Interview Sonja Baumhauer Eine Bücherei besonders auch für Migranten

Monheim · Sonja Baumhauer, Bereichsleiterin kulturelle Bildung, begrüßt die Initiative zur Gründung einer Interkulturellen Bibliothek.

 Sonja Baumhauer leitet auch das Ulla-Hahn-Haus, das Zentrum für sprachliche Bildung und Literaturvermittelung.

Sonja Baumhauer leitet auch das Ulla-Hahn-Haus, das Zentrum für sprachliche Bildung und Literaturvermittelung.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der Verein Wir im Monheim (WiM) hat eine interkulturelle Bücherei angeregt, die die Stadt in der städtischen ansiedeln will.

Wie sieht es denn mit den räumlichen Kapazitäten für eine solche inhaltliche Erweiterung aus? Und besteht nicht bereits jetzt schon die Möglichkeit, über die Vernetzung der deutschen Bibliotheken Titel in fremden Sprachen zu bestellen?


Baumhauer
Der Verein WIM hat sich mit seiner Idee an die Stadt gewandt und unser Bürgermeister hat  bereits im Sommer die Anbindung des Projektes an die Bibliothek zugesagt. Es hat schon ein erstes Gespräch mit WIM, der Bibliothek und dem Ulla-Hahn-Haus stattgefunden. Konkrete Arbeitsergebnisse gibt es allerdings noch nicht. Die Bibliothek verfügt bereits – insbesondere für Kinder – über einen Bestand an fremdsprachiger Literatur. Diese ist aktuell im normalen Bestand integriert. Die Bibliothek nimmt immer Wünsche zur Bestandserweiterung von Kunden auf. Die Größe der von WIM gewünschten Erweiterung muss allerdings erst eruiert werden, deswegen können wir aktuell keine Aussage zur räumlichen Kapazität treffen. Für das angesprochene interkulturelle Café hat die Bibliothek dem Verein bereits ihre Räumlichkeiten angeboten. Fernleihen sind natürlich auch aktuell schon möglich.

Im Programm der Interkulturellen Bibliothek nennen die Initiatoren viele Dinge, die bereits durch das Ulla-Hahn-Haus (Vorlesen), die Kunst- und Musikschule (versteckte Talente entdecken), die VHS (Sprachkurse) abgedeckt sind. Sind die Initiatoren über das Angebot vor Ort informiert, oder der Ansicht, die Schwellen zu diesen Einrichtungen seien zu hoch für die in Monheim lebenden Migranten? Gibt es Zahlen zur Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund an den Angeboten?

Baumhauer Angebote der kulturellen Bildung sind selbstverständlich für alle Zielgruppen unabhängig ihrer sozialen und ethnischen Herkunft, ihres Glaubens und aller weiterer Kategorisierungen zugänglich. Dies bedeutet auch, dass wir keine Statistik über beispielsweise einen möglichen Migrationshintergrund führen. Nichtsdestotrotz wissen wir, dass unterschiedliche Zielgruppen eine unterschiedliche Ansprache erfordern. So gibt es Angebote für Senioren, die beispielsweise eher morgens stattfinden, Angebotszeiten für Berufstätige, Angebote mit Kinderbetreuung, Angebote für Menschen, die neu im Monheim sind, Angebote für mehrsprachig aufwachsende Kinder/Familien etc. Ein wichtiger Ansatzpunkt der kulturellen Bildung ist es, bei den Kindern in den Kitas und in der Schule anzusetzen. Zu den Angeboten gehört es auch, die verschiedenen Einrichtungen zunächst im Gruppenverband zu besuchen und kennenzulernen. Dadurch gelingt es uns gefühlt sehr gut, mögliche Zugangsschwellen zu minimieren. Elterninformationen und -abende runden das Angebot ab. Die Treffen mit WIM nutzen wir natürlich auch, um Informationen besser zu verteilen.

Nun hat sich die Stadt Monheim ja gerade die Chancengleichheit für alle Kinder und Jugendlichen auf die Fahnen geschrieben. Wie kommt es dann an, wenn in dem Vortrag der Initiatoren dieses Diskriminierungslamento angestimmt, immer wieder von „Benachteiligung in der Schule“, die Rede ist? Gleichwohl wird mit der Interkulturellen Bibliothek ja auf die Beschäftigung mit der Sprache des jeweiligen Heimatlandes abgehoben, und nicht mit dem Deutschen als Integrationsschlüssel.

Baumhauer Als „eine Stadt für alle“ ist es unser grundsätzliches Anliegen vorhandene Benachteiligungen abzubauen und dafür zu sorgen, Teilhabe zu ermöglichen. Die Anerkennung von Mehrsprachigkeit wirkt sich positiv auf die Integration aus und stärkt unserem Empfinden nach die Teilhabe. Die Bibliothek hat sich bewusst entschieden, fremdsprachige Medien in ihren Bestand aufzunehmen. Sie integriert diesen aber in ihre reguläre Bestandssortierung und möchte dies auch beibehalten.

Inwiefern könnte ein solches Projekt sinnvoll im Sinne der interkulturellen Bildung sein, die Sie als Bereichsleiterin ja auch als Teil ihres Arbeitsbereiches verfolgen ?


Baumhauer
Die Bibliothek sowie alle weiteren Bildungs- und Kultureinrichtungen sind immer Orte der interkulturellen Bildung. Bücher und andere Medien ermöglichen es uns, in andere Lebenswelten einzutauchen. Der Bestand der Bibliothek spiegelt die vielfältigen Lebenswelten der in Monheim lebenden Menschen wider. Es ist insofern begrüßenswert, dass sich WIM mit dem Thema der Interkulturalität insbesondere in der Mediennutzung und der sprachlichen Bildung beschäftigt und wie oben bereits geschrieben, unterstützen wir die Initiative gerne.

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