Ein Hauch altes Rom in Monheim Was Besucher beim Aktionstag auf Haus Bürgel erlebten
Monheim · Das Unesco-Welterbe in Monheim lockte mit einem bunten Programm für die ganze Familie. Während Kinder bei militärtaktischen Übungen zuschauen konnten, gab es für die Älteren römisches Brot nach überliefertem Rezept. Wie das ankam.
Bekleidet mit einer Tunika, wie sie Männer im alten Rom getragen haben, steht Hans-Werner Berg am römischen Backofen. Er hat die Brote gerade hineingeschoben. „Bei der Temperatur von etwa 230 Grad, die wir gerade haben, beträgt die Backzeit rund 20 Minuten“, erklärt er den umstehenden Interessenten.
Berg ist Mitglied der 1. Roemercohorte Opladen. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensumstände und den Alltag des römischen Militärs und seines zivilen Umfeldes zu beleuchten. Am Sonntag bot sich das auf Haus Bürgel besonders an: Bei freundlichem Wetter und warmen Temperaturen lockte das ehemalige Römerkastell mit einem breiten Angebot zum Tag des offenen Denkmals. Tausende Menschen – junge wie alte – statteten Haus Bürgel aus diesem Anlass einen Besuch ab.
Wer wollte, konnte das frischgebackene Brot gleich auch probieren. Hierbei handelte es sich allerdings nicht um gewöhnliches Gebäck, sondern um Brot, das nach überlieferten Rezepten hergestellt wurde: zum Beispiel Mostbrot. Es enthält unter anderem Schafskäse und wird auf Lorbeeren gebacken. Durch weitere Gewürze erhält es einen besonderen Geschmack.
Zu dem Gebäck servierte Hobby-Römer Berg Moretum – eine Paste, die aus Käse, Knoblauch und Kräutern besteht. Bei den Besuchern kam die Kreation gut an. „Das schmeckt sehr lecker, würziges Brot sollte zurückkommen“, sagte der 27-jährige Tim, der Haus Bürgel am Wochenende mit Freunden einen Besuch abstattete. Für ihn war das ehemalige Römerkastell auch deshalb gut erreichbar, weil zwischen dem Benrather S-Bahnhof und Monheim Mitte am Sonntag ein kostenloser Shuttlebus pendelte.
Auf der Wiese hinter dem Herrenhaus tummelten sich unterdessen bewaffnete Römer der Interessengemeinschaft „Classis Augusta Germanica“. Sie zeigten kurze Vorstellungen mit militärtaktischen Übungen, wie sie in früheren Jahrhunderten tatsächlich auch auf Haus Bürgel stattgefunden haben könnten. Benjamin, Linnea und Jonas ließen es sich nicht nehmen, Wolfgang Drees von Haus Bürgel über die Armbrust zu schauen. Die Waffe fand unter anderem in der römischen Jagd Verwendung. Inspiriert von Kleidung und Bewaffnung der Römer konnten Kinder an einem großen Bastelstand sogar ihre eigenen Schwerter, Schilde und Schatztruhen herstellen und bunt bemalen – aus ungefährlicher Wellpappe.
Auch abseits der Römer präsentierten sich zum Aktionstag viele Vereine und Organisationen an den zahlreichen Ständen. Vertreten war unter anderem Monshiners'. Sie stellen Liköre her und nutzen dafür Obst, das unter anderem aus dem Monheimer Rheinbogen kommt. Konkret verarbeiten sie etwa Äpfel, Birnen und Pflaumen. „Wir haben Exotik vor der Haustür, wir müssen sie einfach nur nutzen“, sagt Felix Lohmann von den Monshiners‘. An einem anderen Stand wurde das Monheimer Blonde-Bier 4019 angeboten.
Auch für Geschichts- und Kulturinteressierte gab es viel zu erleben. So fanden am Sonntag gleich mehrere kostenfreie Führungen durch das Römische Museum sowie über die Streuobstwiese statt. Außerdem war der Eintritt zu den Ausstellungsräumen und zum gesamten Gelände den gesamten Tag über kostenfrei. Andere Angebote waren für wenig Geld erhältlich. Für zwei Euro durften die jüngsten Besucher Ponyreiten – und sich gleich danach auf einer Hüpfburg austoben, gestaltet nach dem Vorbild des ehemaligen Römerkastells.
Während viele Menschen im Innenhof aßen und tranken, erkundeten einige den historischen Nutzgarten mit zahlreichen Kräutern, der am Außenpfad liegt. „Es ist schon spannend, wie viele Gewürze sich seit der Römerzeit bei uns gehalten haben – im Gegensatz zu den alten Römern selbst“, sagte Jannick und schmunzelte. Sein Freund Lars zeigte sich von der generellen Vielfalt an Angeboten auf Haus Bürgel begeistert. „Das ist einfach ein schönes Fest“, sagte er. Ähnlich zufrieden zeigte sich am Ende des Tages auch Anna-Lena Weber, Leiterin des Römischen Museums Haus Bürgel. Besonders habe sie gefreut, dass viele Kinder bereits mit Römerausstattung zum Fest gekommen seien. „Dass zeigt, wie groß das Interesse an dem Thema ist“, sagte sie.