Monheim Kultur Dorian Gray und was wirklich wichtig im Leben ist

Monheim · Monheim Am 23. Mai ist der aus Film und Fernsehen bekannte Schauspieler Erol Sander mit einer szenischen Rezitation von „Das Bildnis des Dorian Gray“ in Monheim zu erleben. Mit der Rheinischen Post sprach er über Oscar Wildes einzigen Roman, über Schönheit und Verführung.

 Erol Sander liest in Monheim.

Erol Sander liest in Monheim.

Foto: dpa/Tobias Hase

Herr Sander, können Sie sich erinnern, wann Sie „Das Bildnis des Dorian Gray“ zum ersten Mal gelesen haben?

Sander In der Schule. Da war ich 16 oder 17.

Welchen Eindruck hat das Buch damals auf Sie gemacht?

Sander: Pädagogisch ging es um Verführung im Leben und darum, welche Werte wirklich wichtig sind.

Inzwischen sind Sie ja schon einige Zeit mit den Lesungen aus diesem Buch beschäftigt. Hat sich Ihre Einstellung dadurch verändert?

Sander: Inzwischen bin ich in einem etwas reiferen Alter. Aber es zeigt die Zeit, in der wir leben. Ich war früher Model, da ging es um pragmatische Schönheit, also nicht die, die von Innen kommt. Und man kann es heute immer noch hautnah erleben. Die Menschen definieren sich über das Oberflächliche. In diesem Stück sieht man die Entwicklung unserer Gesellschaft, die Schwäche der Gesellschaft.

Als Model haben Sie die Erfahrung gemacht, dass der Fokus auf der äußerlichen Schönheit liegt. Können Sie Dorian Grays Wunsch nach unvergänglicher Schönheit nachempfinden?

Sander lacht: Nun, wir fühlen uns ja alle jünger im Kopf, als wir sind. Natürlich kann ich mich in Dorian Gray reinversetzen. Er wurde in seiner Sturm- und Drang-Zeit verführt. Alle Zuwendung bekam er nur wegen seiner Schönheit. Wenn man so aufs Äußerliche begrenzt wird, vernachlässigt man die wichtigen Sachen im Leben.

Man kennt Sie ja überwiegend aus Film und Fernsehen. Was reizt Sie daran, szenische Rezitationen zu machen?

Sander: Wir haben inzwischen über 40 Lesungen hinter uns. Jede Lesung wird zu einer ganz eigenen Erfahrung. Sie sind so intensiv, da muss man dranbleiben. Ich versuche, so wie im Film oder Theater, die Rolle anzunehmen und Dorian einen Leib zu geben. Dann muss man loslassen. Wenn man es schafft, das Publikum mitzureißen, ist es ein Erlebnis. Es ist immer wieder interessant, wie die Leute reagieren.

Wie sind denn die Reaktionen des Publikums?

Sander: Positiv. Es soll ja zum Nachdenken provozieren. Die Leute sollen auch über sich selbst nachdenken. Was in ihrem Leben wichtig ist. Somit habe ich immer ein sehr glückliches Publikum.

Schönheit ist ja relativ. Gibt es etwas, was Sie als besonders schön empfinden?

Sander: Schön sind für mich glückliche Momente. Zufriedenheit ist schön. Innere Schönheit. Man sieht, das ist ein guter Mensch. Die Schönheit ist das, was Menschen ausstrahlen.

Wie erleben Sie die Einschränkungen durch die Corona-Sicherheitsmaßnahmen?

Sander: Ich denke da vor allem an die Menschen, die in Schwierigkeiten geraten sind, weil sie ihren Beruf nicht ausüben können. Für mich persönlich war es auch eine Zeit der Besinnung. Ich bin viel mit meiner Familie zusammen, wir haben viele intensive Momente. Es macht mich glücklich, Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

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