Monheim Netzwerker Netzwerker spielt auch Orgel in St. Josef

Monheim · In drei Wochen geht Hans-Peter Anstatt, Abteilungsleiter Integration, Ehrenamt, Pflege bei der Stadt Monheim in den Ruhestand.

 Hans Peter Anstatt (vorne) will wieder Orgel spielen. Er musiziert gemeinsam mit Saxofonist Jens Mischel samstags  in St. Josef Langenfeld.

Hans Peter Anstatt (vorne) will wieder Orgel spielen. Er musiziert gemeinsam mit Saxofonist Jens Mischel samstags  in St. Josef Langenfeld.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Er ist ein waschechter Monheimer und es gibt kaum eine Ecke in der Stadt am Rhein, in der er sich nicht auskennt. Abteilungsleiter ist er, leitet das Integrationsbüro, betreut die Ehrenamtsbörse, begleitet Zwar-Gruppen und ist für Pflege zuständig. Auch für Religionsgemeinschaften ist er ein guter Ansprechpartner. Gerade ist er 60 Jahre alt geworden und blickt dem Ruhestand entgegen: Hans-Peter Anstatt.

43 Jahre lang hat er bei der Stadt Monheim gearbeitet. Am 1. August 1977 hat er als Verwaltungspraktikant angefangen, wurde dann Beamtenanwärter und ist bis heute Kommunalbeamter. „Als ich angefangen habe, war Monheim nach der kommunalen Neuordnung gerade wieder selbstständig geworden“, erzählt er. „Ich war einer der ersten Lehrlinge, die im Rathaus der Stadt angefangen haben.“ Dort habe er ganz klassisch Schreibmaschine gelernt, Kopien mit Blaupapier oder als Matritze angefertigt und jede Menge Karteikarten beschriftet und „ordentlich sortiert“.

„Das Telefon in der Verwaltung hatte noch ein Wählscheibe. Telefonate hat die Zentrale vermittelt. Sonst konnte man gar nicht aus dem Amt hinaus telefonieren“, erinnert er sich. „Die Durchwahlnummern waren zu dieser Zeit zweistellig“, sagt er und staunt selbst ein bisschen. Heute sind sie vierstellig und die Räume des Rathauses reichen für die vielen Mitarbeiter schon lange nicht mehr aus.

„Ausgelagerte Abteilungen gab es anfangs nicht“, sagt der Mann, dessen erste selbstständig zu erledigende Aufgabe es war, die Anmeldungen für den allerersten Gänselieseltrödel am 30. September 1977 zu organisieren. „Gefühlt tausendmal habe ich auf der Schreibmaschine neu angefangen, um die Teilnehmerliste zu tippen“, sagt er. Doch sie habe immer noch etwas unordentlich ausgesehen. „Tipp-Ex gab es da ja noch nicht.“ Morgens um vier Uhr musste er dann raus, um die Trödler auf seiner Liste abzuhaken. „Das war alles eine Riesenaktion. Das Plakat habe ich aufbewahrt.“

Seine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit hat er erst mit den Jahren gewonnen. „Das ist ein Frage der Erfahrung“, sagt der Netzwerker, der immer wieder Menschen zusammenbringt. „Heute geht es im Rathaus ja etwas lockerer zu“, findet Anstatt, der auch die vielen Vorgänger von Daniel Zimmermann kennengelernt hat. Bürgermeister Thomas Dünchheim, Dr. Hans-Dieter Kursawe, die Stadtdirektoren Wegener und Schmidt.

Wie er seinen Ruhestand verbringen will, hat er gut geplant. „Ich werde wieder Orgel spielen“, kündigt er an. Als junger Mensch habe er das bereits gelernt und jetzt noch einmal Stunden bei der Kirchenmusikerin Ute Merten genommen. „Pfarrer Hoßdorf von St. Gereon wird sich freuen, wenn ich als Ersatz-Organist zur Verfügung stehe“, ist er sicher. Doch schon jetzt gibt er kleine Konzert an der Orgel  – wie etwa samstags zur Mittagszeit in der Langenfelder St.-Josef-Kirche. „Da spiele ich gemeinsam mit dem Saxofonisten Jens Mischel. Eine Viertelstunde lang und dann sprechen wir mit den Leuten, die von der Musik in die Kirche gelockt wurden.“

Ansprechpartner will er in Monheim bleiben. „Wenn ich Zeit habe“, so kündigt er an, „werde ich mich auf einem der Sitzsteine in der Altstadt niederlassen, die Passanten freundlich grüßen und mal schauen, ob einer auf ein Schwätzchen bleibt.“ Das ist so richtig nach seinem Geschmack. Doch nicht nur für musisch-kommunikative Aufgaben hat er ein Herz. Er steht auch auf Pferdestärken. „Ich habe eine Traktor“, berichtet er. „Damit mache ich schon jetzt kleinere Touren an den Rhein oder die Mosel.“ Seinen 22 PS starken Deutz aus dem Jahr 1954 pflegt er mit Hingabe. „Wenn ich damit unterwegs bin, dauert es meist ein bisschen“, sagt er. Denn schneller als 20 km/h fährt der Traktor nicht. „Damit könnte ich sogar den autonomen Bus überholen.“

Seine Modelleisenbahn aus Kindertagen hat Heerscharen von Kommunionkindern erfreut. Nach dem Unterricht durften sie mit der Bahn Probe fahren. Anstatts Mutter  hat den Unterricht damals geleitet. Um sie will Anstatt sich im Ruhestand auch verstärkt kümmern – „um etwas zurückzugeben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort