Monheim „Lokalhelden“ trotzen Online-Giganten

Monheim · Seit einem Jahr gibt es das lokale Internet-Portal mit über einer Million Angeboten.

 Heike Kohlen nutzt die Plattform „Lokalhelden“, um ihren Teeladen an der alten Schulstraße bekannt zu machen.

Heike Kohlen nutzt die Plattform „Lokalhelden“, um ihren Teeladen an der alten Schulstraße bekannt zu machen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Warum in die Ferne schweifen, wenn die Monheimer Geschäftswelt so nah liegt? Warum Amazon und andere Online-Giganten im Internet aufsuchen, wenn es doch die „Lokalhelden“ vor Ort gibt? Seit einem Jahr trotzen 186 Geschäftsleute, Serviceleister und Gastronome den Riesen-Anbietern mit einer eigenen lokalen Plattform. Über eine Million Produkte werden dort angeboten. Von Buch und Bettwäsche über Sättel und Sportkleidung bis zu Handarbeiten, Lebensmitteln und Fitnessstunden.

Monheims Geschäftswelt scheint geschlossen hinter den „Lokalhelden“ zu stehen, auch wenn sich nach einem Jahr der Erfolg noch bescheiden ausmacht. Heike Kohlen vom Teehaus am Rathaus stellt fest, dass die Website manche Kunden animiert,  in den Laden zu kommen und sich die Angebote in der Realität anzuschauen. Vom Bringdienst, der von den „Lokalhelden“ angeboten wird, hat bisher noch niemand Gebraucht gemacht. „Viele trauen sich einfach nicht“, sagt Kohlen. „Dabei ist das gerade für ältere Menschen ein tolles Angebot.“ Seit längerem fährt sie bereits aus eigener Initiative Tee zu ihren Kunden, die nicht mobil sind. „Wir liefern auch 250 Gramm Tee aus“, sagt sie, „und zwar in der Regel sogar noch am selben Tag. Unsere Website braucht noch ein bisschen, bis sie bekannter ist. Aber das kommt schon“, ist sie überzeugt.

Dirk Fleschenberg, Vorsitzender der Interessenvertretung Handel, Handwerk und Gewerbe in Monheim, setzt ebenfalls voll auf die Zukunft der „Lokalhelden“. „Die Zugriffe auf die Seite wachsen stetig. Das ist ausbaubar“, sagt er, wenngleich auch im Elektromarkt Expert Hoffmann, wo Fleschenberg Chef ist, im vergangenen Jahr lediglich drei Online-Käufe verzeichnet wurden. „Wir sind noch in der Phase des Bekanntmachens. Sich nicht bei den Lokalhelden zu engagieren, wäre ein Fehler.“

600 000 Euro hat die Stadt einmalig zur Verfügung gestellt, um das Online-Portal herzustellen. Geschäfte und Restaurants müssen nichts weiter tun, als die Seite mit Texten zu beliefern, Sonderangebote weiterzugeben und Speisekarten zu aktualisieren. Professionelle Fotos werden vor Ort gemacht. Das alles ist kostenlos für die lokale Geschäftswelt. Apropos Speisekarten: Die werden mittlerweile ziemlich oft aufgerufen, sagt Fleschenberg. Mit dabei sind beispielsweise das Café mit Liebe, die Futterkrippe, der Pfannenhof, die Biermanufactur, das Restaurant Zum Vater Rhein und andere. Ihr Angebot ist unter der Rubrik „Speisekarte“ zu finden.

Auch Silke Janzen von Silkes Sattelkammer setzt voll auf die Präsentation bei den „Lokalhelden“. „Es ist doch besser in der eigenen Stadt zu kaufen als bei Amazon“, sagt sie. „Irgendwann sollte es völlig  normal sein, als erstes bei den ,Lokalhelden‘ nach dem gesuchten Produkt Ausschau zu halten, ehe man überregionale Anbieter konsultiert.“ Der Weg dahin scheint allerdings nicht ganz so einfach zu sein. Denn wer einen Suchbegriff bei Google eingibt, bekommt als vorrangigen Anbieter sicher nicht die Monheimer Seite geliefert. „Dabei gibt es bei uns genug zu kaufen“, sagt Janzen. Sie selbst betreibt schon seit langem einen Online-Shop und verkauft dort Taschen, T-Shirts, Handtücher, Westen, Handschuhe – eben alles für Ross und Reiter. Auch sie hat die Erfahrung gemacht, dass die Leute gerne vom heimischen Sofa aus schauen und eine Vorauswahl treffen, um dann in den Laden zu kommen. „Auf lokaler Ebene nichts zu tun, wäre ganz falsch“, sagt sie überzeugt. „Die Lokalhelden machen Sinn.“

Letztlich ist die komplette Infrastruktur in Monheim in einer rasanten Entwicklung. Und da gehört auch ein eigenes Online-Portal dazu. Dirk Fleschenberg ist jetzt von Langenfeld nach Monheim umgezogen. „Das ist eine attraktive Stadt hier“, sagt er. „Die Unternehmenszahl wächst. Die Einwohnerzahl auch, es gibt Schulen, Kindergärten, Radwege und attraktive Straßen. Und die Stadt tut viel für den Handel, damit die Kaufkraft im Ort bleibt.“

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