Monheim Makler begrüßen Altstadt-Pläne

Monheim · Mindestens genauso wichtig wie eine lebendige Gastronomie sei aber der Einzelhandel.

 Makler Frank Erlinghagen würde sich freuen, wenn es der Stadt gelänge, eine Kneipenlandschaft, wie es sie einst gab, wiederherzustellen.

Makler Frank Erlinghagen würde sich freuen, wenn es der Stadt gelänge, eine Kneipenlandschaft, wie es sie einst gab, wiederherzustellen.

Foto: MATZERATH

Mit der Vermietung des Ladenlokales an der Franz-Böhm-Straße 1 an den Schlagersänger Sandy Christen hofft die Verwaltung, in der Altstadt Terrain für die Monheimer Kneipenkultur zurückgewonnen zu haben. Mit der Anmietung von insgesamt drei Ladenlokalen versucht die Stadt, eine Umwandlung der ehemaligen Kneipenstandorte in Wohnraum zu verhindern. Obwohl die Monheimer Altstadt ein "sehr beliebtes Wohnquartier" ist, werden diese Aktivitäten der Wirtschaftsförderung von Immobilienmaklern mit Wohlwollen gesehen.

"Die Altstadt ist eine 1a-Lage, das kann man an den Kauf- und Vermietungsablesen", sagt Arkadius Plotek mit Maklerbüro an der Turmstraße. "Wer einmal hier wohnt, will auch nicht mehr weg." Indes kommen die Makler nur selten in den Genuss, eine Immobilie vermarkten zu können. Die meisten Objekte werden innerhalb der Familien weitergereicht. "Wir haben wenig Umschlag in Verkauf und Vermietung", sagt Frank Erlinghagen. Vor einem Jahr hatte er das seltene Glück, den Maklerauftrag für eine wahre Liebhaberimmobilie, Baujahr 1898, an Land zu ziehen: "Trotz des hohen Preises und der Sanierungskosten wegen des feuchten Gewölbekellers gab es viele Interessenten." Die Käuferinteressen richten sich auf sehr alte Häuser oder relativ neue Gebäude aus den 80er und 90er Jahren, die in Baulücken entstanden. "Von Letzteren gibt es aber nur sehr wenige in der Altstadt, das Gros stammt aus den 50ern, das sind oft kleine verschachtelte, mehrfach in die Hinterhöfe erweiterte Häuschen, die relativ schwer vermittelbar sind."

Ein Projekt aber, das neueste Gebäudetechnik und Wohnstandards mit der exponierten Lage verbindet, ist das alte Brauereigelände. "Wir haben Interessenten aus Köln und Düsseldorf, die die dortigen Immobilienpreise scheuen, aber an einem guten Gastronomieangebot interessiert sind", erklärt Heike Klenner vom Immobilienstore Gröber. Auch wenn es daher "den ein oder anderen gibt, der das städtische Engagement kritisch sieht", die Alteingesessenen wünschten sich eine Wiederkehr der Kneipenszene. Allerdings überwiegt in der Einschätzung der Erfolgsaussichten Skepsis. "Wer das Monheim aus den 80er Jahren kennt, kann sich nicht vorstellen, dass man das wieder hinkriegt", sagt Maklerin Ute Mittelstädt. Es brauche schon einer besonderen Persönlichkeit, um eine Kneipe erfolgreich zu betreiben. Heute machten auch die hohen behördlichen Auflagen und das Rauchverbot den Wirten das Leben schwer. "Dazu kommt, dass die Leute heute weniger Alkohol trinken", erklärt Frank Erlinghagen. Viele Monheimer könnten es sich nicht leisten, "mal eben 30 Euro in der Kneipe zu lassen." Dass die Stadt daher nach besonderen Konzepten für den Kneipenbetrieb sucht, findet Arkadius Plotek richtig: "Bier allein reicht nicht, man muss den Leuten was bieten." Um die Touristenströme vom Rhein in die Altstadt zu lenken, wünscht er sich mehr familienfreundliche Ansätze — auch mit Blick auf die "Menschenströme", die an Wochenenden das Eiscafé am Rathausplatz anziehe. Welche Familie mit Kindern gehe schon in eine Kneipe?

"Manchmal muss man eben Umwege einschlagen, um zum Ziel zu kommen", kommentiert Heike Klenner das städtische Engagement. Was Monheim am schlechtesten bekomme, seien Leerstände, da sind sich die Makler einig. "Man müsste endlich die Leerstände im Rathauscenter beseitigen:

Die Leute wollen einkaufen, das ist ein wichtiger Standortfaktor — nicht der Kneipenbesatz", findet Ute Mittelstädt.

(RP)
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