonik-Vertreterin Andrea Dimitrova die Motivation ihres Unternehmens, das RP-Projekt zu unterstützen. Insgesamt acht Debatten wird es in der Region geben, die nächste ist in Ratingen-Lintorf. Das Finale ist für April geplant.
Bevor es losgeht, präsentiert Monheims Beigeordnete Lisa Pientak die Planungslage. Ein Heimspiel für Pientak, die am Otto-Hahn-Gymnasium Abitur gemacht hat. Danach ist sie gleich in die Politik eingestiegen – als Ratsmitglied der Peto, die ihren Ausgangspunkt als Schülerpartei im Otto-Hahn-Gymnasium hatte. Jetzt stellt die Partei zum dritten Mal den Bürgermeister, modernisiert die Stadt und plant eine Marina.
Die 20-minütige Debatte geht los. Was für den „Befürworter“ Tobias van de Sandt „ökonomische und soziale Vorteile für die Stadt bringen kann“, ist für Nomi Kurt von den „Projektgegnern“ der „verzweifelte Versuch, die Stadt erneut in die Schlagzeilen zu bringen“. Sie sieht keinen Mehrwert für Monheimer in dem „Prestigeprojekt.“ Tobias greift das Argument auf. „Bürger können den See, der heute eingezäunt ist, dann nutzen“, sagt er. Doch das Kontra-Team stellt die Ökologie in den Vordergrund, benennt das Lärmproblem, das auf die Anwohner zukommen wird, wenn im Greisbachsee Boote anlegen. Außerdem befürchten sie mehr Müll durch den zu erwartenden Tourismus.
Als Argument für die Marina führt Jan Scheitza das geplante Freitzeitangebot ins Feld. Stand-Up-Paddeln und Tretbootfahren sei nicht teuer und könne von vielen genutzt werden. „Das Tretbootfahren soll nur die Akzeptanz des Projekts erhöhen“, hält Nomi Kurth dagegen. Es gebe nur sehr wenige Yachtbesitzer in Monheim. 150 Stellplätze seien geplant. Befürworter van de Sandt, dessen Familie ein Segelboot hat, begrüßt den potenziellen Liegeplatz vor der Tür. Denn viele gebe es davon in der Region nicht. Hitdort etwa sei ausgebucht. Das Kontra-Team bleibt dabei. Für nur wenige heimische Nutzer 40 Millionen Euro auszugeben, halten Simon Kellermann und Nomi Kurth für unsinnig. Außerdem müssten Baumberger, die künftig in die Altstadt wollten, wegen des Kanals einen Umweg von zwei Kilometern in Kauf nehmen.
Darauf haben Jan und Tobias eine Antwort. Es gebe gute Busverbindungen. Und bis die Marina in frühesten zehn Jahre fertig wäre, hätten sich auch die autonomen Busse entwickelt. „Die Marina schließt eine Marktlücke im Ballungsraum“ sind die Befürwortern sicher. Für Nomi Kurth bietet Monheim schon genug. Das Projekt Marina würde das Stadtleben auseinanderreißen. Van de Sandt sieht das anders. Der Rheinspielplatz ist bei gutem Wetter schnell voll. Ein zusätzliches Freizeitangebot könnte die Situation entzerren.
Beide Teams argumentieren gut. Die Abstimmung des Publikums via i-Serve fällt knapp, aber eindeutig aus. Für das Kontra-Team haben die Schüler mit 62 Prozent abgestimmt. Sie sind die Sieger. Bei der zweiten Abfrage haben sich die OHG-Schüler zu 61 Prozent gegen eine Marina ausgesprochen, 30 Prozent dafür, neun haben sich enthalten. Die Aufregung ist erst einmal vergessen und: Kellermann, der engagiert gegen die Marina gesprochen hat, darf sich als Befürworter outen. Jan, der dafür argumentierte, ist weiter pro. Sein Mitstreiter jedoch ist unsicher, ob die Marina eine gute Idee ist.