Aktion der Biologischen Station Haus Bürgel Ohne Chemie ist Landwirtschaft (noch) nicht auskömmlich

Monheim · Bei einer Planwagenfahrt durch die Urdenbacher Kämpe gaben Bauer Robert Bossmann und Elke Löpke Einblicke in die regionale Landwirtschaft.

Im Rahmen der Planwagenfahrt „Landwirtschaft zum Anfassen“ erklärte Eke Löpke eine Blühwiese am Rhein.

Im Rahmen der Planwagenfahrt „Landwirtschaft zum Anfassen“ erklärte Eke Löpke eine Blühwiese am Rhein.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Wenn es keine Idealisten und Naturschützer gäbe, dann wäre die Urdenbacher Kämpe nicht das, was sie heute ist: ein kleines Paradies für Flora und Fauna. Insekten und Vögel wie Bienen, Schmetterlinge, Kiebitz und Rebhuhn, die immer weniger werden, ziehen sich hier in die wild wachsenden Blühflächen zurück. Blumen, Kräuter und Pflanzen wie Natternkopf, Schafgarbe oder Johanniskraut, die es fast nur noch beim Züchter gibt, wachsen hier querbeet. „Wir verzeichnen in den letzten Jahren in Deutschland einen Insektenrückgang von 75 Prozent“, sagt Diplom-Biologin Elke Löpke besorgt. Grund dafür sind versiegelte Flächen, Monokulturen und nicht zuletzt auch der Einsatz von Düngemitteln.

In der Kämpe ist das anders: 160 Hektar gehören der NRW Stiftung, 80 Hektar der Stadt Düsseldorf. Beide Seiten haben sich dazu verpflichtet, die Kämpe als Naturschutzgebiet zu halten. Dazu gehört, dass hier nur zwei Mal im Jahr gemäht werden darf, nicht gedüngt oder gespritzt wird.

Landwirt Robert Bossmann hat einige Flächen hier gepachtet und muss sich, um die Felder zu bewirtschaften, an diese Regeln halten. Aber er hält diese nicht nur aus der Pflicht heraus ein, sondern aus Überzeugung. Bunte Blühstreifen säumen seine Felder, die den Insekten Nahrung bieten und zeitgleich für eine ordentliche Bestäubung seines Anbaus sorgen. Lediglich Getreide und Zuckerrüben, erklären Bossmann und Löpke, werden über den Wind bestäubt. Für alles andere brauche es Insekten, die immer weniger werden. Gerne würde Bossmann noch nachhaltiger und schonender anbauen und auch auf seinen anderen Feldern auf Hilfsmittel wie Fungi- und Herbizide verzichten, doch dann, sagt er offen, könne er von der Landwirtschaft schlicht nicht leben. Denn die Erdbeeren, für die Bossmann berühmt und beliebt ist, „sind schon jetzt ein Luxusgut.“ Wenn die Früchte durch den steigenden Pflegeaufwand noch teurer würden, ist Bossmann überzeugt, würde sie keiner mehr kaufen.

Als Geschäftsführerin der Biologischen Station auf Haus Bürgel bietet Elke Löpke diese Planwagenfahrten seit gut fünf Jahren an, um in der Bevölkerung ein Bewusstsein zu schaffen. Eine Traditionsveranstaltung, die immer mehr Menschen anlockt: „Das Bewusstsein für die Thematik steigt, verändert haben wir aber noch lange nichts. Denn mit ein paar Naturschutzgebieten können wir die Welt nämlich nicht retten“, so Löpke. Was dagegen nötig ist, seien nachhaltig-handelnde Landwirte, eine Umstellung der Agrarpolitik und Verbraucher, die die Bemühungen der Bauern mit ihrem Verkaufsverhalten honorieren. „Wir alle fordern Bio, sind aber nicht bereit, für Bio zu zahlen“, entfuhr es einer Frau – eine der rund 30 Teilnehmenden.

Die bunt blühende Kämpe vor Augen, so hoffen Löpke und Bossmann, könne vielleicht bei mehr Menschen die Bereitschaft wecken, auch die Kosten für den Schutz dieser prächtigen Artenvielfalt zu tragen.

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