Serie: Krisen und Katastrophen ... und was daraus wurde (1) 20 Jahre nach Brand Weltkulturerbe-Kandidat

Monheim · Im August 2000 schlägt in Haus Bürgel der Blitz ein. Das Feuer vernichtet den Stall der Pferdezucht.

 Nach einem Blitzeinschlag: Im August 2000 brennt Haus Bürgel.

Nach einem Blitzeinschlag: Im August 2000 brennt Haus Bürgel.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Herbert Reuter erinnert sich noch genau. „Es war im August vor 20 Jahren. Gegen 5 Uhr morgens. Es gab einen Riesenknall. Der Blitz war im Stall eingeschlagen. Meine Frau war sofort hellwach. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte unsere Befürchtungen. Qualm stieg aus dem Dach auf.“ Der Pferdezüchter von Haus Bürgel streifte die Arbeitshose über den Schlafanzug, befreite seine Kaltblüter aus dem Stall. „Gut, dass sie gewohnt sind, täglich rauszukommen“, sagt er. „Alle 15 waren rasch auf der Wiese. Ihnen ist nichts passiert.“ Zehn oder fünfzehn Minuten später, und alles wäre vorbei gewesen. Die Dachbalken durchgebrannt, die Ziegel heruntergefallen. Die Feuerwehr löschte mit einem Großaufgebot. Die NRW-Stiftung sowie die Stadt Monheim halfen später beim Wiederaufbau. „Inzwischen ist der Brand ein Stück Hofgeschichte“, sagt Reuter.

Und die wird weitergeschrieben. Heute ist Haus Bürgel, im 4. Jahrhundert n. Chr. ein (damals noch linksrheinisch gelegenes) Römerkastell, auf dem Weg zum Weltkulturerbe. Der Antrag wurde im Januar dieses Jahres in Paris eingereicht. Der niedergermanische Limes, die Verteidigungslinie der Römer gegen die Germanen, soll in die renommierte Unesco-Liste aufgenommen werden. Offiziell wird der Antrag in Paris von den Niederlanden eingereicht. Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben sich angeschlossen.

Bis zum Sommer 2021 wird die Aufnahme in die Liste voraussichtlich dauern. Die Stadt Monheim ist vorbereitet. Im Oktober 2018 wird Heike Rieger Geschäftsführerin der neuen gemeinnützigen GmbH, die von der Stadt und der NRW-Stiftung zu je 50 Prozent getragen wird. „Wir haben viele Gespräche mit der Denkmalbehörde geführt, und es werden noch weitere folgen, bis der Eintrag erfolgt“, sagt die Tourismusmanagerin. Ihre Aufgabe sei es nun, das Ensemble in den Rheinauen für Besucher attraktiv zu gestalten.

 Heike Rieger soll das Ensemble vermarkten.

Heike Rieger soll das Ensemble vermarkten.

Foto: Rheinische Post/Heike Schoog

Schon heute hat Haus Bürgel mit im Schnitt 10.000 Besuchern im Jahr eine herausragende touristische Bedeutung. Das Römische Museum, die Kaltblutpferdezucht und die Biologische Station ziehen viele Menschen aus der Region an. Reuter hofft, dass diese „Dreier-Nutzung“ weiter Bestand hat. „Nach dem Brand damals sind wir zusammengewachsen“, erzählt er. Aus seiner Sicht sind die Kaltblüter, die er regelmäßig vor die Planwagen spannt, ebenfalls Kulturgut. In Sachen Naturschutz sieht er ebenso wie Elke Löpke, Geschäftsführerin der Biologischen Station Haus Bürgel, Gesprächsbedarf. „Man muss auch bei steigender Bekanntheit und höheren Besucherzahlen die Interessen aller Nutzer im Auge behalten“, mahnt die Naturschützerin. Reuter ist froh, dass Haus Bürgel mitten in einem Naturschutzgebiet liegt, das zudem immer wieder Hochwasser aushalten muss. „Gäbe es das Hochwasser nicht, wäre die Kämpe schon längst zugebaut“, sagt er.

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