Monheim Stasi-Erinnerungen berühren die Zuhörer

Monheim · Mehr als 80 Zuhörer kommen zur Lesung von Marie-Luise Knopp in der Monheimer Bibliothek.

 Marie-Luise Knopp (l.) holt druckfrischen Nachschub und erfüllt in der Monheimer Bibliothek Signierwünsche.  Foto: Knopp

Marie-Luise Knopp (l.) holt druckfrischen Nachschub und erfüllt in der Monheimer Bibliothek Signierwünsche. Foto: Knopp

Foto: Marie-Luise Knopp/Calvin Knopp

  Die Stühle in der Bibliothek an der Tempelhofer Straße reichen nicht aus. Mehr als 80 Zuhörer sind auf Einladung des Fördervereins „Pro Literatur“ zur Buchvorstellung der Urdenbacherin  Marie-Luise Knopp gekommen. In  „Eingesperrte Gefühle bahnen sich ihren Weg. Burg Hoheneck und ein Leben danach“ beschreibt die Autorin ihre Zeit in der  damaligen DDR, die für sie im Frauengefängnis Burg Hoheneck endete – nach einem gescheiterten Fluchtversuch.

Im Wechsel mit dem Verleger Alfred Büngen vom Geest-Verlag liest Knopp, ihre Stimme, auch heute, gut 40 Jahre danach, bewegt. Die Zuhörer lauschen gebannt, wie die Stasi  Knopp (damals Krüger) als junge Frau, Mutter eines Sohnes und begeisterte Lehrerin  immer stärker ins Visier nimmt, sie auf Schritt und Tritt überwacht, was schließlich in der Festnahme gipfelt. Ihr Sohn, damals sieben Jahre alt, wird ihr entrissen. Für Marie-Luise Knopp ein traumatisches Erlebnis, an dessen Verarbeitung sie sich erst heute gewagt hat.

Norbert Hambloch (Saxofon) und Udo Hasenbein (Gitarre) begleiten die Lesung – einfühlsam.  „Das war gar nicht so einfach. Ich hatte Gänsehaut, als ich das Buch gelesen habe“, sagt Hambloch.  Das Duo hat die passenden Töne – etwa zur Passage über den Gefängnisaufenthalt. Horror pur. Die hygienischen Zustände: ekelerregend, die Arbeiten: erniedrigend.  Knopp  sortiert Müll.  Einziger Lichtblick: Sie schließt Freundschaft mit der Gefangenen Kristel. Knopp hat Glück. Die Bundesrepublik  kauft sie 1974 nach einem Jahr frei. Sie kommt nach Benrath, lebt später in Urdenbach. „Ich habe hier so viel Unterstützung erfahren, dass ich etwas zurückgeben wollte“, sagt Knopp. Der Dank ist angekommen. Es gibt viel Applaus für die Akteure und Blumen für die Autorin.

(og)
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