Haus Bürgel und das Biotop Teich Wo Teichruderer und „Po-Atmer“ leben

Monheim · Anschaulich und kindgerecht bringt der Biologe Norbert Tenten den Kleinsten die Wasserlebewesen im Teich von Haus Bürgel nahe. Er passt Maß und Verpackung seiner lehrreichen Informationen über das Ökosystem flexibel an die jeweilige Zielgruppe an.

 Norbert Tenten zeigt Linus und Levian (v. li.) Tiere im Teich von Haus Bürgel, darunter Molche, Kaulquappen und Wasserskorpione.

Norbert Tenten zeigt Linus und Levian (v. li.) Tiere im Teich von Haus Bürgel, darunter Molche, Kaulquappen und Wasserskorpione.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Anni (4), blondgelockt mit rosigen Wangen, können die schwarzen blitzschnellen Krabbeltiere aus dem Teich an der Biologischen Station Haus Bürgel nicht schrecken. Mit Öljacke, Gummistiefeln, Kopftuch und Kescher bewaffnet geht sie auf Tierfang. Der Biologe Norbert Tenten erklärt den kleinen Teilnehmern des Naturkurses „Frosch, Teich & Co“, wie sie mit Joghurteimern vorsichtig alles aus dem Teich schöpfen, was da schwimmt und krabbelt und auch eine nähere Betrachtung lohnt. Und das sind keine Kuscheltiere, wenngleich sie so harmlose Namen wie „Rückenschwimmer“ oder „Teichruderer“ tragen. Spaß und Action stehen an diesem Nachmittag im Vordergrund, damit die Fünf- bis Zehnjährigen von den Tieren lernen und in Zukunft jedes noch so kleine Lebewesen achten und schützen.

Was die Jungen und Mädchen zu Tage fördern, ist beachtlich: winzige Teichmolche, zukünftige Grünfrösche im Kaulquappen-Status, Wanzen und Mückenlarven, Wasser-skorpione, die unscheinbare Teichnadel und Weichkäfer. 64 Arten leben laut Norbert Tenten in dem kleinen Gewässer. Kindgerecht bringt der lustige Biologe den Jüngsten die Tiere nahe, erklärt ihnen, dass man keine Steine in einen Tümpel wirft, weil die Wanzen, Fischchen und Quappen, wenn sie davon erwischt werden, arge Kopfschmerzen kriegen. Er zeigt ihnen vergnügt den so genannten „Arsch-Atmer“, einen Skorpion, dessen Atemröhre ihren Ausgang tatsächlich am Po hat. Er lässt sie die Wanze streicheln und warnt, dass ihr Stich mehr schmerzt als der einer Wespe.

„Wenn ich ältere Teilnehmer habe, kann ich natürlich noch eine Menge über das Ökosystem loswerden“, sagt Tenten. Die kleineren Besucher seiner Veranstaltung im Freien hält er mehr mit Action bei der Stange, um dann ein paar altersgerechte Info-Häppchen zu vermitteln. Die knapp zehn Kinder werden von ihren Eltern begleitet. Die Zwillinge Linus und Louis Witte, beide viereinhalb, sind mit ihrem Bruder Levian (fünfeinhalb) und ihren begeisterten Eltern da. Sie beobachten, wie der werdende kleine Frosch unbedingt aus seinem Behälter klettern will. Und dass ein paar Winzlingsfrösche in ihrem kurzen Dasein leider schon die Unterschenkel eingebüßt haben. „Vielleicht hat sich eine Wanze daran gütlich getan“, sagt Tenten. Die Behinderung wird ihrem Leben wahrscheinlich vorzeutig ein Ende setzen. Das wiederum macht die Erwachsenen trauriger als die kleinen Beobachter, die mit immer neuen Tiere aus dem Teich ankommen, die der Biologe bestimmten Spezies zuordnet.

Die größte Attraktion des Tages ist das Wassertier-Rennen, bei dem Wanzen und Kaulquappen in unterschiedlichen Wasserbahnen nebeneinander Gas geben. Das tun sie allerdings nicht immer. „Da steckt man eben nicht drin“, sagt Tenten. Das lehrreiche Spektakel an der Biologischen Station kann übrigens auch als Kindergeburtstag gebucht werden. Je kleiner die Kinder, desto wichtiger ist die Begleitung durch die Eltern. Das Programm wird auf das jeweilige Alter zugeschnitten, so Tenten. Auch für Schulklassen wird die Exkursion mit Kescher und Gummistiefeln angeboten, und zwar von der Vorschule bis zur 12. Klasse, sagt der Biologe. „Dann kann ich auch ein bisschen mehr Theorie vermitteln.“ Doch übt sich bekanntlich nicht früh, was ein Meister werden will? Auch im Umweltschutz? Ein interessanter Effekt: Die Teilnehmer haben keine Angst mehr vor Wanzen und Spinnen. „Da tritt eher ein Konkurrenzkampf auf: Wer hat nun die größte Spinne gefangen?“, erzählt Tenten. Von Ekel und schnellen Tötungsabsichten ist da so schnell nichts mehr zu spüren.

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