Kerstin Fischer Malteser helfen beim Umgang mit Demenzkranken

Langenfeld · Langenfeld Die Langenfelder Malteser bilden ab März Interessierte zu Begleitern von Demenzkranken und deren Familien aus. Kerstin Fischer (53) aus Richrath, ausgebildete Krankenschwester und Fachkraft für Gerontopsychiatrie, ist eine der Ausbilderinnen.

 Kerstin Fischer ist Demenz-Expertin beim Malteser Hilfsdienst.

Kerstin Fischer ist Demenz-Expertin beim Malteser Hilfsdienst.

Foto: MHD

Langenfeld Die Langenfelder Malteser bilden ab März Interessierte zu Begleitern von Demenzkranken und deren Familien aus. Kerstin Fischer (53) aus Richrath, ausgebildete Krankenschwester und Fachkraft für Gerontopsychiatrie, ist eine der Ausbilderinnen.

Mir begegnet ein alter Mensch, der nach meinem Eindruck desorientiert und eventuell hilflos ist. Was tun?

Fischer Menschen mit einer Demenz leben zunehmend in ihrer eigenen Realität. Diese stimmt nicht immer mit der unseren überein. Sprechen Sie diesen Menschen an. Versuchen Sie, ihm zuzuhören, entspannen Sie damit die Situation, bleiben Sie ruhig. Nehmen Sie sich etwas Zeit. Versuchen Sie, in einem Gespräch zu erfahren, was er/sie sucht, was er möchte. Holen Sie sich Hilfe bei zum Beispiel Passanten oder Kollegen, informieren Sie gegebenenfalls die Polizei. Lassen Sie den an Demenz erkrankten Menschen nicht hilflos zurück.

Sie schulen Gruppen im Umgang mit demenzkranken Menschen. Welche Verhaltensweisen kommen da zutage?

Fischer Menschen, die zum ersten Mal mit dem Thema konfrontiert werden, haben viele Fragen. Es herrscht Unsicherheit, aber auch Offenheit und Interesse. Wissen um die Erkrankung gibt Handlungssicherheit und Verständnis. Deshalb ist es den Maltesern ein Anliegen, viele Menschen, auch aus Nicht-Pflege-Bereichen zu informieren und zu schulen.

Welche Irrtümer über die Krankheit und die Kranken sind verbreitet?

Fischer Oft treffe ich auf die Meinung, Demenz sei eine Erkrankung alter Menschen. Tatsächlich kann es aber auch schon Junge treffen. Manche meinen: Wenn der Erkrankte nur will, dann kann er sich erinnern. Nein, leider nicht! Ein Erkrankter hat nur noch eingeschränkt Zugriff auf seine Erinnerungen. Speziell das Kurzzeitgedächtnis ist betroffen. Oder: "Wenn der nur genug übt und wiederholt, dann erlangt er verlorene Fähigkeiten zurück." Leider nein. Was verloren ist, bleibt bei einer Demenz auch beim besten Trainieren verloren. Begegnet ist mir auch schon dies: "Demente Menschen wollen uns ärgern, wenn sie sich nicht erinnern." Nein, sie sind – im Gegenteil – meist sehr verzweifelt darüber, dass ihr Gedächtnis zunehmend nachlässt.

Gibt es typisches Fehlverhalten, etwas, das man auf keinen Fall tun sollte im Umgang mit Dementen?

Fischer Vermeiden Sie Stress und Unruhe! Korrigieren Sie unverständliches Verhalten nicht! Sie beschämen den Menschen damit, führen ihm seine Defizite vor Augen. Zwingen Sie demjenigen nicht ein Verhalten auf, das in Ihren Augen, richtig ist! Der demente Mensch versteht das nicht. Er wird ungehalten und ablehnend reagieren. Lachen Sie nicht über einen Erkrankten und seine Verhaltensweisen!

In Ihren Seminaren üben Sie den Umgang auch in Rollenspielen. Wie sieht ein solches aus?

Fischer Wir gehen auf ganz typische Situationen ein, die in der jeweiligen Einrichtung oder dem Unternehmen vorkommen können. Solche Situationen werden detailliert beschrieben und auch vom Seminarleiter dargestellt. Gemeinsam mit den Teilnehmern erarbeiten wir Lösungsmöglichkeiten.

Spielt es für einen Demenzkranken eine Rolle, ob er jemanden kennt oder kennen müsste oder nicht?

Fischer Das Erkennen von Personen, auch vertrauten Personen, geht in aller Regel im Laufe der Erkrankung verloren. Sie sprechen in Ihrer Frage von dem Demenzerkrankten – den gibt es so nicht. Demenz hat viele Gesichter, die Erkrankung stellt sich in den verschiedenen Stadien immer wieder unterschiedlich dar. Jeder Tag, jede Begegnung ist anders. Sicher ist der Umgang leichter, wenn der Erkrankte die Bezugsperson erkennt. Wenn wir aber liebevoll und wertschätzend auf ihn zugehen und ihm ermöglichen, seine Bedürfnisse und Wünsche zu artikulieren, wenn wir ihn unterstützen, diese zu erfüllen, dann können auch "unbekannte" Personen einen erkrankten Menschen gut begleiten.

THOMAS GUTMANN STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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