Langenfeld/Monheim Leihgaben zum Ersten Weltkrieg gesucht

Langenfeld/Monheim · 100 Jahre nach Kriegsausbruch greifen Archive und Heimathistoriker das lückenhaft dokumentierte Thema vielfach auf.

 Die Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen (heute: LVR-Klinik) wurde als Militärlazarett genutzt. Das Bild mit Geschützen und Soldaten entstand 1916.

Die Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen (heute: LVR-Klinik) wurde als Militärlazarett genutzt. Das Bild mit Geschützen und Soldaten entstand 1916.

Foto: Stadtarchiv Langenfeld

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren beschäftigt zurzeit die Archivare. Wenn am Donnerstag das Stadtmuseum im Langenfelder Freiherr-vom-Stein-Haus nach anderthalbjährigem Umbau wiedereröffnet wird, nimmt dieses dunkle Kapitel der Geschichte breiten Raum ein.

 Treffen der Feldhausener und Landwehrer Soldaten 1915 (v.l.): Ernst Pferdemenges, Hermann Wolferts, H. Biesterfeld, Willi Klos, (vorne) August Lauffenberg, Karl Kloos, Alfred Wolferts, Walter Vogel.

Treffen der Feldhausener und Landwehrer Soldaten 1915 (v.l.): Ernst Pferdemenges, Hermann Wolferts, H. Biesterfeld, Willi Klos, (vorne) August Lauffenberg, Karl Kloos, Alfred Wolferts, Walter Vogel.

Foto: Stadtarchiv Langenfeld

"Der enge Bezug zu Langenfeld ergibt sich allein schon daraus", sagt Museums- und Archivchefin Dr. Hella-Sabrina Lange, "dass der verdiente Bürgermeister Felix Metzmacher als Kriegsfreiwilliger im Jahr 1914 an der Westfront starb." Zudem sind die Archive beider Städte in die Ausstellung "Erster Weltkrieg und die Heimatfront in Leverkusen, Langenfeld, Leichlingen und Monheim" eingebunden, die ab dem 16. Februar in der Opladener Villa Römer zu sehen ist.

Nach einem Aufruf in der RP vor einem halben Jahr, hierfür geeignete Exponate zur Verfügung zu stellen, kamen nach den Worten des Langenfelder Bildarchivars Marco Klatt in seinem Haus insgesamt 168 Leihgaben zusammen. "Darunter befanden sich Stücke, die Väter oder Großväter offensichtlich in Schützengräben selber hergestellt hatten: Aschenbecher aus Handgranaten oder Kartuschen, ein Damenarmreif aus einem Führungsring oder auch ein Brieföffner aus einem Granatsplitter." Dazu kamen etliche Medaillen und Ehrenzeichen, Soldbücher, Feldpostkarten und Fotos. "Wir haben diese Leihgaben dem Bergischen Geschichtsverein übergeben, der gemeinsam mit der stadtgeschichtlichen Vereinigung Leverkusen die Ausstellung in Opladen organisiert."

Sehr dürftig war indes bislang das Echo in Monheim. Dabei wäre Stadtarchivar Michael Hohmeier an Fotos und Schaustücken aus dem Ersten Weltkrieg mit Ortsbezug höchst interessiert. "Leider sind diese Kriegsjahre für Monheim und Baumberg im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg bei uns sehr schlecht dokumentiert. Da wirkt sich aus, dass es hier erst seit 1986 ein hauptamtliches Archiv gibt." Wenn Hohmeier selber zu diesem Thema forscht, dann gestaltet sich das mühevoll. Die Namen von Gefallenen entnahm er dem Sterberegister, bei weiteren Recherchen stützte er sich auf die Schulchronik eines Baumberger Hauptlehrers.

"Der hat damals niedergeschrieben, wie die Versorgungslage immer schlechter wurde und Unterricht ausfiel, weil Schüler zum Sammeln von Metall, Papier, Laub und Geld herangezogen wurden. Auch über einen Luftangriff schreibt er, wobei nicht klar ist, ob dieser in Baumberg oder in der Umgebung erfolgte." Auch im Deusserhaus des Heimatbunds wären Dokumente aus dem Ersten Weltkrieg erwünscht.

Das Langenfelder Stadtarchiv und -museum ist nicht nur wegen der Bilder und Texte zu Felix Metzmacher besser bestückt. Es gab 313 Kriegstote aus der Gemeinde Richrath-Reusrath, und die Rheinische Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen (heute: LVR-Klinik) wurde als Militärlazarett genutzt. Nach Angaben von Dr. Hella-Sabrina Lange wird das Thema Erster Weltkrieg in diesem Jahr nicht nur im erneuerten Stadtmuseum und durch die Sonderschau in Opladen aufgegriffen. Zusätzlich arbeiten alle Archive im Kreis Mettmann an einer Dokumentation, die dann ins Internet gestellt werden soll. "Die Themenschwerpunkte haben wir untereinander aufgeteilt." Außerdem sei im Mai eine Veranstaltung in Ratingen geplant, bei der sie selber einen Vortrag halten wird.

(RP)
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