Langenfeld Mitten über uns

Langenfeld · Für Segelflieger, Astronomen oder Vogelkundler ist der Himmel ganz schön aufregend. Für Christen sitzt dort droben Jesus "zur Rechten Gottes". In Christi Himmelfahrt sehen sie ein Signal des Aufbruchs.

 So sieht er aus: Rudi Fecker, der Mann aus dem Segelflieger-Cockpit.

So sieht er aus: Rudi Fecker, der Mann aus dem Segelflieger-Cockpit.

Foto: rm-

"Teils heiter, teils wolkig, meist trocken" – für die in der ersten Mai-Hälfte von Petrus nicht gerade verwöhnten Rheinländer ist diese Feiertags-Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes eine erfreuliche Nachricht. Denn für viele – ob Ausflügler, Vatertagsbrüder, Natur- oder Sportsfreunde – ist heute ein Frischlufttag. Aber auch von denjenigen, die "Christi Himmelfahrt" wörtlich nehmen, zieht es viele in Gottes nichtüberdachte Welt.

 "Der Himmel ist, wo Gott das Sagen hat, also nicht nur ein Ort außerhalb unserer Welt", räumt Annegret Duffe ein Missverständnis aus. Wenn erzählt werde, dass Jesus in den Himmel aufgenommen wurde und von dort auch wiederkommen wird, dann bedeutet dies der Pfarrerin aus Reusrath: "Was Jesus verkündigt und gelebt hat, gilt nach wie vor und soll einmal sichtbare Wirklichkeit werden. Das ist Zukunftsmusik, aber glücklicherweise auch Gegenwart und Lebensaufgabe." Am Ende der Erzählung von Christi Himmelfahrt sagen zwei Männer in weißen Gewändern zu den Jüngern: "Was steht ihr da und schaut zum Himmel?" Das versteht Duffe "als Aufforderung, mein Leben in die Hand zu nehmen und genau danach zu fragen, wer da eigentlich das Sagen hat: vermeintliche oder echte Pflichten, Selbstsorge oder Liebe, Angst oder Vertrauen, Herrschsucht oder Verantwortung?"

"Der Himmel ist, wo Gott das Sagen hat, also nicht nur ein Ort außerhalb unserer Welt", räumt Annegret Duffe ein Missverständnis aus. Wenn erzählt werde, dass Jesus in den Himmel aufgenommen wurde und von dort auch wiederkommen wird, dann bedeutet dies der Pfarrerin aus Reusrath: "Was Jesus verkündigt und gelebt hat, gilt nach wie vor und soll einmal sichtbare Wirklichkeit werden. Das ist Zukunftsmusik, aber glücklicherweise auch Gegenwart und Lebensaufgabe." Am Ende der Erzählung von Christi Himmelfahrt sagen zwei Männer in weißen Gewändern zu den Jüngern: "Was steht ihr da und schaut zum Himmel?" Das versteht Duffe "als Aufforderung, mein Leben in die Hand zu nehmen und genau danach zu fragen, wer da eigentlich das Sagen hat: vermeintliche oder echte Pflichten, Selbstsorge oder Liebe, Angst oder Vertrauen, Herrschsucht oder Verantwortung?"

Foto: rm-

Freiluft-Feiertag

 "Wenn man in einer klaren Nacht fernab der Großstadt in den Sternenhimmel schaut, so erscheinen einem die Sterne zum Greifen nah", weiß Joachim Lapsien, Hobby-Astronom aus Baumberg. Tatsächlich aber sei der nächste Stern – Proxima Centauri – mehr als zweihundertsiebzigtausendmal weiter entfernt als unsere Sonne. "Wenn man sich dies bewusst macht, dann bekommt man einen Eindruck von der ,unendlichen Weite' des Kosmos." Selbst das Licht benötige für diese Strecke 4,2 Jahre. "Ein Blick in die Tiefen des Universums ist also immer ein Blick in die Vergangenheit", erläutert der promovierte Physiker. Weil das Universum so groß sei, ließen sich viele Phänomene in unterschiedlichen Entwicklungszuständen beobachten. "Das macht die Erforschung des Weltalls ungemein spannend", betont Lapsien. Langweilig werde es einem dabei nie.

"Wenn man in einer klaren Nacht fernab der Großstadt in den Sternenhimmel schaut, so erscheinen einem die Sterne zum Greifen nah", weiß Joachim Lapsien, Hobby-Astronom aus Baumberg. Tatsächlich aber sei der nächste Stern – Proxima Centauri – mehr als zweihundertsiebzigtausendmal weiter entfernt als unsere Sonne. "Wenn man sich dies bewusst macht, dann bekommt man einen Eindruck von der ,unendlichen Weite' des Kosmos." Selbst das Licht benötige für diese Strecke 4,2 Jahre. "Ein Blick in die Tiefen des Universums ist also immer ein Blick in die Vergangenheit", erläutert der promovierte Physiker. Weil das Universum so groß sei, ließen sich viele Phänomene in unterschiedlichen Entwicklungszuständen beobachten. "Das macht die Erforschung des Weltalls ungemein spannend", betont Lapsien. Langweilig werde es einem dabei nie.

Foto: Matzerath

So will die Evangelische Kirchengemeinde in Reusrath heute die Sofas aus dem Gemeindehaus an der Trompeter Straße holen: "Dann können die Väter darauf Platz nehmen und ihren Kindern beim Spielen auf der Gemeindewiese zuschauen", beschreibt Pfarrer Christof Bleckmann, selbst Vater von vier Kindern, seine nicht ganz uneigennützige Vorstellung vom "Familiensonntag" an Himmelfahrt, gemeinsames Mittagessen inklusive.

Langenfeld: Mitten über uns
Foto: Matzerath, Ralph

Die Predigt in der Martin-Luther-Kirche überlässt Bleckmann (nach eigenem Einsatz in der LVR-Kirche um 9 Uhr) seiner Frau. Annegret Duffe hat den 11-Uhr-Gottesdienst unter den Begriff "Himmelwärts" gestellt. Die Pfarrerin wirbt für das Streben in diese Richtung, jedoch nicht im Sinne eifernder Weltbeglückung: "Menschen", erklärt sie, "bereiten einander und sich selbst Himmel und Hölle auf Erden. Wo Gott das Sagen hat, gilt zusammengefasst nur eine Lebensregel: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst – das habe ich noch in keinem Ratgeber besser gefunden". Um zu veranschaulichen, wie Großes aus ganz Kleinem erwachsen kann, will Duffe heute in der Kirche nach Senfkörnern suchen lassen.

 Vor allen die Mauersegler haben es Wilhelm Knebel angetan: "Es macht großen Spaß, sie bei ihren rasanten Flügen zu beobachten", freut sich der Baumberger, der seit Jahrzehnten die heimische Vogelwelt dokumentiert. "Besonders, wenn die Mauersegler abends laut schreiend in Gruppen durch die Lüfte fliegen, hat man das Gefühl, ausgelassenen Kindern zuzuschauen." In den Feldern hört der 77-Jährige gern den Lerchen zu, die ununterbrochen tirilierend steil vom Boden aufsteigen und oft hoch hinaus in den Himmel fliegen. Einen "Luftakrobaten" nennt Knebel den Kiebitz. Seine Flugkünste stelle der vor allem in der Balz unter Beweis, oder wenn er einen Feind vom Gelege seines Weibchens verscheuchen müsse. "Die Könige der Lüfte aber", schwärmt Knebel, "sind für mich die Kraniche, wenn sie laut trompetend hoch am Himmel in großen Gruppen ziehen".

Vor allen die Mauersegler haben es Wilhelm Knebel angetan: "Es macht großen Spaß, sie bei ihren rasanten Flügen zu beobachten", freut sich der Baumberger, der seit Jahrzehnten die heimische Vogelwelt dokumentiert. "Besonders, wenn die Mauersegler abends laut schreiend in Gruppen durch die Lüfte fliegen, hat man das Gefühl, ausgelassenen Kindern zuzuschauen." In den Feldern hört der 77-Jährige gern den Lerchen zu, die ununterbrochen tirilierend steil vom Boden aufsteigen und oft hoch hinaus in den Himmel fliegen. Einen "Luftakrobaten" nennt Knebel den Kiebitz. Seine Flugkünste stelle der vor allem in der Balz unter Beweis, oder wenn er einen Feind vom Gelege seines Weibchens verscheuchen müsse. "Die Könige der Lüfte aber", schwärmt Knebel, "sind für mich die Kraniche, wenn sie laut trompetend hoch am Himmel in großen Gruppen ziehen".

Foto: Knebel

Ihr Richrather Kollege Stefan Heinemann befasst sich in seiner Predigt in der Lukaskirche (9.30 Uhr, Kaiserstraße 12) mit einem Himmelfahrt-Lied des "heiteren Reformatoren-Trios" Gebrüder Blaser und Freund Zwick. "Singen macht frei und froh", lautet die Botschaft des Protestanten.

Das kann auch der katholische Chor der benachbarten Kirche St. Martin nur unterstreichen: Nach der Mitgestaltung der 11.15-Uhr-Messe – eine von sechs an diesem Tag in Langenfeld – touren die Sänger durch die freie Natur, um am Nachmittag im Pfarrsaal einzukehren. Der gehört zuvor den Jubelkomunikanten. "Das ist an Christi Himmelfahrt traditionell so bei uns, dass wir Jubelkommunion feiern", sagt Pfarrer Gerhard Trimborn. So passt sein Predigtthema ebenso zum Feiertag wie zu lebenserfahrenen Menschen: Spuren hinterlassen. "Denn Himmelfahrt sagt uns ja nicht nur, dass Jesus jetzt schon da ist, wo wir mal hinkommen werden. Das Fest stößt uns auch auf die Spuren, die Jesus auf Erden hinterlassen hat und die wir in unserem Handeln aufnehmen sollen." Prozessionen wie in manchen "katholischen Gegenden" gibt es in Langenfeld nicht. "Dafür haben wir Richrather am Samstag danach immer unsere Wallfahrt. Diesmal ist erstmals die ganze stadtweite Pfarrgemeinde St. Josef und Martin dabei", freut sich Trimborn. Los geht es um 8 Uhr ab St. Martin und um 8.15 Uhr ab St. Josef. Übers Further Moor, wo beide Gruppen zusammentreffen, pilgern die Gläubigen per pedes bis Altenberg. Im Bergischen Dom feiern sie am späten Nachmittag die Messe.

Außerdem gibt's da ja noch den Mannheimer Katholikentag mit seinen Veranstaltungen unter freiem Himmel. Auch Langenfelder sind bis Sonntag in der kurpfälzischen Residenzstadt, von wo man einst ward regieret, mit dabei.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort