Langenfeld/Monheim Er hilft Schuldnern im Haus der Chancen

Monheim/Langenfeld · Wenn die ersten Mahnbescheide vorliegen, ist es oft schon zu spät. Markus Miller wäre es lieb, die Betroffenen gingen früher zu einer Beratungsstelle.

 „Schon in der Schule sollte der Umgang mit Geld ausgiebig thematisiert werden“: Markus Miller in seinem Büro in Monheim.

„Schon in der Schule sollte der Umgang mit Geld ausgiebig thematisiert werden“: Markus Miller in seinem Büro in Monheim.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

  „Spätestens wenn Strom, Miete, Heizung nicht mehr bezahlt werden können, finden verschuldete Menschen den Weg zu uns“, beschreibt Markus Miller, Leiter der Schuldnerberatung im Monheimer Haus der Chancen (siehe Info) seinen beruflichen Alltag. Vor 19 Jahren begann der Sozialarbeiter „die spannende Tätigkeit zwischen Sozialarbeit und Juristerei“, damals mit einer halben Stelle; inzwischen kümmern sich allein in Monheim vier Mitarbeiter um diese Problematik. Bundesweit helfen in 1450 Beratungsstellen Fachleute gegen die wirtschaftlichen Folgen von Arbeitslosigkeit, unwirtschaftlicher Haushaltsführung oder privaten Schicksalsschlägen.

„Die Versuchung ist nur zwei Klicks entfernt“, illustriert Miller die zunehmende Verschuldung durch Käufe im Internet. Neben dem E-Commerce sind immer noch die Handy-Kosten ein Thema. „Hochwertige Mobiltelefone verursachen oft monatliche Ratenzahlungen von mehr als 50 Euro“. Aufgabe der Schuldnerberatung ist es, den Schaden zu minimieren. Die von kommerziellen Inkassobüros geltend gemachten Schulden infolge rechtlich einwandfrei zustande gekommener Verträge selbst sind kaum zu beeinflussen, aber mit einer juristischen „Forderungsüberprüfung“ sind heftige Zusatzgebühren oder Aufwandsentschädigungen zu vermeiden und vertretbare Ratenzahlungen zu erreichen. Das vor einigen Jahren entwickelte Verfahren zur Privat-Insolvenz ist ein schwieriger, aber gangbarer Weg, nach fünf bis sechs Jahren schuldenfrei zu werden. Die monatlichen Pfändungsfreigrenzen werden jetzt neuerlich angepasst. „Das Beratungsangebot ist nicht genug bekannt“, sagt Miller. Ihm wäre wichtig „wenn die Menschen kommen, ehe die ersten Mahnbescheide vorliegen“. Beratungsbedarf haben überwiegend die 40-  bis 50-Jährigen, gleichermaßen Frauen und Männer. Jüngere verdienen weniger, sind weniger kreditwürdig, und können somit nur geringere Schulden anhäufen. Bei älteren Menschen mit dem ausgeprägten Schamgefühl ist beim Gang zur Beratung eine besonders hohe Hürde zu überwinden.

In akuten Fällen, wie einer drohenden Strom-Heizungssperre oder dem drohenden Verlust der Wohnung, kann schnell geholfen werden. Dazu gibt es eine offene Sprechstunde, jeden Donnerstag von 14 bis 16 Uhr.

Um insbesondere junge Menschen vor einer Überschuldung zu bewahren, hält Miller es für wichtig, dass bereits in der Schule über den Umgang mit Geld gesprochen wird, speziell die Themen, Wohnkosten, Internetfallen und Handytarife. Auf der Gläubigerseite vermisst der Berater die Bereitschaft, auf die konkrete Einkommens- und Lebenssituation der Schuldner einzugehen. „Die Inkassounternehmen sind riesige Wirtschaftsunternehmen, die stur ihre Linie durchziehen“.

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