Langenfeld Mieten: Künftige Rentner fürchten Umzug

Langenfeld · Bürger und Politiker diskutieren auf Einladung des Arbeitskreises über die prekäre Wohnraumsituation.

Langenfeld: Mieten: Künftige Rentner fürchten Umzug
Foto: Matzerath Ralph

Viele Wohnungssuchende, vor allem mit geringem Einkommen, finden aufgrund fehlender Angebote keine angemessene Wohnung mehr. Die Suche nach bezahlbarem Wohnraum wird daher immer drängender. "Ich zittere davor, in Rente zu gehen, denn dann muss ich aus meiner jetzigen Wohnung ausziehen", kommentiert der Langenfelder Krankenpfleger Wolfgang Gärtler die belastende Gefühlslage seiner derzeitigen Wohnsituation. Dann könne er die Miete nicht mehr aufbringen. Viele andere Bürger, die der Einladung des Arbeitskreises Langenfeld Sozial zu einem Runden Tisch unter dem Motto "Wohnst du schon oder suchst du noch?" in die Begegnungsstätte im CBT-Haus St. Franziskus gefolgt sind, berichten von ähnlich dramatischen Existenzsorgen.

Sie sind Resultat einer sich momentan verschärfenden Wohnmarktproblematik: Zu wenig Angebot steht eine hohe nachfrage an Wohnungssuchenden gegenüber, folglich steigen die Immobilienpreise für viele Menschen in unbezahlbare Sphären an.

Und so fanden sich unter der Moderation von Rainer Pfuhl, Leitungsmitglied der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Langenfeld, nicht nur besorgte Bürger in der Diskussion wieder, sondern auch Vertreter anderer Verbände und Parteien. Diese nutzten den Runden Tisch als Plattform für die Bekanntgabe weiterer Problemfelder im Kontext der Wohnraummisere. Hans-Georg Ibold, Leitungsmitglied der KAB-Langenfeld und langjähriges CDU-Mitglied, spricht von einer auffällig fehlenden Sensibilität bei der derzeitigen Stadtfraktion für die soziale Frage. "Die Stadt hat Interesse, ein bestimmtes Wählerklientel hier in Langenfeld anzusiedeln", sagt er und unterstellt der führenden Fraktion systematisches Nichthandeln in der aktuellen Wohnraumdiskussion, auch wenn das Strategiekonzept 2015, das die Stadt vor einigen Jahren ausgearbeitet hat, zu einer kurzfristigen Verbesserung der Situation in Langenfeld und Umgebung führen könne.

Im Verlaufe des Abends wurde immer wieder auf die fatale Wohnsituation Langenfelds aufmerksam gemacht und SPD-Ratsherr Kurt Jaegeler hätte gerne Bürgermeister Frank Schneider (CDU) zu diesem Runden Tisch begrüßt. Jedoch sei das im Rathaus kein Thema, antwortet er auf die Frage, weshalb dieser denn nicht erschienen sei. Müde und enttäuscht mit leiser Stimme.

Konkret ginge es erst einmal um die mögliche Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft, die als politisches Regularium in schwierigen Zeiten die Wohnungsmarktlage in sozialere Bahnen lenken könne, meint Marc Nasemann von der Langenfelder SPD. Ob sich "normale Menschen" dann wieder eine "schnöde Reihenhaushälfte" leisten können, stehe auf einem anderen Blatt, so Nasemann weiter.

Matthias Dietz würde höchstwahrscheinlich zugreifen, denn "wer will schon nach Monheim ins Berliner Viertel ziehen?", fragt der Langenfelder Bofrost-Fahrer mit einem Nettoeinkommen von rund 1600 Euro monatlich in die Runde. Die Antwort bleibt aus.

Stattdessen meldet sich inmitten dieser sehr aufgeheizten Debatte rund ums Wohnen Maria Maaß, eine schüchtern-sympathische ältere Frau, zu Wort. Sie überraschte die Versammelten für einen Moment mit ihrer einzigen Aussage: "Ich möchte diesen Rahmen nutzen und mich einfach mal bei der Stadt Langenfeld bedanken für eine gelungene Wohnraumpolitik, die es mir ermöglicht hat, 1972 eine Wohnung zu kaufen."

Die Bürgermeisterfraktion wird's freuen. Das Problem in der Stadt löst es nicht.

(RP)
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