Monheim Lust auf die Laube wecken

Monheim · Die Kleingartenvereine im Monheimer Stadtgebiet haben Nachwuchssorgen. Erstmals könnten Parzellen längerfristig leer bleiben. Mit neuen Konzepten wollen die Pächter der Areale nun gegensteuern.

 Die Gartenfreunde Heinz Wessel, Christa Friesenkothen, Ernst Wirtz, Monika Dierdorf, Martin Belger, Josef Belda und Helmut Nieswand (v. re) lieben ihre Laube. Doch jüngere Menschen lassen sich nicht mehr so einfach für den Zweitwohnsitz im Grünen begeistern.

Die Gartenfreunde Heinz Wessel, Christa Friesenkothen, Ernst Wirtz, Monika Dierdorf, Martin Belger, Josef Belda und Helmut Nieswand (v. re) lieben ihre Laube. Doch jüngere Menschen lassen sich nicht mehr so einfach für den Zweitwohnsitz im Grünen begeistern.

Foto: Matzerath

Holzhäuschen, Gartenteich, Tomatenstauden und ein Bänkchen, auf dem man an lauen Sommerabenden die Seele baumeln lassen kann. So sehen sie aus: die akkurat gepflegten Parzellen der Kleingärtner im Baumberger Feld. Eine Art Multifunktions-Zweitwohnung — inklusive Nutzgarten und Nachbarschaftstreff. Und in Jahren, in denen Autokauf oder Jobverlust für die Flugreise ans Mittelmeer keinen Spielraum lassen, sogar ein echter Urlaubsort. Freilich einer mit sinkender Attraktivität. Erstmals in der Geschichte der vier Anlagen im Monheimer Stadtgebiet (siehe Info) stehen einzelne Parzellen leer, eine Warteliste mit potenziellen Laubenpiepern gibt es nicht mehr.

"Demografischer Wandel und verändertes Freizeitverhalten bereiten uns mit Blick auf die nächsten Jahre Kopfzerbrechen", sagt Monika Dierdorf, Vorsitzende des Stadtverbandes der Kleingärtner. "In die Mucki-Bude gehe ich, wann ich will und so oft ich will. Um den Garten muss ich mich kümmern, auch dann, wenn ich mal keine Lust dazu habe", skizziert Fritz-Ulrich Axt vom städtischen Grünflächenamt eine Denkart, die vor allem unter 50-Jährige zögern lässt, sich ein Standbein im Grünen zuzulegen.

In der Tat: Ein eigener Kleingarten macht Arbeit (im Sommer an die zwei Stunden pro Tag) und zieht Pflichten (Gemeinschaftsaufgaben im Verein) nach sich. Und er kostet Geld. Zwischen 4000 und 9000 Euro — je nach Alter und Zustand — muss berappen, wer eine der 369 Parzellen mitsamt Stein- oder Holzhaus übernehmen will. Findet er später keinen Nachfolger, bekommt er auch kein Ablösegeld. "Der Verein kann das nicht übernehmen, er wäre im Handumdrehen pleite", sagt Christa Friesenkothen, Vorsitzende des Vereins Knipprather Busch. Hinzu kommt rund ein Euro pro Tag (etwa 350 Euro im Jahr) für die Pflege und Unterhaltung der eigenen sowie der Gesamt-Anlage.

Klare Botschaft

Für Helmut Nieswand, Geschäftsführer des Stadtverbandes, ist die Botschaft deshalb klar: Der Kleingarten ist ein Hobby, eine Liebhaberei, auf die man wirklich Lust haben muss. "In Zeiten, in denen Tomaten bei Discountern zu Tiefstpreisen angeboten werden, braucht — anders als nach dem Krieg — niemand mehr den Garten, um sich und seine Familie zu ernähren." Neue Lust auf diese Liebhaberei sollen neben Seniorencafés und -nachmittagen, Basaren und Nikolausfeiern vor allem auch spezielle Aktionen für Kinder ("Naschgarten") machen. Ebenfalls geplant: der Besuch von Schulklassen im Baumberger Feld. Auch veränderte Spielregeln, wie Mietgärten (statt Parzellenkauf) oder die Vermittlung von Krediten für einstiegswillige Kleingärtner, schließen Monika Dierdorf und die Chefs der vier Monheimer Vereine nicht mehr aus. Ihre Anregung: Vielleicht kann die Stadt als Eigentümerin des Kleingarten-Landes interessierten, aber noch zögernden Nachwuchsgärtnern mit einem zinslosen Darlehen den Parzellenkauf schmackhaft machen...

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(RP)
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