Ergänzung zum Krankenwagen Lennard Kreusel bildet „mobile Retter“ aus

Langenfeld · Der Kreis hat das System eingeführt. Die Helfer werden per App zum Einsatz gerufen. Start ist, wenn rund 1000 Helfer geschult sind.

Mobile Retter wie Lennard Kreusel (24) werden über GPS geortet und dann per Handy-App zum Einsatzort gerufen. „Dort sollen wir möglichst noch vor dem Rettungswagen eintreffen und sofort damit beginnen, bei bewusstlosen Menschen Erste Hilfe zu leisten oder lebensrettende Maßnahmen einzuleiten“, sagt der Rettungssanitäter und hauptamtliche . Mitarbeiter beim Malteser-Hilfsdienst in Langenfeld. Der Erste-Hilfe-Ausbilder ist Multiplikator für das neue System des Kreises Mettmann.

Kreusel hat bereits 20 seiner Kollegen fit gemacht. Die sind durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit bei den Maltesern schon ausgebildete Rettungshelfer oder -sanitäter. Ehrenamtliche, die keine rettungsdienstliche oder vergleichbare Ausbildung haben, seien nicht geeignet. Schließlich müsse man eine gewisse Routine mit stressigen Einsätzen haben bei denen es um Leben und Tod gehe. Insgesamt möchten die Maltesern 60 ihrer Ehrenamtlichen ausbilden, berichtet Geschäftsstellenleiter Christian Nitz (41).

Die Bildungsakademie für Gesundheits- und Sozialberufe des Kreises Mettmann hat in den vergangenen Wochen damit begonnen unter anderem Feuerwehrleute, Sanitäter, Ärzte, Krankenschwestern und Rettungsschwimmer als mobile Retter zu schulen, berichtet Pressesprecherin Daniela Hitzemann. Insgesamt 1000 sollten es im gesamten Kreisgebiet schon sein, bevor das System dann frei geschaltet wird. „Je mehr desto besser.“ Schließlich rückten die Helfer in der Region zwischen Velbert und Monheim zu  rund 330 Reanimationen pro Jahr aus, sagt die Sprecherin. Während der Schulung stehe ein intensives Training in Herz-Lungen-Wiederbelebung an Babys, Kindern und Erwachsenen im Vordergrund. Das Konzept soll den Rettungsdienst unterstützen, ihn aber nicht ersetzen. In der Leitstelle des Kreises Mettmann gehen alle Notrufe mit der 112 ein. Dort melden sich Angehörige, wenn der Partner oder ein anderes Familienmitglied plötzlich bewusstlos wird, die Atmung aussetzt oder der Betroffene nicht mehr ansprechbar ist. „Sie sind dann unsicher, was sie tun sollen“, berichtet Kreusel. Die Mitarbeiter der Leitstelle schickten dann sofort einen Krankenwagen los. Zwei  stehen in Langenfeld. Sind die bereits im Einsatz, werden Teams aus Hilden oder Monheim angefordert. In acht bis zwölf Minuten sollten selbst diese Teams ihr Einsatzziel erreichen.

Gleichzeitig wird zukünftig ein geschulter Helfer angeklingelt. Auf einer digitalen Karte – vergleichbar mit Google-Maps – kann die Leitstelle in Mettmann erkennen, wo sich die nächsten mobilen Retter gerade aufhalten und diese per App rufen, berichtet Kreusel. Sie sollten maximal 500 Meter vom Einsatzort entfernt sein. Im Idealfall sei man in vier Minuten zur Stelle und leite die Wiederbelebung ein. „Eventuell ist man erst einmal alleine dort, bis der Rettungsdienst eintrifft“, beschreibt der 24-Jährige die Situation.

„Das kann eine enorme psychische Belastung sein“, ergänzt Christian Nitz. Sind mehrere mobile Retter in der Nähe, sei es durchaus vorgesehen und auch sinnvoll, nicht nur einen Helfer zu alarmieren. Beispielsweise könne sich der Erste um den Bewusstlosen kümmern, ein Zweiter hole einen Defibrillator. „Die Leitstelle weiß, wo die Geräte in Langenfeld stationiert sind“, berichtet Nitz. Es gebe hier rund 50 Defibrillatoren beispielsweise in Sporthallen, in großen Firmen oder im Bürgerbüro. Nitz hofft, dass  wenn alle – über Polizei und Feuerwehr – mitmachten, Langenfeld 150 Personen aufstellen könne.

Ursprünglich komme die Idee aus Bielefeld, berichtet Nitz. Man habe so im ländlichen Ostwestfalen versucht, ein größeres Helfer-Netz aufzubauen. Doch was in Großstädten oder in dicht besiedelten Regionen durchaus gelinge, sei auf dem Land schwierig umzusetzen. „Die Helfer-Dichte ist dort zu gering.“

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