Monheim Legionellen verunsichern LEG-Mieter

Monheim · Die Bewohner von sechs Wohnungen im Mehrfamilienhaus an der Plötzenseer Straße 10 haben bis Ende September Duschverbot. Die Sanierung ist abgeschlossen. LEG muss aber die Auswertung der Nachproben abwarten.

 Denice Mingers ist verärgert. Sie hat seit Wochen nicht mehr zu Hause geduscht. Es besteht Legionellengefahr.

Denice Mingers ist verärgert. Sie hat seit Wochen nicht mehr zu Hause geduscht. Es besteht Legionellengefahr.

Foto: Ralph matzerath

Seit drei Wochen hat sich Tereza Koch (23) nicht mehr in ihrer Wohnung an der Plötzenseer Straße 10 geduscht. Stattdessen wäscht sie sich bei Freunden. "Ich habe einfach Angst, dass das Legionellen-Problem noch nicht gelöst ist." So geht es auch Denice Mingers. "Ich hatte sogar Ausschlag von dem Wasser. Das hat der Arzt bestätigt", sagt die 18-Jährige. In den beiden Wohnungen der Frauen — und in vier weiteren Objekten des sechsstöckigen Mehrfamilienhauses der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) mit insgesamt 83 Wohnungen — wurden "hohe Legionellenwerte ermittelt", bestätigt LEG-Pressesprecher Mischa Lenz: "Die übrigen bewohnten Wohnungen waren ohne Befund." In anderen Häusern im Berliner Viertel gab es keine auffälligen Legionellenmesswerte, so dass Lenz von einem "Einzelfall" spricht. Die belastenden Werte seien bei einer Routinekontrolle aufgefallen. "Es ist aber niemand krank geworden oder verletzt", widerspricht Lenz der Aussage von Denice Mingers. Seitdem gilt in den betroffenen Wohnungen striktes Duschverbot. Das beziehe sich ausschließlich auf die Benutzung des Duschkopfes. Baden und Waschen am Waschbecken seien gefahrlos möglich. Der Sprecher geht davon aus, dass die Duschen Ende September wieder benutzt werden können.

Die Landesentwicklungsgesellschaft habe sofort auf den Missstand reagiert und gemeinsam mit Fachingenieuren ein Konzept zur Sanierung der Warmwasserversorgungsanlage erstellt. Die Arbeiten seien inzwischen abgeschlossen. Und auch die notwendige thermische Desinfektion habe man durchgeführt. Am Montag sei erneut eine Wasserprobe entnommen worden, doch die Ergebnisse lägen erst zum Ende des Monats vor, sagt Lenz. Sämtliche Maßnahmen seien von Anfang an mit dem Kreisgesundheitsamt in Mettmann abgestimmt worden. Dr. Rudolf Lange leitet die Kreisbehörde und erläutert die aktuelle Rechtslage. Demnach muss der Betreiber einer Warmwasseranlage diese regelmäßig warten lassen und das Gesundheitsamt informieren, wenn es Auffälligkeiten wie beispielsweise hohe Legionellenmesswerte gibt — wie jetzt in Monheim. Gefahren bergen besonders große und auch ältere Anlagen mit langen, verzweigten Rohrsystemen. Probleme könnten durch eine schlechte Isolierung der Leitungen entstehen, an Wasserhähnen, die selten genutzt werden, weil Wohnungen leer stehen oder die Mieter im Urlaub sind, aber auch durch Rücklaufsysteme, die nicht richtig funktionierten. "Ideale Bedingungen für Legionellen sind Temperaturen zwischen 25 und 40 Grad", sagt der Experte. "Da fühlen sie sich kuschelig und vermehren sich schnell."

Die Monheimer Stadtspitze erfuhr erst auf Nachfrage von dem Problem. Man sei "nicht direkt informiert worden", sagte Bürgermeister Daniel Zimmermann. "Wir sind nicht verpflichtet, es der Verwaltung zu melden, weil es sich um ein Privathaus handelt", erläuterte Anne Grassberger (Sprecherin der Kreisverwaltung) das Vorgehen. Bei öffentlichen Gebäuden wie beispielsweise Schulen, Turnhallen, dem Rathaus oder Kindertagesstätten sei die Verwaltung "gut aufgestellt", betont Michael Lobe vom örtlichen Gebäudemanagement. Vergleichbare Fälle hätten sich dort deshalb bisher nicht ereignet. Die Leitungen in den Gebäuden würden jährlich überprüft, erhöhte Werte sofort registriert. In regelmäßigen Abständen werde die thermische Desinfektionsanlage über mehrere Stunden eingeschaltet. Sie sei in die Heizung integriert und würde Legionellen — falls vorhanden — sofort abtöten.

(RP)
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