Mobilitätskonzept Langenfelder sollen Auto öfter stehen lassen

Langenfeld · Im März 2020 gibt es eine Bürgerbeteiligung zum neuen Mobilitätskonzert. Für Sommer nächsten Jahres werden die Ergebnisse erwartet.

 Wie hier an der Hardt staut sich auch innerhalb Langenfelds immer wieder der Verkehr. Das Mobilitätskonzept soll neue Wege aufzeigen.

Wie hier an der Hardt staut sich auch innerhalb Langenfelds immer wieder der Verkehr. Das Mobilitätskonzept soll neue Wege aufzeigen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Langenfeld ist eine Fahrradstadt – zwar nicht so ausgeprägt wie vielleicht Münster, doch: „Wir haben einen hohen Radverkehrsanteil am gesamten Verkehrsaufkommen“, sagt Jan Malik vom Düsseldorfer Ingenieurbüro PTV. Im Bau- und Verkehrsausschuss legte er jetzt gemeinsam mit Jan Garde vom Institut für Landesforschung (ILS)  einen Zwischenbericht des Langenfelder Mobilitätskonzeptes vor. „Wir haben in dem zweiteiligen Prozess einen Meilenstein erreicht“, betonte Malik vor den Stadtpolitikern.

Bereits im März sollen Langenfelder Bürger zu einem Workshop eingeladen werden, im Sommer wird der Abschlussbericht fertig sein. Dann ist es die Aufgabe der Politik, Pflöcke einzuschlagen und die Weichen für eine umweltfreundliche Verkehrsplanung zu stellen. Das Konzept dürfe nicht als starre Vorlage verstanden werden, sondern es müsse sich zukünftig immer weiter entwickeln, merkte Tim Koesling (CDU) an.

Die Fachleute hatten sich in Langenfeld umgesehen und Zahlen ausgewertet. Demnach steigen zwar 52 Prozent der Menschen ins Auto, 26 Prozent gehen zu Fuß, acht Prozent nutzen Bus und S-Bahn aber immerhin 15 Prozent fahren mit dem Rad. In der Nachbarstadt Monheim seien es nur zehn Prozent.

Langenfeld liegt verkehrsgünstig zwischen den Großstädten Köln und Düsseldorf. „Man ist jeweils in 30 Minuten dort“.  Rund 25.000 auswärtige Berufspendler kommen täglich per Auto in die Stadt. 20.000 Langenfelder fahren in andere Städte zur Arbeit und 11.000 Bewohner  innerhalb von Langenfeld. Positiver Aspekt: Die Autobahnauffahrten sind schnell erreichbar. Negativ fällt den Ingenieuren auf, dass die übergeordneten Straßen stark belastet sind. Auch in Langenfeld selber müssen die Durchgangsstraßen viel Verkehr aufnehmen.

Malik und Garde können in der Stadt keine Unfallschwerpunkte für Radfahrer ausmachen. Dennoch sind sie auf Fehlverhalten durch eine uneinheitliche Radverkehrsinfrastruktur gestoßen. „Es gibt noch kein durchgängiges Radverkehrsnetz mit sicherer, barrierefreier und komfortabler Führung des Radverkehrs.“ Sichere Übergänge fehlten teilweise an großen Kreuzungen. Hier gelte es anzusetzen. Tim Koesling regte an, bei Neuplanungen den Arbeitskreis Radverkehr einzubinden.

Auch Fußgänger kommen in der Stadt gut ans Ziel. 51 Prozent der Bürger können die meisten täglichen Erledigungen wie Einkäufe oder Arztbesuche gut zu Fuß schaffen. Neun Prozent verzichten ganz aufs Auto. Zwölf Prozent der Langenfelder – etwa in den Außenbezirken Wiescheid, Reusrath oder Richrath – setzen sich dafür aber ins Auto.

Die meisten Senioren (ab 65 Jahre) leben in oder in der Nähe der Innenstadt. Nur wenige wohnen dort, wo sie ihre Erledigungen nicht zu Fuß machen können. Malik und Garde fanden heraus, dass die täglichen Ziele nicht in allen Stadtteilen gut zu Fuß zu erreichen sind. Für 75 Prozent der Bürger ist die Bushaltestelle weniger als  400 Meter entfernt. 25 Prozent müssen aber weiter laufen. Jedoch sage das noch nichts darüber aus, ob die bestehende Verbindung und Taktung hilfreich ist. Hingegen können nur sieben Prozent der Langenfelder die S-Bahnhaltestellen bequem zu Fuß erreichen. Nicht nur mit dem Auto, sondern auch mit Bus und Bahn sind weite Teile der Stadt und  die Nachbarstädte sowie Düsseldorf und Köln gut erreichbar.

 Malik und  Garde merkten an, dass etwa 50 Prozent der Wege zwischen einem und drei Kilometern mit dem eigenen Auto zurück gelegt werden. Car-Sharing-Angebote könnten hier  Alternativen sein. Außerdem fordern sie eine bessere Anbindung an die beiden S-Bahnhöfe sowie bessere Busverbindungen zwischen den Stadtteilen. Noch nutzen sehr viele Wiescheider, Reusrather oder Richrather das Auto, um in die City zu fahren. Langenfeld müsse hier stärker auf alternative Angebote setzen, beispielsweise Abstellanlagen für Lastenräder errichten.

Stephan Lauber (SPD) sieht Handlungsbedarf: „Wir brauchen eine strategische Ausrichtung. Die Analyse ist als Grundstein wichtig. Wir müssen aber langsam anfangen zu planen.“

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