Langenfelder Verein Zöpfe und Zahngold gegen Kinderleid

Langenfeld/Hilden · Christopher Morboga sammelt für die Stiftung It’s for Kids auf kreative Weise Spenden in Langenfeld und Umgebung.

 Christopher Morboga, Thommy Böhlig und Sascha Klees (v.l.) sammeln Ausgedientes, wie etwa alte Handys für den guten Zweck.

Christopher Morboga, Thommy Böhlig und Sascha Klees (v.l.) sammeln Ausgedientes, wie etwa alte Handys für den guten Zweck.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Alte Zöpfe landen meist im Müll. Zahngold liegt vergessen in heimischen Schubladen, wenn es nicht zum Juwelier getragen wird.  Bei „It‘s for Kids“ ist beides von ganz besonderem Wert. Die Materialien sind Grundstock einer Stiftung zu Gunsten  von Kindern in Notsituationen.  Rainer Koch, Geschäftsführer der Ador-Edelmetalle Hilden, rief sie vor 20 Jahren ins Leben. Mittlerweile hat „It’s for Kids“ 430 ehrenamtliche Helfer. Einer davon ist der Langenfelder Christopher Morboga, Kurator der Stiftung und Regionalgeschäftsführer der Barmer Ersatzkasse.

„Die Kreativität beim Spenden sammeln steht bei uns im Vordergrund “, sagt er. „Wir machen Geld aus dem, was andere wegwerfen.“ Schon Rainer Koch dachte ungewöhnlich, als er, der in seiner Firma Dentallegierungen produziert, Zahnärzte anhielt, ihre Patienten um altes Zahngold für einen guten Zweck zu bitten. „Das ist zwar im Einzelnen nicht viel. Aber in der bundesweiten Masse schon“, sagt Morboga. 1000 Zahnärzte machen heute mit. Weitere aus Langenfeld, Monheim und Hilden sind willkommen. Genau so sammeln Zahnlabors den Goldstaub ein, der bei der Produktion von Zahnersatz anfällt, und geben ihn an It’s for Kids.

 2000 Friseure legen abgeschnittene Zöpfe ab 25 Zentimeter Länge zur Seite, statt sie zu entsorgen.  Von einer Fachfirma werden sie zu Echthaar-Perücken für krebskranke Kinder verarbeitet. „Diese Perücken sind bei uns Mangelware“, sagt Morboga. Wer mitmacht, hilft kranken Kindern.

Mittlerweile nimmt „It’s for Kids“  auch ausrangierte Handys an, die von der Telekom recycelt oder ausgeschlachtet werden. Der Erlös geht an die Stiftung. Und einige Handwerksbetriebe entsorgen ihren Metall-Schrott nicht mehr auf dem Wertstoffhof, sondern bringen ihn beispielsweise zu einem Container am Autohaus Neumann an der Baumberger Chaussee in Monheim, wo Chef Alexander Grams ihn für einen guten Zweck entgegennimmt.  Gefragt sind Altmetalle, Edelstahl, Alu, Kupfer, Messing und Elektroschrott. Handy-Sammelstellen  sind an der Wing Tsjun International-Schule, Kronprinzstraße  90A,  in Langenfeld, an der Fahrschule Orange Drive, Geschwister-Scholl-Straße 53D, Monheim, und bei It’s for Kids, Auf dem Sand 14, Hilden. Achtung: Öffnungszeiten beachten, denn die Behältnisse müssen aufgeschlossen werden.

30 Unternehmen in Langenfeld und Umgebung helfen bereits misshandelten, missbrauchten oder bedrohten Kindern über die Stiftung.  Das Geld fließt in Kinderschutzzentren, in Therapien,  in Projekte des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer. Es wurden beispielsweise Laufräder für Kindergärten angeschafft, das Kinderhospiz in Düsseldorf gefördert  und mehr. Spendenanträge können  laut Satzung alle Organisationen stellen, die sich um sozial benachteiligte, sexuell missbrauchte und misshandelte Kinder kümmern. „Für mich ist dieses Ehrenamt ein Muss“, sagt Morboga, „auch wenn es viel Zeit frisst. Aber ich habe eine glückliche Kindheit gehabt, und ich denke, meine beiden Kinder können das auch sagen, wenn sie mal  18 sind. Das ist nicht in jeder Familie so.“

 Am 30. Juni hatte der Verein ein Gesamtspendenaufkommen von 3,6 Millionen Euro bundesweit. Und das alles durch unermüdliches  Ausschöpfen kleiner Quellen. „Kreativ-Spenden“ nennt Morboga das Konzept. Allerdings bedarf es der Mitarbeit vieler Ehrenamtlicher und vieler Handwerker und Unternehmer, die bereit sind, zusammenzutragen, statt wegzuwerfen. Thommy Luke Böhlig mit seiner Wing Tsun-Schule in Langenfeld leistet seinen Beitrag, indem er Kindern in der Kita zeigt,  wie man Erwachsenen gegenüber selbstbewusst auftritt und auch mal klar „Nein“ sagt. Auch das ist eine wichtige Spende, die Morboga gerne annimmt. Darüber hinaus sind es die Lady Lions vor Ort, die „It’s for Kids“ unterstützen. „Wenn es um Kinder geht, sagen 80 Prozent der Gefragten ihre Hilfe zu“, sagt Morboga.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort