Langenfeld Mitten über uns
Langenfeld · Für Segelflieger, Astronomen oder Vogelkundler ist der Himmel ganz schön aufregend. Für Christen sitzt dort droben Jesus "zur Rechten Gottes". In Christi Himmelfahrt sehen sie ein Signal des Aufbruchs.
"Teils heiter, teils wolkig, meist trocken" – für die in der ersten Mai-Hälfte von Petrus nicht gerade verwöhnten Rheinländer ist diese Feiertags-Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes eine erfreuliche Nachricht. Denn für viele – ob Ausflügler, Vatertagsbrüder, Natur- oder Sportsfreunde – ist heute ein Frischlufttag. Aber auch von denjenigen, die "Christi Himmelfahrt" wörtlich nehmen, zieht es viele in Gottes nichtüberdachte Welt.
Freiluft-Feiertag
So will die Evangelische Kirchengemeinde in Reusrath heute die Sofas aus dem Gemeindehaus an der Trompeter Straße holen: "Dann können die Väter darauf Platz nehmen und ihren Kindern beim Spielen auf der Gemeindewiese zuschauen", beschreibt Pfarrer Christof Bleckmann, selbst Vater von vier Kindern, seine nicht ganz uneigennützige Vorstellung vom "Familiensonntag" an Himmelfahrt, gemeinsames Mittagessen inklusive.
Die Predigt in der Martin-Luther-Kirche überlässt Bleckmann (nach eigenem Einsatz in der LVR-Kirche um 9 Uhr) seiner Frau. Annegret Duffe hat den 11-Uhr-Gottesdienst unter den Begriff "Himmelwärts" gestellt. Die Pfarrerin wirbt für das Streben in diese Richtung, jedoch nicht im Sinne eifernder Weltbeglückung: "Menschen", erklärt sie, "bereiten einander und sich selbst Himmel und Hölle auf Erden. Wo Gott das Sagen hat, gilt zusammengefasst nur eine Lebensregel: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst – das habe ich noch in keinem Ratgeber besser gefunden". Um zu veranschaulichen, wie Großes aus ganz Kleinem erwachsen kann, will Duffe heute in der Kirche nach Senfkörnern suchen lassen.
Ihr Richrather Kollege Stefan Heinemann befasst sich in seiner Predigt in der Lukaskirche (9.30 Uhr, Kaiserstraße 12) mit einem Himmelfahrt-Lied des "heiteren Reformatoren-Trios" Gebrüder Blaser und Freund Zwick. "Singen macht frei und froh", lautet die Botschaft des Protestanten.
Das kann auch der katholische Chor der benachbarten Kirche St. Martin nur unterstreichen: Nach der Mitgestaltung der 11.15-Uhr-Messe – eine von sechs an diesem Tag in Langenfeld – touren die Sänger durch die freie Natur, um am Nachmittag im Pfarrsaal einzukehren. Der gehört zuvor den Jubelkomunikanten. "Das ist an Christi Himmelfahrt traditionell so bei uns, dass wir Jubelkommunion feiern", sagt Pfarrer Gerhard Trimborn. So passt sein Predigtthema ebenso zum Feiertag wie zu lebenserfahrenen Menschen: Spuren hinterlassen. "Denn Himmelfahrt sagt uns ja nicht nur, dass Jesus jetzt schon da ist, wo wir mal hinkommen werden. Das Fest stößt uns auch auf die Spuren, die Jesus auf Erden hinterlassen hat und die wir in unserem Handeln aufnehmen sollen." Prozessionen wie in manchen "katholischen Gegenden" gibt es in Langenfeld nicht. "Dafür haben wir Richrather am Samstag danach immer unsere Wallfahrt. Diesmal ist erstmals die ganze stadtweite Pfarrgemeinde St. Josef und Martin dabei", freut sich Trimborn. Los geht es um 8 Uhr ab St. Martin und um 8.15 Uhr ab St. Josef. Übers Further Moor, wo beide Gruppen zusammentreffen, pilgern die Gläubigen per pedes bis Altenberg. Im Bergischen Dom feiern sie am späten Nachmittag die Messe.
Außerdem gibt's da ja noch den Mannheimer Katholikentag mit seinen Veranstaltungen unter freiem Himmel. Auch Langenfelder sind bis Sonntag in der kurpfälzischen Residenzstadt, von wo man einst ward regieret, mit dabei.