Monheimer Karneval Rosenmontagszug soll ziehen und ein Zeichen setzen

Monheim · Bürgermeister Daniel Zimmermann kritisiert die CDU-Forderungen nach Absage. Karneval könne ein Zeichen für Freiheit und Vielfalt sein.

 Die von Markus Lüpertz geschaffene Leda wurde im Karneval 2020  auf die Schippe genommen.  

Die von Markus Lüpertz geschaffene Leda wurde im Karneval 2020  auf die Schippe genommen.  

Foto: RP/Michael Hotopp

   Rußland hat die Ukraine militärisch angegriffen. Darf der   Rosenmontagszug unter diesen Umständen ziehen? Bürgermeister Daniel Zimmermann und die Große Monheimer Karnevalsgesellschaft (Gromoka) sagen:  „Ja, er kann ziehen. Er muss es vielleicht sogar  -  gerade jetzt! Weil er ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Vielfalt ist und damit den Werten, die die russische Regierung gerade vor aller Welt mit Füßen tritt, entgegensteht.“

In Monheim sei die  Diskussion schnell  zu einem lokalen Politikum geworden, schreibt der städtische Sprecher Thomas Spekowius. Die CDU fordert, man möge „Karneval absagen“.  Damit seien alle in den nächsten Tagen geplanten Feiern gemeint. Das sei  „ein Stoß vor den Kopf“, sagt der Bürgermeister. Es sei aus vielen Gründen richtig, am geplanten Karnevalsprogramm festzuhalten. Der Karneval sei wichtiges Kulturgut und habe schon immer auch eine politische Funktion gehabt.  „Die Jecken prangern Missstände an. Sie machen sich über die Politik lustig, kritisieren die Kirchen, die Parteien und den Staat. Ich finde zum Beispiel, dass die Welt gerade jetzt die kritischen Wagen von Jacques Tilly im Düsseldorfer Rosenmontagszug mehr denn je gebraucht hätte“, sagt Zimmermann.

Eine Absage allein sei  kein Statement. Damit dokumentiere man Betroffenheit oder ein Gefühl der Ohnmacht. Den Menschen in der Ukraine helfen könne man so nicht. Dabei gebe es „genug Möglichkeiten, sich zu engagieren“, so Zimmerman, wie  Friedensmärsche durch die Innenstadt, Briefe an den Kreml, oder humanitäre Hilfskonvois für die Ukraine.

An Absagen habe man sich inzwischen  offenbar gewöhnt  So sei der Karneval für den Golfkrieg 1991 abgesagt worden. Während des Afghanistankriegs 2001/2002 fand er hingegen ebenso statt wie 2014, als Putin - ebenfalls zur Karnevalszeit - die Krim annektiert habe.  Auch die letzten zehn Jahre Syrienkrieg hätten nicht zu einer Absage geführt. Dafür sei in Düsseldorf 2016 der Rosenmontagszug wegen eines Sturms abgesagt worden. Zimmermann sagt, er glaube, „dass wir uns spätestens mit der Corona-Pandemie  alle viel zu sehr an solche Absagen gewöhnt haben.“ Der richtige Weg sei es, den Krieg gegen die Ukraine im Rosenmontagszug zu thematisieren. Die Vereine hätten über ein Jahr pausiert und jetzt alle Anstrengungen unternommen, um im Einklang mit den geltenden Corona-Bestimmungen ihr Brauchtum zu pflegen.

Es könne nicht sein, dass die CDU sich auf dem Rücken der Karnevalsvereine profilieren wolle. Wir brauchen Musik, Satire, Freiheit und friedlichen Protest. Und deshalb brauchen wir auch den Karneval.“ 

(pc )
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