Langenfeld Versorger Ein Historiker führt die Mega

Monheim · Dr. Christian Reuber ist seit Juni Geschäftsführer der Monheimer Elektrizitäts- und Gasversorgungs GmbH (Mega). Er hat Udo Jürkenbeck abgelöst.

 Christian Reuber sieht im Speichern von Energie das Thema der Zukunft.

Christian Reuber sieht im Speichern von Energie das Thema der Zukunft.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

 Auf dem Posten eines Geschäftsführers in der Energiewirtschaft stellt man sich entweder einen Betriebswirt oder einen Ingenieur vor. Dr. Christian Reuber (41) ist keins von beidem. Er ist promovierter Historiker und führt seit Juni die Geschäfte der Mega in Monheim.

Der gebürtige Sauerländer hat sich besonders mit unterschiedlichen Führungsstilen in Unternehmen beschäftigt. Der Titel seiner Doktorarbeit lautet: „Der lange Weg an die Spitze: Karrieren von Führungskräften deutscher Großunternehmen im 20. Jahrhundert“. Und dieses Wissen hat er weiterentwickelt. Er hat in verschiedenen Unternehmensberatungen gearbeitet und dort auch zahlreiche Kunden aus der Energiewirtschaft begleitet. „Auf die Sparte Versorger habe ich mich dann spezialisiert. Dort hat die Energiewende jedoch hauptsächlich zu Kosteneinsparungen geführt“, sagt er.

Reuber ist neugierig und offen für neue Herausforderungen. Die hat er bei einem Unternehmen gefunden, das traditionell Schuhe produziert, aber neue Geschäftsfelder eröffnen wollte. „Naturkosmetik zum Beispiel“, wie Reuber berichtet. Als die Zentrale nach München zog, hat er sich neu orientiert. Denn sein Lebensmittelpunkt liegt im Bergischen Land.

Monheim und die Stelle als Mega-Geschätsführer kamen ihm gelegen. „Meine Frau ist aus Monheim“, so Reuber. „So ist die Stadt nicht neu für mich.“ Und die Mega sei gut aufgestellt. Die Stadt sei alleiniger Gesellschafter. „Das ist nicht bei vielen Versorgern so“, sagt er und verweist auf andere Stadtwerke im Umland. „Der Vorteil in Monheim ist: Man hat als Geschäftsführer nur einen Ansprechpartner. Und der gibt die Ziele vor.“ Im Fall Monheim geht es vor allem darum, den Wohnungsbau mit möglichst umweltfreundlicher und innovativer Energie zu versorgen, das Gewerbe ebenso. Auch der Glasfaserausbau hat Priorität.

„Unsere Aufgabe als Mega ist es, uns am Markt zu bewähren“, sagt Reuber. „In den nächsten fünf Jahren werden in Monheim allein durch unsere städtische Schwester Wohnen GmbH rund 500 weitere Wohnungen entstehen. Es wird neue Wohngebiete und Quartiere geben“, weiß er. Auch diese müssen mit Strom, Gas und Glasfaser versorgt werden. Und das alles vor dem Hintergrund, dass es möglichst klimaneutral ist, erläutert der Mega-Chef und führt das Beispiel Gesundheitscampus an, wo die Wärmeversorgung über Blockheizkraftwerke läuft. Auch das Mona Mare gehört zu den Kunden der Mega, ebenso wie der Creative Campus, der im Entstehen ist und energietechnisch erschlossen werden muss.

Rund um die Kulturraffinerie K 714 wird die Mega auch gefragt sein. Doch noch sei nicht klar was in der alten Shell-Abfüllhalle möglich ist. Die Substanz wird gerade untersucht. Fest steht jedoch, dass in dem neuen Parkhaus mit 2000 Parkplätzen rund 400 E-Tankstellen aufgestellt werden sollen. „Die städtische Stellplatzverordnung gibt vor, dass ein gewisser Prozentsatz an E-Ladesäulen für Parkplätze installiert werden muss“, so Reuber. „Aktuell läuft eine Machbarkeitsstudie. Die Ausschreibung ist raus. Denkbar wäre, dass Parkhaus über eine Photovoltaik-Anlage zu speisen. Das Dach wäre groß genug und es entstünde neues Potenzial für staatliche Förderungen für Ökostrom.“

Ein großes Thema für die nächsten Jahre sieht Reuber im Speichern erneuerbarer Energie. „Denn auch das als umweltfreundlich gepriesene Gas gehört zu den fossilen Brennstoffen.“ Wenn nötig, müsse man daher „Know how“ zukaufen – vielleicht sogar in Kooperation mit anderen Stadtwerken. Denn es fehlen Fachleute, und die Mega ist auf Wachstumskurs. „Wir werden in naher Zukunft weitere zehn Mitarbeiter einstellen“, sagt er. Denn die Netze für Strom, Gas und Glasfaser sind zwar teilweise neu, müssen aber gepflegt oder neu gelegt werden. „Wir müssen die Versorgungssicherheit garantieren“, so Reuber.

Er selbst hat einen Fünfjahresvertrag bei der Mega unterschrieben. Seine Stärke sieht er darin, einen guten Überblick zu haben, und die Fähigkeit, die Dinge gut einzuordnen. Da ist es von Vorteil, nicht unbedingt „vom Fach“ zu sein.

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