Monheim "Lehrer sind der Motor der Inklusion"

Monheim · Peter Heimann erläuterte im Redaktionsgespräch, wie das gemeinsame Lernen in Monheim auf den Weg gebracht wird.

 Fachbereichsleiter Peter Heimann Gespräch mit RP-Redakteurin Petra Czyperek.

Fachbereichsleiter Peter Heimann Gespräch mit RP-Redakteurin Petra Czyperek.

Foto: Ralph Matzerath

"Grundsätzlich haben Eltern die Wahlfreiheit, an welcher Schule sie ihr Kind anmelden", sagt Peter Heimann, Fachbereichsleiter Schulen und Sport. Dennoch sind Väter und Mütter, die sich für ihren behinderten Nachwuchs den Besuch einer Regelschule wünschen, zur Zeit verunsichert, was sie im kommenden Schuljahr tatsächlich erwartet.

Diese Kinder haben zwar jetzt einen Rechtsanspruch auf Inklusion — das heißt, sie können am gemeinsamen Unterricht teilnehmen, statt wie bisher in vielen Fällen eine Förderschule zu besuchen — doch der Streit zwischen der Landesregierung und den Kommunen, wer letztendlich die Kosten für die schulische Inklusion übernimmt, ist immer noch nicht geklärt. Das Land NRW lehnt es ab, den Städten sämtliche Kosten für den Unterricht behinderter Kinder an Regelschulen auszugleichen. Einige kommunale Spitzenverbände denken deshalb über eine Verfassungsklage nach.

Der Verwaltungsexperte Heimann setzt auf pragmatische Entscheidungen und will versuchen, auch im Einzelfall eine Lösung zu finden. Gerade bei den weiterführenden Schulen sei das ein schwieriger Abstimmungsprozess, der sich bis zu den Sommerferien hinziehen könne. So entscheide die Zügigkeit einer Schule darüber, ob dort inklusive Klassen möglich sind. "Wir beraten Eltern aber, ihre Kinder an der Gesamt- oder Sekundarschule anzumelden, damit wir dort Ressourcen vorhalten können."

Beide Schulformen seien auf gemeinsames Lernen ausgerichtet. Pro Klasse müssten zwei Kinder mit Handicap angemeldet sein, damit man Integrationshelfer oder Sonderpädagogen zur Unterstützung einsetzen könne. Die bisherigen Anmeldezahlen legten nahe, dass an diesen beiden weiterführenden Schulen auch tatsächlich inklusive Klassen eingerichtet werden können.

Ein weiterer Knackpunkt: Der Kreis Mettmann stellt zum Ende des Schuljahres die Finanzierung der Inklusionshelfer ein. Nur in Einzelfällen würde ihr Einsatz noch genehmigt und bezahlt. Die Eltern müssten eine solche Unterstützung dann selber beantragen. Die Stadt Monheim beschäftigt aktuell elf Inklusionshelfer in ihren Schulen. Sie möchte das Angebot weiter aufrechterhalten, sagt Peter Heimann. Jeweils ein Helfer betreut pro Klasse bis zu fünf Kinder. Für die nächste Sitzung des Bildungsausschusses am 13. März hat er eine Vorlage erarbeitet. Die Politiker stimmen dann darüber ab, ob die Stadt Monheim die Kosten für diese Unterstützung übernimmt, wenn das Land NRW kein Geld bereitstellt. Pro Jahr entstünden dann für die elf Inklusionshelfer 110 000 Euro Mehrkosten.

Rund 55 Kinder — die meisten mit dem Förderschwerpunkt Lernen — werden im laufenden Schuljahr bereits an einigen Grundschulen sowie an der Gesamt- und Sekundarschule unterrichtet. "Wir verstehen uns als Hauptstadt des Kindes. Die individuelle Förderung rückt immer mehr in den Vordergrund", betont Heimann. Dieser Ansatz werde besonders an der Gesamt- und der Sekundarschule umgesetzt und mitgetragen.

Letztlich entscheide aber nicht allein die räumliche Situation oder die Ausstattung mit Lehrerstellen über eine erfolgreiche Inklusion. Der interne Auftrag bestehe für alle Schulen darin, im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles dafür zu tun, dass der Unterricht mehr Gemeinschaft ermögliche und mehr die individuelle Vielfalt aller Schüler fördere. Die Schulleiter und das gesamte Kollegium müssten bereit sein, diesen Weg zu gehen. Heimann nimmt an, dass Förderschulen auch zukünftig ihren Platz im Schulsystem behalten werden. So seien schwerst behinderte Mädchen und Jungen dort häufig besser aufgehoben. Viele Eltern wünschten sich einen gezielt auf das Handicap ausgerichteten Unterricht.

Auch bei Kindern mit den Förderschwerpunkten geistige oder emotionale Entwicklung sei in schweren Fällen der Besuch einer Förderschule angeraten. Doch das Gros der Kinder mit Handicap gelte als lernbehindert und könne inklusiv unterrichtet werden. Die Umsetzung der Inklusion sei jedoch ein steter Prozess und nicht mit Beginn des neuen Schuljahres im Ergebnis abgeschlossen.

(RP)
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