Monheim Ausstellung würdigt unbeugsamen Pfarrer Boehm

Monheim · Bilder und Schriftdokumente zeigen Werdegang des seit 1938 in Monheim tätigen und im KZ Dachau gestorbenen Priesters.

 Franz Boehm (3.10.1880-13.2.1945) war Pfarrer an St. Gereon.

Franz Boehm (3.10.1880-13.2.1945) war Pfarrer an St. Gereon.

Foto: NN/n.n.

Der in der Nazi-Diktatur unbeugsame Monheimer Pfarrer Franz Boehm wurde 1944 verhaftet und starb im Februar 1945 ausgezehrt im Konzentrationslager Dachau an den Folgen einer Gesichtsrose. Unter dem Titel „Mann mit Glaubensstärke und Zivilcourage“ ist dem seit 1938 in Monheim als katholischer Priester tätig gewesenen Boehm jetzt eine Ausstellung im Rathaus-Center gewidmet.

Die Liste von Boehms vermeintlichen Verfehlungen ist so lang wie absurd: „Glockengeläute zur Rückkehr der Rompilger und Störung der nationalsozialistischen Maifeierlichkeiten“ musste sich der Pfarrer in seiner Zeit in Sieglar Mitte der 1930er Jahre ebenso vorwerfen lassen wie „unregelmäßige Beflaggung des Pfarrhauses“ und „Beginn des sonntäglichen Gebetes für gefangene Priester und Laien.“ Er stellte sich offen gegen die NS-Diktatur.

Peter Buter und Hans Thielen, Archivare der Kirchengemeinde St. Gereon und Dionysius, hatten Material gesammelt. 25 Plakate mit Schriftdokumenten und Bildern zeigen bis zum 10. April im ehemaligen Rossmann-Schaufenster den Werdegang des geistlichen Widerständlers. „Er war nicht nur in christlicher, sondern auch gesellschaftlicher Hinsicht ein Vorbild“, betonte Bürgermeister Daniel Zimmermann. Kürzlich hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, ein Denkmal zu Ehren Boehms zu stiften, das spätestens in einem Jahr auf dem Kirchplatz seiner früheren Wirkungsstätte St. Gereon stehen soll. Eine Kommission aus Politik und Kirchenvertretern wird sich in Kürze mit möglichen Entwürfen befassen.

1880 in Westpreußen geboren, war Boehm 1906 in Köln zum Priester geweiht worden. Während seiner seelsorgerischen Arbeit in Sieglar wurde er aus dem Regierungsbezirk Köln ausgewiesen. So gelangte er 1938 nach Monheim. Von Nazi-Spitzeln in den Sonntagsmessen habe sich Boehm nicht einschüchtern lassen, berichtete Pfarrer Burkhard Hoffmann.  Zu dessen Errungenschaften gehörten unter anderem die Gründung eines Hilfswerks für Arbeitslose, eine Armenküche und die Betreuung polnischer Kriegsgefangener. „Mit seinem Mut hat er ein Zeichen der Hoffnung gesetzt“, betonte Hoffmann.

Den Bogen zu Krieg und Vefolgung in der Gegenwart spannt eine zeitgleiche Ausstellung im leerstehenden Drogeriemarkt: Dort zeigt der syrische Maler Nabeel Martini auf Initiative der katholischen Kirchengemeinde Bilder, mit denen er die Erfahrungen seiner Flucht verarbeitete.

Bis 10. April im Rathaus-Center, Rathausplatz. Öffnungszeiten der Martini-Ausstellung di und do 10-13 und 15-18 Uhr; zum Frühlingsfest am 31. März bis 18 Uhr.

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