Monheim Historisch Autor spürt Verrat im Nazi-Reich auf

Monheim · Der Historiker Karl-Heinz Hennen hat dem Thema Denunziation ein ganzes Buch gewidmet.

 Der Historiker Karl-Heinz Hennen hat aus seinem neuen Buch „Verfolgung und Denunziation im Amt Monheim 1933 bis 1945“ gelesen und mit den Zuhörern diskutiert.

Der Historiker Karl-Heinz Hennen hat aus seinem neuen Buch „Verfolgung und Denunziation im Amt Monheim 1933 bis 1945“ gelesen und mit den Zuhörern diskutiert.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Auf großes Interesse ist die Präsentation des jüngsten Geschichtsbandes von Karl-Heinz Hennen „Verfolgung und Denunziation im Amt Monheim 1933 bis 1945“ gestoßen. In der alten Eisdiele, heute VHS Monheim, hat Hennen es vorgestellt. Der neue Vortragsraum am Ernst-Reuter-Platz ist  bis auf den letzten Platz gefüllt.

„Ich bin sehr gespannt, was da zu jener Zeit los war, da ist eine Menge passiert, einiges weiß man, aber bestimmt wird man auch noch Neues erfahren“, sagt zuversichtlich Margaret Docter, die auch schon auf den dritten Band der Stadtgeschichte wartet. Dieser wird allerdings erst im Sommer erscheinen. Im Rahmen seiner Recherchen sei so viel Material zusammengekommen, dass das Thema Verfolgung und Denunziation eine separate Aufarbeitung verdient habe, erklärt der promovierte Historiker und langjährige Leiter der VHS Monheim Hennen, und er dankt Bürgermeister Daniel Zimmermann und dem Rat für die einstimmige Unterstützung.

Um die Dimension des Themas zu verdeutlichen, nennt Hennen zunächst Zahlen. 7800 Einwohner zählten seinerzeit die Rheingemeinde Monheim, Baumberg und Hitdorf. Hinzu kamen 1400 Zwangsarbeiter, die teils unter sklavischen Bedingungen versuchten zu überleben. „Von ihnen kamen 43 zu Tode, darunter ein Mädchen von sechs Jahren, wobei aber zusätzlich mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet werden muss“, berichtet Hennen, was ebenso für die Fälle von Zwangssterilisation und Euthanasie gilt.

Dramaturgisch geschickt wählt er einen Vortragsweg zwischen Fakten und Zahlen sowie der einfühlsamen Schilderung individueller Schicksale, wie etwa dem des Pfarrers Franz Boehm, der 1945 im KZ Dachau ermordet wurde, und zieht somit das konzentriert zuhörende Publikum in seinen Bann. Auch Kinder wie Georg Link, der als Achtjähriger angeblich Pylonen und die Skulptur eines Hitler-Jungen im Rheinpark mit Kalk beschmiert haben soll, wurden Opfer des Nazi-Regimes und seiner örtlichen Statthalter wie NSDAP-Bürgermeister Josef Grütering. Das Klima der Bespitzelung grassiert und so wurde auch Roman Krozinski, der wegen Hörens „feindlicher“ Sender von Bekannten denunziert wurde, inhaftiert.

Immer wieder erlaubt sich der Wissenschaftler Hennen Emotionen, wenn er das politische Rechtsaußen-Lager von AfD und Co., das das Leid der Opfer negiert, ebenfalls als Täter brandmarkt. Als skandalös bezeichnet er das Verhalten von Verwaltung und Justiz in den Nachkriegsjahren, wenn Opfer als Verfolgte des Naziregimes (VdN) anerkannt werden wollten. Häufig waren ehemalige Beamte, die bereits in der Nazizeit tätig waren, mit den Entscheidungen, die meist restriktiv ausfielen, betraut. „Ein Skandal ist darüber hinaus, dass das Bundesentschädigungsgesetz nur Entschädigungen aus politischen, religiösen und rassistischen Gründen, nicht aber wegen Zwangssterilisation und Euthanasie vorsieht“, beklagt Hennen.

Der Band „Verfolgung und Denunziation im Amt Monheim 1933 bis 1945“ ist in der Bücherstube Rossbach, Alte Schulstraße 35, zum Preis von 13,80 Euro erhältlich.

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