Monheim Magrit Norf bleibt Miss Kradepohl

Monheim · Man braucht auf der Kirchstraße nur der flotten Musik zu folgen, dann landet man am "Kradepohl", an dem Platz zwischen Graben- und Drehwanstraße, dessen Name zurück ins 19. Jahrhundert führt, als dort noch ein Feuerlöschteich war, den die Menschen übersetzt "Krötenpfuhl" nannten. Jetzt liegt erwartungsvolle Spannung in der Luft. Rund um den Kradepohl, wo heutzutage ein Brunnen steht, sind Festzelt, Getränke- und Essensstände aufgebaut. Zum Auftakt des viertägigen Schürefestes haben sich hunderte fröhlicher Menschen in festlicher Kleidung versammelt, die sich trotz gelegentlicher Regenschauer keineswegs die gute Laune verderben lassen.

 Beim Schürefest in Monheim ist Magrit Norf als Miss Kradepohl bestätigt werden. Horst Eichholz, und Manfred Godek (v. li.) stoßen auf sie an.

Beim Schürefest in Monheim ist Magrit Norf als Miss Kradepohl bestätigt werden. Horst Eichholz, und Manfred Godek (v. li.) stoßen auf sie an.

Foto: MATZERATH

Alle vier Jahre richten die Altstadtfunken seit 1953 das Schürefest (Scheunenfest) aus. Im Grußwort des Bürgermeisters Daniel Zimmermann kommt auch die geplante Umgestaltung des Platzes zur Sprache. Er verspricht, dass "die Eiche unangetastet" bleibt, was ganz im Sinne der Veranstalter ist, denn im Schatten der Eiche wurden 1929 die Altstadtfunken aus der Taufe gehoben.

Nach dem Fassanstich mit dem Bürgermeister erschrecken zwei Böllerschüsse viele Damen, die den Knall mit spitzen Schreien quittieren. Um halb neun ändert sich plötzlich die Musik der dreiköpfigen Band "Konfetti". Zu "Rut sind de Ruse" und "Die Hände zum Himmel" gerät das Festzelt ins Schunkeln. Alles steuert auf den Höhepunkt des Abends zu: die Wahl der Miss Kradepohl 2014. Heute gibt die vor vier Jahren gewählte Magrit Norf ihr Amt an eine neue Miss ab. Noch wissen ganz Wenige, dass alles ganz anders kommen wird.

Noch ist Magrit Norf die amtierende Miss. Sie ist zwischen all den vielen Menschen ein Blickfang in ihrem rot-grünen Dirndl mit der weißen Bluse und dem passenden roten Halsschmuck. Sie wird von vielen herzlich mit Küsschen begrüßt, darunter auch von denjenigen, die offen ihr Bedauern ausdrücken, dass ihre vier Jahre vorüber sind. Eine der jungen Tänzerinnen flüstert ihr zu: "Ich will dich aber weiter im Bus haben!", was Magrit Norf lachend erklärt: "Ich begleite als Miss Kradepohl die Tänzer zu allen Auftritten und betreue gerade besonders gern die jungen Leute." Auch Vereinssprecher Torsten Schlender sieht Magrit Norf als "Mutter der Kompanie", die von allen ins Herz geschlossen worden sei. Und dann ist pünktlich um neun Uhr der Moment, wo Norf unter großem Beifall auf die Bühne tritt und der 1. Vorsitzende Manfred Godek ihre hervorragende Arbeit im Verein mit einem Blumenstrauß würdigt. Danach macht er es spannend und erzählt von hochgestellten Persönlichkeiten und der Länge ihrer Amtszeiten. Erwähnung findet auch Altbürgermeisterin Ingeborg Friebe mit 21 Jahren im Amt. Es sei ein bewegender Augenblick, wenn die Symbolfigur des Kradepohls gewählt werde. Dann ruft Godek mit Schmiss in den Festsaal: "Die alte und neue Miss Kradepohl ist - Magrit Norf", was tosenden Beifall auslöst.

In der Geschichte des Vereins ist es ein einmaliger Vorgang, dass eine Miss Kradepohl vom Vorstand zum zweiten Mal gewählt wird. Magrit Norf wird noch in diesem Monat 64 Jahre alt. Sie ist in der Monheimer Altstadt auf der Grabenstraße aufgewachsen und kommt aus einer karnevalsverliebten Familie. Ihr Vater war 1928 Gründungsmitglied der Altstadtfunken. Sie hat in der Monheimer Brauerei ihre Lehre zum Industriekaufmann absolviert und ist nach fünf Jahren zur Sparkasse gewechselt. 2002 gab sie ihren Beruf auf. Sie wohnte seit ihrer Hochzeit 1971 auf der Knipprather Straße und erst nach dem Tode ihres Mannes zog sie 2010 in eine Eigentumswohnung Im Rosengarten.

Zu ihrer Wiederwahl hält sie eine kleine Rede und bedankt sich für das Vertrauen. Mit großer Freude werde sie ihre weitere Amtszeit antreten. Große Freude hatten auch die Zugteilnehmer - insgesamt 50 Gruppen waren dabei, die rund um den Kradepohl gezogen sind. Rund 1000 Gäste hat Torsten Schlender für gestern und Samstag gezählt, die das seltene Fest besucht haben. Er zog zufrieden Bilanz.

(kneb)
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