Tag des Offenen Denkmals im Langenfelder Haus Graven Förderverein macht Geschichte lebendig

Langenfeld · Die Langenfelder Wasserburg Haus Graven: Der lange Weg vom Adelssitz über tückische Epidemien bis hin zur modernen Kultur- und Tagungsstätte.

 Blick hinter die Kulissen: Am Tag des offenen Denkmals führte Petra Hoffmann (rechts) und das Team über 400 Besucher durch die Burg.

Blick hinter die Kulissen: Am Tag des offenen Denkmals führte Petra Hoffmann (rechts) und das Team über 400 Besucher durch die Burg.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Gut sichtbar wachen die Ritter der Gruppe Leones Pugnae vor den Toren: Es gilt einen wertvollen Schatz zu bewachen, damit die Nachwelt ihn noch lange erleben kann: Die Wasserburg Haus Graven. Auch die beteiligt sich am bundesweiten Tag des offenen Denkmals. Engagierte Mitglieder des Arbeitskreises Geschichte des 2009 gegründeten Vereins „Wasserburg Haus Graven“ führten ab mittags interessierte Besuchergruppen durch das historische Gebäude. Ilse Mundt, Petra Hoffmann oder Norbert Willems zeigten auch Räume, die sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Dazu gab es Unterstützung des VHS-Filmkreises: Er informierte in einem Raum in Dauerschleife mit Videofilmen über die Geschichte von Haus Graven und der Motte Schwanenmühle.

Im Geschichtsraum im Turmzimmer, der mit vielen Schautafeln, lebensgroßen Figuren und Urkunden, und Modellen der ursprünglichen Motte aus dem 13. Jahrhundert bestückt ist, freute sich Gabriele Klotz über viele Neugierige. „Das meiste Interesse gilt den früheren Pächtern der zuletzt als Bauernhof geführten Burg und dem Schicksal der Familie Vellbrück, die 1656 die Wasserburg (wieder) aufbauten und von deren zehn Kindern nur zwei die Pestzeit überlebten“, so Klotz, die den Geschichtsraum beaufsichtigte.

Anschaulich wird dort auch der Weg der Burg vom Adelssitz bis zur heutigen Kulturstätte dargestellt. Deshalb konnten die Besucher am Sonntag auch die aktuelle Ausstellung im Erdgeschoss mit den teils großformatigen Werken des Malers Lars Reiffers sehen. Von Ostern bis Oktober zeigt der Förderverein Wasserburg regelmäßig wechselnde Ausstellungen, die immer sonntags und an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr besucht werden können.

Doch nicht nur Langenfelder Besucher fanden den Weg zu der Wasserburg. Ursula und Manfred Geiler aus Leichlingen erfuhren beim Wandern in der Vorwoche zufällig vom Denkmaltag in der Wasserburg, und machten sich Sonntag auf den Weg. Sie waren von den Räumen und der Geschichte angetan, und die Rast im Burg-Café bot den passenden Abschluss. Jürgen Somnitz aus Erkrath und seine Frau hatten sich am Tag des Denkmals bewusst für ein – zum Beispiel im Vergleich zu Schloss Benrath - eher abgelegenes Ziel entschieden, das sie noch nicht kannten. „Gut zu wissen, was wir für interessante Ziele in der Region haben.“

Der Blick in die Geschichte zeigt, dass der Siedlungsname Graven 1334 zum ersten Mal eine urkundliche Erwähnung fand. „Die Burganlage selbst erscheint erstmals schriftlich 1341, als Ritter Adolf von Graven vom Kölner Erzbischof Walram von Jülich mit ihr belehnt wurde“, beschreibt Petra Hoffmann vom der Förderverein Wasserburg Haus Graven die Anfänge. „Von den vorgenannten von Graven gelangte die Burg später über Johann von Overheid und Gattin Agnes von Kessel durch Kauf im Jahre 1592 an Rütger von Bottlenberg-Kessel. Dessen Tochter Agnes von Bottlenberg-Kessel ehelichte 1618 einen Gerhard von Aldenbrüggen genannt Velbrück, der auch Mauel an der Sieg und das Gut Lanquit (heute: Langfort) besaß“, erzählt sie weiter. Dessen Sohn Conrad Gumprecht von Velbrück (1624-1672) ließ die Anlage wenige Jahre nach den schweren Zerstörungen durch den Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) 1656 wieder instand setzen. „Letzterer genießt auch in der Langenfelder Stadtgeschichte eine herausragende Stellung, war er es doch, der Langenfeld am 30. Dezember 1666 aus dem Amte Monheim in die Unabhängigkeit führte“, erzählt Ilse Mundt vom Verein. „Durch weitere Heirat gelangte Haus Graven dann 1769 an den Freiherrn Johann Wilhelm Josef von Mirbach zu Harff und wurde 1832 in der Liste der landtagsfähigen Güter aufgeführt. Die Familie Mirbach-Harff blieb bis 1974 Eigentümerin der Anlage, ehe sie diese an einen Privatmann verkaufte, der in der Vorburg Werkräume und Ateliers einrichtete“, beschreibt sie die weitere Geschichte. Danach, von 1994 bis 1996 wurde die Burg durch Privatinitiative vollständig restauriert. Als der Eigentümer verstarb, habe die Burg leergestanden. „Ende 2010 mietete die Stadt Langenfeld sie für zehn Jahre an und übertrug den Betrieb der Anlage für die Dauer der Mietzeit auf unseren Förderverein Wasserburg Haus Graven“ erinnert sich Norbert Willems. 2020 kaufte die Stadt Langenfeld die Gemäuer. Zeitgleich kam es zur Gründung der „Stiftung Wasserburg Haus Graven gGmbH“, die die historische Anlage der Öffentlichkeit zugänglich machen und das Denkmal weiter pflegen soll.

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