Monheim Maternuskapelle Haus Bürgel: Alte Glocke gibt Rätsel auf

Monheim · Die Maternuskapelle im Hof des ehemaligen Römerkastells ist 1916 abgerissen worden. Dort könnte das Fundstück geläutet haben. Auf den Inventarlisten von Haus Bürgel ist sie indes nicht verzeichnet.

 Lucas Risse dankt dem Spender der Glocke, Siegfried Schulte (vorne), dass er dieses historische Zeugnis zurückgegeben hat.

Lucas Risse dankt dem Spender der Glocke, Siegfried Schulte (vorne), dass er dieses historische Zeugnis zurückgegeben hat.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Siegfried Schulte stammt aus einer Unternehmerfamilie. Sein Vater hat auf Haus Bürgel schon Landmaschinen repariert. Geld hat er dafür damals nicht genommen, sondern Naturalien in Form von Lebensmittel bekommen. „Denn das Geld war damals nichts wert“, sagt Schulte, der nach dem Zweiten Weltkrieg  den Kontakt zu dem ehemaligen Pächter von Haus Bürgel gepflegt hat: zu Richard Esser. In den sechziger Jahren, so erzählt Schulte,  habe Esser ihm die Glocke überlassen. Sie war im Schweinestall gelagert. „Das alte Ding hat mal in einem Turm gehangen“,  hieß es damals. Schulte hat die Glocke mitgenommen, mit der Auflage, sie nicht in den Schrott zu geben.

Jetzt hat er das schwere Stück aus dickem Metall wieder zurückgebracht. „Es ist gut, dass die Glocke zurückgekehrt ist“, sagt Herbert Reuter, der heutige Pächter von Haus Bürgel. Noch weiß keiner genau, wo die Glocke einmal gehangen haben könnte. Es gibt keinen Stempel einer Gießerei. Die Glocke hat einen Riss und  zwei Löcher, vermutlich Einschusslöcher. Geläutet hat sie deshalb lange nicht mehr. Dennoch: „Wenn sie in einem Turm gehangen haben soll, dann kommt doch nur die Maternuskapelle in Frage“, vermutet Wolfgang Keil, der in Urdenbach historische  Führungen anbietet und den Kontakt von Schulte zu Herbert Reuter hergestellt hat.

Reuter, der nicht nur die Kaltblutzucht auf Haus Bürgel betreibt, sondern auch als Schreiner in der Dombauhütte Köln arbeitet, will jetzt einen Spezialisten aus dem Erzbistum zu Rate ziehen, um etwas über das Alter der Glocke und die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde herausfinden.  Lucas Risse, Vorsitzender des Fördervereins von Haus Bürgel, hat dem Spender ebenfalls gedankt und will den Landschaftsverband Rheinland einschalten  und dort eruieren, ob die Glocke tatsächlich in der Maternuskapelle gehangen haben könnte.

Das ehemalige Römerkastell Haus Bürgel stand bis 1374 auf der linken Rheinseite. Die Maternuskapelle war Pfarrkirche von Zons und blieb das laut Dr. Erich Claßen auch, als sich der Rhein ein neues Flussbett suchte, was auch Haus Bürgel ins  Rechtsrheinische rückte. „Durch diese Lage verlor die Maternuskapelle dann aber an Bedeutung. 1843 wurde die Pfarrei Bürgel urkundlich aufgelöst.“ Danach war die Kapelle dem Verfall preisgegeben. 1916 wurde sie abgerissen. Die Grundrisse haben Archäologen vor einigen Jahren freigelegt und mit Pflastersteinen wieder sichtbar gemacht. Claßen, der die Ausgrabungen der alten Mauerreste der Ursprungskapelle auf Haus Bürgel für den Landschaftsverband Rheinland (LVR) begleitet hat, gibt sich zurückhaltend. „Es gab vor Jahren schon einmal eine Anfrage“, sagt er. „Aber wir haben keinerlei Aufzeichnungen dazu.“ Lediglich der „Weihestein“ sei für Haus Bürgel belegt. Auch sein Kollege, der beim LVR für Baudenkmäler zuständig ist, muss passen. „Rein juristisch gehört die Glocke nicht in unseren Bereich. Sie ist nicht als Teil des Denkmals Haus Bürgel belegt“, sagt Thorsten Schrolle.  Dennoch sei es natürlich erfreulich, wenn sie den Weg dorthin gefunden hat, wo sie herkommt. Schrolle ist für den  Kreis Mettmann zuständig und signalisiert, dass er gern helfen wolle. „Man kann zum Beispiel in Inventarlisten des Besitzers nachschauen, ob dort etwas hinterlegt ist. In diesem Fall des Grafen von Nesselrode.“ Darüber hinaus könne eine Materialprüfung Aufschluss über das Alter der Glocke geben. Doch da müsse entweder die Stadt  oder der Pächter aktiv werden. Lucas Risse will es auf diesem Weg versuchen. Schließlich ist das Ensemble aus Biologischer Station, Kaltblutzucht und Römer-Museum auf dem Weg zum Kulturerbeeintrag der Unesco.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort