Langenfeld Langenfelds Rathaus-Kunst ist renovierungsreif

Langenfeld · Die Stadt steht vor der Frage, wie viele Luther-Spiegel sie erneuern soll: alle 20 für fast 70.000 Euro oder nur die Hälfte?

 Die letzte Restaurierung ist zehn Jahre her. Ein Arbeiter montierte damals die erneuerten Luther-Spiegel am Rathaus.

Die letzte Restaurierung ist zehn Jahre her. Ein Arbeiter montierte damals die erneuerten Luther-Spiegel am Rathaus.

Foto: Ralph Matzerath

In Zeiten des zu- und abnehmenden Lichts entfalten sie ihre Wirkung besonders schön. Die "Luther-Linsen" an der Westfassade des Rathauses spiegeln das Wolkenspiel am Himmel, das die Sonne mal verdeckt, mal voll zur Geltung kommen lässt. Gestern war wieder so ein Tag, und für viele Langenfelder, die aus Richtung "Pizza Pazza" über den Konrad-Adenauer-Platz eilen, gehört die Diagonale aus den zehn sattelitenschüsselgroßen Hohlspiegeln zum Rathaus wie der Schiefer an der Fassade. Doch das Werk des Künstlers Adolf Luther ist brüchig. "Ohne Restaurierung muss es noch in diesem Jahr aus Sicherheitsgründen abgehängt werden", sagt die städtische Kulturkoordinatorin, Volkshochschulleiterin Juliane Kreutzmann.

Es ist eine von drei "Handlungsoptionen", die sie in einem Bericht an den am kommenden Dienstag tagenden Kulturausschuss des Rates aufführt. Im Fall der bloßen Abhängung würde die private Luther-Stiftung die Spiegel übernehmen. Die anderen beiden Optionen sehen jeweils eine Restaurierung vor: entweder nur eine Erneuerung der Spiegelreihe an der Westfassade oder zusätzlich auch eine der zehn Spiegel, die bis voriges Jahr in waagerechter Reihe an der Nordseite des Rathauses hingen. Das eine würde geschätzt rund 30.000 Euro, das Komplettpaket fast 70.000 Euro kosten.

Erneuert werden muss nach Begutachtung durch Fachleute die Kunststoffverkleidung der jeweils zirka zehn Kilo schweren Hohlspiegel mit 85 Zentimeter Durchmesser. Außerdem müssten sämtliche Spiegel gereinigt und je fünf silberne und blaue Linsen wegen Glasbruchs ausgetauscht werden. Es wäre die zweite Restaurierung. Vor zehn Jahren übernahm dies ein Dortmunder Spezialbetrieb für rund 10.000 Euro.

Aufgehängt wurden die beiden Spiegelreihen vor 27 Jahren, im Zuge der Ausstellung "Langenfeld und Kunst im öffentlichen Raum 5". 1990/91 kaufte die Stadt das Werk mit dem Titel "Integration" für 45.000 D-Mark. Sein Schöpfer Adolf Luther (1912-1990) zählt zu den Hauptvertretern der kinetischen Kunst und der Optical Art des 20. Jahrhunderts. Wie die Mitglieder Düsseldorfer Gruppe "Zero" (Piene, Mack, Uecker) verfolgte der Krefelder die Absicht, Lichtkunst im Alltag zu verankern.

Juliane Kreutzmann plädiert deshalb für eine Restaurierung: "Luther ist ein bekannter Künstler, seine Spiegel sind - wie die Mack-Stele ganz in der Nähe - längst ein Markenzeichen von Langenfeld", sagt die Kulturkoordinatorin. Im Ausschuss dürfte sie damit auf Gegenliebe stoßen. Hiltrud Markett von der CDU-Mehrheitsfraktion erinnert an eine missglückte Pappmaché-Installation der 1990er Jahre im Volksgarten: "Im Unterschied zu verrottenden Figuren, die an Drähten hängen, ist das am Rathaus echte Kunst. Und die will gepflegt sein!" Auch bei der Ratsopposition haben die Luther-Linsen Freunde. So sagt Lothar Witzleb (SPD): "Die Spiegel sind Bestandteil unseres Kulturpfads und sollten es auch bleiben."

(gut)
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