Monheim Monheim: 45.000 Euro für Türkei-Schule

Monheim · SPD und CDU werfen Bürgermeister Zimmermann Alleingang vor: Schritt war nicht mit den Ratsfraktionen abgestimmt.

 Battal İlgezdi (links), Bürgermeister von Ataşehir, und Daniel Zimmermann bekräftigten die Partnerschaft mit einer zweiten Unterschrift.

Battal İlgezdi (links), Bürgermeister von Ataşehir, und Daniel Zimmermann bekräftigten die Partnerschaft mit einer zweiten Unterschrift.

Foto: Selda Altinova

Vor zwei Jahren gab es in der Politik und in der Bürgerschaft intensive Diskussionen darüber, ob neben der marokkanischen auch die türkische Ditib-Gemeinde städtische Zuschüsse für den Kauf eines Grundstücks erhalten solle. Der Stadtrat stimmte schließlich zu.

Jetzt gibt Bürgermeister Daniel Zimmermann direkt Geld in die Türkei: Ohne dies in den Gremien des Stadtrates zur Diskussion zu stellen, ließ er zwei Räume der Kunstschule im Istanbuler Stadtteil Atasehir für 45.000 Euro mit Möbeln, Nähmaschinen, Computern und Smartboards ausstatten.

„Als Solidaritätsadresse an unsere Partnerstadt und zur Förderung der Kooperation zwischen den Kunstschulen“ der beiden Städte, begründet Zimmermann diesen Schritt gegenüber den Fraktionschef von CDU und SPD. Denn angesichts der Suspendierung des kemalistischen Bürgermeisters und einer ständig anwesenden Kommunalaufsicht arbeiteten die Partner „unter schwierigsten Bedingungen“. Da die türkischen Schüler derzeit nicht reisen könnten, sollen die Computer sie in die Lage versetzen, an Kursen in Monheim virtuell teilzunehmen.

Die 45.000 Euro stammen aus den Mitteln für Städtepartnerschaften. Zimmermann beruft sich auf die Haushaltssatzung, nach der er bis zu einer Grenze von 100.000 Euro Mittel für die laufenden Geschäfte der Verwaltung ausgeben darf – ohne dies im Rat abzustimmen. Da sie von dieser Ausgabe nicht in Kenntnis gesetzt worden warden, lehnten Werner Goller (SPD) und Markus Gronauer (CDU) das Angebot von Zimmermann ab, ihn am 20. September nach Atasehir zu begleiten, um die Räume einzuweihen.

Goller hätte sich gerade wegen der besonderen politischen Lage in der Türkei gewünscht, man hätte vorher darüber geredet. Zimmermann kann diese Haltung nicht nachvollziehen, weil im Rahmen der Städtepartnerschaften schon ähnliche Aktionen dieser (finanziellen) Größenordnung stattgefunden haben, wie ein Fußballturnier aller Partnerstädte im Rheinstadion.

Und für den kommenden März sei in Kooperation mit der SG Monheim ein internationales Tanzturnier geplant. „Zudem hätte sich Herr Goller dort einmal aus erster Hand über die politische Lage in Atasehir informieren können“, befindet der Bürgermeister.

Schon zweimal waren Delegationen mit Kulturbeauftragten aus Atasehir in Monheim, berichtet Katharina Braun, Leiterin der Kunstschule. „Die waren so begeistert von unserem Konzept, dass sie es Eins zu Eins kopieren wollen.“ Man sei vor allem an der Didaktik der Näh- und der Multimedia-Kurse wie Filmen und Animation interessiert.

Bei dem Besuch in Atasehir soll auch der Kooperationsvertrag mit der dortigen Kunstschule unterzeichnet werden, so dass die Kunst jetzt ein weiteres Mosaiksteinchen in der Städtepartnerschaft ausmache – neben dem Schüleraustausch mit dem Otto-Hahn-Gymnasium (OHG), der Schülertanzgruppe, der Orchesterkooperation der Musikschule und den Kontakten mit dem Sojus 7, wo türkische Rockmusiker auf Festivals auftreten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort