Stippvisite im Friseursalon in Monheim Friseurin bereitet sich auf Kunden vor

Monheim · Steffi Spielberger öffnet am 4. Mai ihren Salon – mit vielen Sicherheitsvorkehrungen und hohem Planungsaufwand.

 Unter anderem mit Mund-Nase-Maske und Desinfektionsmittel gerüstet will Steffi Spielberger am 4. Mai ihren Friseursalon wieder öffnen.

Unter anderem mit Mund-Nase-Maske und Desinfektionsmittel gerüstet will Steffi Spielberger am 4. Mai ihren Friseursalon wieder öffnen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Endlich, endlich, endlich! Während unserer Stippvisite im Friseursalon von Steffi Spielberger an der Geschwister-Scholl-Straße klopfen gleich mehrere Frauen an die (noch) geschlossenen Türen: „Ihr macht wieder auf? Ein Glück, kann ich sofort schon einen Termin haben?“ fragt nicht nur eine der Damen. Seit 23. März haben alle Friseursalons geschlossen. Am 4. Mai dürfen sie voraussichtlich wieder öffnen. Mit strengen Auflagen. Andrea Riemann aus Baumberg ist eine Kundin von Steffi und entdeckt die Friseurin mit Argusaugen in ihrem Laden. Ihre Haarspitzen müssen geschnitten werden. Vor allem aber muss ihr Sohn mit einer Kurzhaarfrisur unbedingt zum Nachschnitt. Doch Andrea Riemann denkt nicht nur an ihr Aussehen und das des Sohnes. Sie macht sich vor allem auch Gedanken um die Sicherheit der Friseure. „Ist das denn nicht zu früh?“, fragt sie skeptisch. „Und wie schützt ihr euch? Das ist doch gefährlich durch all die Menschen, mit denen ihr in Berührung kommt.“

Wie es denn nun tatsächlich genau am 4. Mai zugehen wird, wenn morgens um 8 Uhr die Türen ihres Geschäfts aufgehen, weiß die 37-jährige Friseurmeisterin an diesem 18. April noch nicht. Wie viele Kunden dürfen sich im Laden mit 60 Quadratmetern Bedienfläche aufhalten? Wie viele Friseure dürfen da sein? Was genau ist unter der Schutzkleidung, die sie tragen soll, zu verstehen? 14 Tage vor der Eröffnung wartet Steffi Spielberger noch auf viele verbindliche Aussagen der Landesregierung und der Handwerkskammer.

Unterdessen war sie selbst aktiv und hat auch ihre Familie eingespannt. Aus sieben Bedienplätzen wurden fünf mit jeweils über zwei Metern Abstand. Dass die nicht alle parallel belegt sein dürfen, ist ihr klar. Die Waschbecken sind durch eine neue Schutzscheibe getrennt. Die Kasse ebenfalls. Hand- und Flächen-Desinfektion sind vorhanden. Die Mutter der Friseurmeisterin näht einen kochbaren Mundschutz nach dem anderen und bastelt für Kunden, die keinen haben, einfache Einweg-Masken aus doppellagigen Papierwaschhandschuhen mit Küchenrolleneinlage als provisorischem Filter. Mit Gummiband versehen, sollen sie während des Färbens, Waschens und Schneidens getragen werden. „Zumindest so lange wir nichts Besseres haben“, sagt Spielberger. Dass der Mindestabstand von Friseur und Kunden nicht eingehalten werden kann, erklärt sich von selbst. Dennoch will ihr Team, das derzeit in Kurzarbeit ist, wieder arbeiten.

Steffi Spielberger ist gut organisiert. Sie weiß jetzt schon, dass sie ab 4. Mai von 8 Uhr bis 21 Uhr geöffnet haben wird – und das sechs Tage in der Woche im Schichtdienst mit ihren drei Angestellten und zwei Azubis, um den Betrieb zu entzerren. Wenn nötig, wird sie auch bis 22 Uhr Termine annehmen. Im abgetrennten Foyer des großzügigen Salons wird jemand sitzen, der auf Kundenzahl und Mundschutz achtet. Nach jedem Kunden werden Türgriffe, Stühle und Becken mit antiviralem Spray behandelt.

Das erfordert mehr Zeit bei vielleicht weniger Einnahmen. Doch Steffi Spielberger ist zuversichtlich: „Wenn wir länger arbeiten, holt man das eventuell auf“, sagt sie. „Das Terminbuch ist schon für die ersten Wochen fast voll.“ Über jeden Kunden müsse zudem Buch geführt werden, wann er da war, eventuell auch mit Handynummer, damit mögliche Corona-Infektionsketten nachvollzogen werden können. Auch hier fehlen noch genaue Vorgaben.

Die Soforthilfe von 9000 Euro hat der jungen Unternehmerin über die Runden geholfen. Und die Großzügigkeit ihrer Vermieterin, die einst die Chefin von ihr war, bevor Steffi Spielberger Anfang 2018 den Laden übernahm. Während der Zwangspause hat sich die Friseurin vor allem mit „Papierkram“ beschäftigt, Anträge gestellt und sich Gedanken gemacht, wie es weitergehen könnte. „Es hat mir manche schlaflose Nacht bereitet, dass man so gar nichts planen konnte“, sagt sie. Auch wenn es bald unter erschwerten Voraussetzungen wieder losgeht, ist ihr klar: „Wenn die Zahlen der Infizierten wieder steigen, ist der Salon womöglich auch schnell wieder zu.“

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