Langenfeld Mit der Sprache ankommen

Langenfeld · Hochkarätige Gäste und ein vielfältiges Programm prägten den Langenfelder Integrationstag in der Stadthalle. Allein am Publikumszuspruch mangelte es spürbar. Vor allem Junge waren deutlich unterrepräsentiert.

 Langenfelds ehemaliger Citymanager Bülent Arslan (2.v.r.) moderierte die Podiumsdiskussion.

Langenfelds ehemaliger Citymanager Bülent Arslan (2.v.r.) moderierte die Podiumsdiskussion.

Foto: Matzerath

Gemeinsam lachen zu können, das, sagt die gebürtige Neapolitanerin Serena Cerra bei einer Podiumsdiskussion am Samstag in der Stadthalle, sei für sie ein Zeichen gelungener Integration. Insoweit kann es um Langenfeld eigentlich so schlecht nicht bestellt sein. Denn bei Lale Akgüns Lesung auf dem zweiten Integrationstag etwa wurde herzlich gelacht, gleichviel welcher Nationalität die Zuhörer nun waren.

 Infos und Pizza: Stand des italienischen Kulturvereins mit dessen Vorsitzendem Bruno Pascali (2.v.l.).

Infos und Pizza: Stand des italienischen Kulturvereins mit dessen Vorsitzendem Bruno Pascali (2.v.l.).

Foto: Ralf Matzerath

Zweimal Leitkultur in einem Satz

Die Kölner Autorin ("Tante Semra im Leberkäseland") schilderte einige "Sternstunden der Integration": Wie ihre Eltern einmal in der Annahme, zu einer Cocktailparty zu gehen, beim nachbarlichen Bibelkreis landeten. Oder ihre Schwester sie auf dem Flughafen mit den Worten "Sag mir, wo weiltest du so lange!" empfing – den Worten Hedwig Courths-Mahlers, einer Schriftstellerin, deren Einfluss auf die deutsche Seele nicht unterschätzt werden dürfe, wie Akgün süffisant bemerkt. Oder der jungen Türkin, die ihren Ehemann "Papa" nennt: "Zweimal Leitkultur in einem Satz."

Mit rund acht Prozent hat Langenfeld die niedrigste Ausländerquote im Kreis Mettmann. Und mit Integrationsrat, regem internationalem Vereinsleben und zahlreichen "Vorzeigeausländern" beste Voraussetzungen, um eine Vorbildfunktion einzunehmen. Gleichwohl sei die Veranstaltung kein "Kuschelkongress", wie die Erste Beigeordnete Marion Prell in ihrer Begrüßung betont. Ihr ausdrücklicher Wunsch ist es, dass bei der Erarbeitung des Konzepts zum nächsten Integrationstag in zwei Jahren die Migranten selbst sich noch viel stärker einbringen werden.

Derzeit würden die Themen ja vor allem von der Verwaltung vorgegeben, merkte Prell an. Zudem müsse man Wege finden, junge Leute noch stärker für das Thema zu interessieren. Man könnte auch sagen: überhaupt. Unter 30-Jährige waren jedenfalls stark unterrepräsentiert. Mit der Podiumsdiskussion zeigte sich Prell, die währenddessen fleißig Notizen gemacht hatte, indes sehr zufrieden: "Richtig gut."

Kenntnisreich moderiert von Bülent Arslan, ehedem Langenfelds City-Manager, heuer Unternehmensberater in Düsseldorf, entfalten die Diskutanten in den roten Leder-Fauteuils auf der Bühne ihre bewegten und bewegenden Biographien. Und sprechen dabei erstaunlich offen über Ängste, Hoffnungen und Erfahrungen. Der Mazedonier Sasho Eftimovski erzählt, wie eine kleine Anekdote – er hatte sich tagelang das Brötchenbestellen abgeschaut, dann aber doch "fünf Mädchen" bestellt, dabei aber auf die Brötchen gezeigt und sie auch bekommen – ihm die Augen dafür geöffnet habe, dass es ohne Sprache eben nicht gehe. Dass die Bäckerin ihn nicht aus-, sondern mit ihm gelacht habe, sei dabei freilich sehr wichtig gewesen. Victoria Tottmann, mit 22 Jahren aus Usbekistan nach Deutschland gekommen, bezeichnet diesen Schritt gar als Wiedergeburt. Die Sprache zu erlernen und Arbeit zu finden, das seien Grundvoraussetzungen dafür, in einer Gesellschaft anzukommen.

Auspacken der Koffer

TV-Moderatorin und Produzentin Semra Deniz schildert bildhaft, dass Ängste allzu oft das Auspacken der Koffer verhindere. Die damals so genannten Gastarbeiter erster Generation hätten ihren Aufenthalt als vorübergehend angesehen. Diese Sicht der Dinge habe sich verändert. Wichtig sei nicht, dass man gestern noch in der Heimat war und dort morgen mit dem hier verdienten Geld schon ein Haus bauen könne, sondern dass man jetzt hier sei. Und wenn die Landsleute – wie es Tottmann zuvor schilderte – unken, sei es drum. Man müsse ehrgeizig sein. Und sich darauf einlassen, eigene Erfahrungen machen. Letztlich gehe es, ob deutsch, türkisch oder russisch, nur darum, "ein guter Mensch zu sein".

(RP)
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