Monheim Leise Wehmut in der Festfreude

Düsseldorf · Nachdem Bundesfinanzminister Peer Steinbrück das Fass angestochen hatte, feierten an die 60.000 Besucher das 30. Septemberfest im Berliner Viertel. Möglicherweise, wie der LEG-Mieterbeirat befürchtet, zum letzten Mal.

Wer im Jahre 1978 über das erste Septemberfest im Berliner Viertel schlenderte, hat wohl kaum damit gerechnet, dass er das in 30 Jahren immer noch tun kann. Damals konnte man zwar noch keine gebrauchten DVD-Player oder gar Computer auf dem Trödelmarkt erwerben, doch trotzdem verzeichneten die Organisatoren des Mieterbeirats der Landesentwicklungsgesellschaft NRW (LEG) jedes Jahr steigende Besucherzahlen.

Auch kulinarisch Multi-Kulti

Natürlich war zum runden Geburtstag am vergangenen Wochenende besonders viel los: Sieben große Fahrattraktionen wurden aufgebaut sowie diverse weitere Karussells und Schießbuden. Für das leibliche Wohl sorgen Bratwurst- und Pommes-Stände sowie ein Zelt mit türkischen Spezialitäten. Auf großen Tischen präsentieren Trödler ihre Ware und die Jüngeren haben mit Decken die Zwischenräume belagert. Kinder mampfen Zuckerwatte und Eltern unterhalten sich am Bierzelt.

Mitten im Getümmel: Hans-Martin Belger. Der Vorsitzende des LEG-Mieterbeirats macht ein zufriedenes Gesicht. "Das Septemberfest ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens", erzählt der Monheimer. Er hat nicht nur alle mit erlebt, sondern von Anfang an mit organisiert. Seit 32 Jahren sitzt er im Beirat und ist seit 27 Jahren dessen Vorsitzender. Finanzminister Peer Steinbrück zapfte zur Eröffnung die ersten Biere. "Zu Ende zapfen musste ich dann allerdings selbst", sagt Belger lachend.

Im Getümmel wartet der 14-jährige Houssein vor seiner Haustür darauf, dass ihm einige Kinderbücher abgekauft werden. Er sitzt schon zum zweiten Mal hier und freut sich auf den Abend mit seinen Freunden. Dann sind Eltern, Kinder und Rentner längst zu Hause und das Fest gehört der Jugend. Ein paar Meter weiter verkaufen Artur (19), seine Schwester Ina (17) und deren Freundin Marina (16) unter anderem ihren alten DVD-Player. Das Geschäft scheint gut zu laufen: "Wie viel wollt ihr hierfür haben?" — "Sechs Euro", sind sich die drei Geschäftsleute einig, und schon hat ein weiteres Brettspiel seinen Besitzer gewechselt. Standgebühren müssen sie keine zahlen: "Wir haben ja keinen Tisch", erklärt Artur. Im Gegensatz zu Klaus Dieter Altjohann. Seit 9 Uhr ist der LEG-Mieter schon vor Ort und verkauft neben Puppen und Kuscheltieren auch gehäkelte Bilder. "Bis 18 Uhr werde ich hier wohl noch stehen", vermutet er. Und anschließend mit den Nachbarn wohl selbst noch ein bisschen feiern... . INTERVIEW

(RP)
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