Monheim Moki jetzt auch an der Gesamtschule

Monheim · Das Familienhilfe-Projekt wendet sich an Zehn- bis Vierzehnjährige. Er ist ein weiteres Glied der Präventionskette von Arbeiterwohlfahrt und Stadt, die benachteiligte Kinder und Jugendliche von der Geburt bis in den Beruf begleiten will.

Corinna Franke und ihre Kollegen haben sich zu Beginn des Schuljahres viel Zeit genommen. Sie besuchten 90 Fünftklässler und deren Eltern persönlich zu Hause. "Wir haben gefragt, was sie von der Peter-Ustinov-Gesamtschule erwarten und welche Wünsche sie haben", sagt die didaktische Leiterin, die auch Projektleiterin von Moki III an der weiterführenden Schule ist. 30 Minuten bis eineinhalb Stunden hätten die Gespräche jeweils gedauert.

Treffen Eltern und Lehrer sonst in der Regel erst zusammen, wenn Schüler ihre Hausaufgaben nicht machen oder schlechte Noten schreiben, sei "das ein günstiger Einstieg gewesen, um einen persönlichen Kontakt aufzubauen." Und das Zusammenwirken von Eltern, Schülern und Lehrern ist an der Monheimer Gesamtschule ein wichtiger Baustein, damit Moki III gelingt.

Das Zukunftsprojekt ist eine auf drei Jahre angelegte Zusammenarbeit der Arbeiterwohlfahrt Niederrhein und der Stadtverwaltung mit der PUG. Zum Team gehören drei Lehrer und fünf Sozialpädagogen, die sich um drei fünfte Klassen mit 90 Schülern kümmern. 860 000 Euro stehen dafür zur Verfügung.

Grundlage von Moki ist eine Langzeitstudie der Arbeiterwohlfahrt, die 1998 startete. Sie untersucht die Entwicklung von Kindern aus armen oder benachteiligten Familien und zeigt auf, dass diese seltener einen Schulabschluss schaffen, als Kinder aus finanziell besser gestellten Elternhäusern. Gezielte Hilfen, die wie Moki aufeinander aufbauten, könnten die Abwärtsspirale jedoch aushebeln, versichert Jürgen Otto (Bereichsleiter für Bildung und Soziales bei der Awo Niederrhein).

Bei Moki II, das sich an arme Kinder in der Grundschule richtet, hätten alle Schüler von der frühen Förderung profitiert, und sogar die leistungsstärkeren Kinder hätten bessere Abschlüsse erzielt, ergänzt der Experte. Wissenschaftlich begleitet wird Moki III drei Jahre lang durch das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Frankfurt. Die teilnehmenden fünften Klassen sind so durchmischt, dass sich vergleichbare Ergebnisse erzielen lassen.

Gesamtschulleiter Ralf Sänger ist "froh, dass das Projekt an unserer Schule ist". So habe man die Möglichkeit, Schulentwicklung aktiv zu betreiben. Drei Leitziele haben sich die Förderer auf ihre Fahnen geschrieben: Sie wollen die Schulbiografie und die soziale Kompetenz der Kinder stärken sowie die Eltern beteiligen und unterstützen. Für Letztere wird gerade in der ehemaligen Teestube ein Elterncafé eingerichtet. Um die Schüler zu motivieren, gibt es regelmäßig positives Feedback. Lob und Erfolge werden in einem Ordner vermerkt. Das sei für viele Lehrer vielleicht noch ungewohnt, stärke aber das Selbstwertgefühl der Kinder.

"Da muss Schule noch umdenken", erklärt Corinna Franke. Aufgabe der Pädagogen sei es, Verhaltensweisen der Kinder im Unterricht aufzuspüren, die sie daran hinderten, effektiv zu lernen. "Aufgrund unserer guten personellen Besetzung können wir viel Förderung anbieten."

Bei Problemen wie Dyskalkulie (Rechenschwäche) setze man aber auf die Zusammenarbeit mit Nachhilfe-Instituten, die ihre Angebote in den Ganztag integrierten. Und auch die Hausaufgaben würden möglichst während der Schulzeit erledigt, damit die Familien damit nicht belastet würden. Stattdessen gebe man den Eltern Tipps, wie sie die Freizeit mit ihren Kindern kommunikativ gestalten können.

Bei der Entwicklung und dem Aufbau der Präventionskette Moki kooperieren Awo und die Stadt Monheim seit 2002. Finanziell unterstützt wurden sie dabei vom Landschaftsverband Rheinland und der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW. Die Landesstiftung hat Moki seit 2005 mit insgesamt rund zwei Millionen Euro gefördert. "Monheim kann stolz sein, einen solchen Impuls angestoßen zu haben", sagt der Stiftungsratsvorsitzende Günter Garbrecht. (MdL).

Moki habe damit inzwischen auch auf bundespolitischer Ebene Bedeutung erlangt. Doch nach Abschluss der Projekte ist nicht Schluss: "Die Stadt gibt jährlich 900 000 Euro aus, um die bisherigen Moki-Bausteine aufrechtzuerhalten", stellt Bürgermeister Daniel Zimmermann fest. Aus den bisherigen Projekten hätten sich gute Netzwerke gebildet. "Das erleichtert es, die Übergänge beispielsweise von der Kita in die Grundschule zu gestalten."

(RP/rl)
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