Langenfeld Mehr Therapie, weniger Täter

Düsseldorf · Knapp sieben Millionen Euro investiert das Land in die Forensik der Rheinischen Kliniken, in der psychisch kranke Straftäter betreut werden. Klinik-Chef: „Das ist kein Ausbau. Mittelfristig soll die Patientenzahl sinken.“

Mit knapp sieben Millionen Euro soll die Situation der Forensik an den Rheinischen Kliniken weiter verbessert werden. Der Bereich, in dem psychisch sowie suchtkranke Straftäter behandelt werden, erhält zwei neue Stationen mit insgesamt 36 Plätzen. „Zu diesem Zweck bauen wir leer stehende Gebäude um. Außerdem wird direkt daneben ein Komplex für Arbeits- und Beschäftigungstherapie neu errichtet“, sagte gestern Holger Höhmann, kaufmännischer Direktor der Kliniken. 179 forensische Patienten – darunter Sexual- und Gewalttäter (die RP berichtete ausführlich am vergangenen Samstag) – sind derzeit in Galkhausen untergebracht. „Deutliche Überbelegung“, so die klare Diagnose. Denn eigentlich sollen in Langenfeld nur 118 Täter betreut werden. So steht es unter anderem in einer Zielvereinbarung mit der Stadt Langenfeld, die sich stets gegen einen De-Facto-Ausbau des von vielen Bürgern sensibel beäugten Klinikbereichs gewandt hatte.

„Der Neu- und Umbau bedeutet nicht, dass wir uns langfristig auf 150 oder 180 Patienten einrichten“, stellt Klinikchef Hartmut Belitz denn auch klar. Im Gegenteil: Die neuen Stationen im künftigen Haus 53 bzw. 53 a könnten mit ihren verbesserten Abläufen und Rahmenbedingungen dazu beitragen, die Verweildauer der Forensiker zu verringern. Mittelfristig soll freilich ein Vorgang außerhalb des Reusrather Klinik-Areals zu einer deutlichen Absenkung der Patientenzahl führen: die Erweiterung der Kölner Forensik. Dort soll die Zahl der Patienten mittelfristig von derzeit 60 auf etwa 200 steigen.

„Sehr positiv“ – so bewertet Forensik-Chefärztin Jutta Muysers die Investition in ihre Abteilung. Die Vize-Leiterin der Rheinischen Kliniken erinnert sich: „Als ich vor mehr als 15 Jahren hier anfing, gab es noch Sechser-Zimmer, in denen dann beispielsweise einer der Bewohner immer auf den Boden rotzte und damit für eine aggressive Grundstimmung sorgte.“

Unvergleichlich besser: die Bedingungen im neuen Haus 53, das Ende 2008 fertig sein soll. Auf jeder Station (18 Patienten) gibt es 14 Einzelzimmer und nur noch zwei Doppelzimmer. Zusammen mit den bald kürzeren Wegen und dem neuen Ergotherapie-Zentrum wird ein schnellerer Therapie-Erfolg so zumindest wahrscheinlicher.

Trend umkehren

Muysers: „2002 blieb ein Forensik-Patient im Schnitt fünf Jahre bei uns, heute liegen wir bereits bei 6,8 Jahren. Wir hoffen, dass sich dieser Trend umkehren lässt.“

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort